Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
getötet?“, fragte Klauk und blickte zu dem Toten herüber. Wie magnetisch hing sein Blick auf dem beinahe halbierten Schädel. Jeder Mensch war einzigartig, auch im Tod. Kein Toter glich dem anderen. Auch hier regierte die Magie des Schreckens.
„ Wir müssen sofort diese Truhe finden“, sagte Rosin. Sie stürmte aus dem Zimmer und stieß auf dem Flur mit dem bleichgesichtigen Staatsanwalt zusammen. „Darf ich mal“, sagte sie und rannte die Treppe hinunter.
Im Eingang traf sie auf die ersten Mitarbeiter der KTU, die sich ihre Überschuhe anzogen. „Der Tote ist oben im Schlafzimmer, ich brauche aber direkt einen von euch im Keller“, sagte sie im Vorbeigehen. Sie orientierte sich und sah die Kellertüre links vor sich. Konnte das wirklich sein? So einfach? Mit einem Schlag beide Mordfälle gelöst? Die ganzen bisherigen Ermittlungen für die Katz?
Von oben hörte sie noch die Stimme von Überthür, konnte aber nicht verstehen, was er sagte, denn sie war bereits an der Kellertüre angekommen. Sie fingerte nach dem Lichtschalter und sah die trotzdem mickrig beleuchtete Kellertreppe hinunter. Trotz des Lichtes war es dunkel. Unheimlich. Sie suchte ihre Taschenlampe und schaltete sie ein. Jetzt erst traute sie sich, hinunterzugehen.
Die Treppenstufen waren alt und ausgetreten. Die Villa schätzte sie auf achtzig bis neunzig Jahre. So alt waren sicher auch die hölzernen Stufen, die unter ihren Schritten knarzten. Vor der letzten Stufe zog sie den Kopf ein, dort gab es einen Unterzug, der wohl zwei tragende Wände miteinander verband. Als Warnung war dort rot-weißes Absperrband aufgeklebt. Wie pragmatisch, dachte sie. Sie hätte Farbe genommen.
Der Raum, in dem sie nun stand, war leer, es gingen drei Türen davon ab. Es roch so, wie sie es aus den Kellern alter Häuser gewohnt war. Muffig. So hatte es auch in dem Keller ihrer Großeltern gerochen. Dort hatte sie oft Verstecken gespielt. Der Geruch war ihr vertraut. Sie entschied sich für eine der Türen, öffnete sie. Dahinter stand groß und modern die Heizungsanlage. Sie blickte sich kurz um, es gab keine Truhe hier.
„ Nach was suchen wir?“, fragte eine Stimme hinter ihr. Sie erschrak und fuhr herum. Dennis Seib stand auf der letzten Treppenstufe und hielt den Kopf schräg, um nicht gegen den Unterzug zu stoßen. Über seiner Schulter baumelte eine Kamera, in seiner Hand hielt er seinen Tatortkoffer.
„ Jetzt hast Du mich erschreckt“, sagte sie und fasste sich an die Brust, „Wir suchen eine Truhe, in der die Mordwaffe im Fall Königer versteckt sein soll.“
Sie pustete einmal die Luft aus. „Ich habe schon gehört. Der Mann soll der Mörder der beiden sein, Schnackenberg und Königer. Kaum zu glauben“, sagte Seib.
Eine Locke zwängte sich unter der weißen Kapuze des Overalls hervor. Rosin blickte kurz amüsiert zu ihm herüber. „Ich kann es auch noch nicht glauben“, antwortete sie.
Seib trat an die Türe heran, die ihm am nächsten war. Er öffnete sie und blickte hinein. „Sagtest Du Truhe? Dann komm mal rüber“, sagte er.
Rosin ließ sofort die Klinke der dritten Türe los. Sie trat hinter Seib, stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm über die Schulter, zu blicken. Der Kellerraum war riesig. Ihr Blick fiel aber direkt auf die linke Seite des Raumes.
Dort stand eine Truhe an der Wand. Eine alte Truhe mit Messingbeschlägen. Sie sah eigentlich noch sehr gut aus. Rosin überlegte einen Moment lang, warum so ein Möbel nicht in der Wohnung stand.
„ Los, mach sie auf“, sagte sie und schob Seib in den Raum. Der stolperte nach vorne.
„ Hey! Hast Du Schiss?“, fragte er und griente sie an.
„ Quatsch. Du hast die Kamera, Du bist der Tatortermittler.“
„ Ja, schon klar.“ Er nahm seine Kamera in die Hand, fummelte an den Knöpfen herum. Der Blitz summte los. Kurz drauf machte er das erste Foto von der geschlossenen Truhe. Der Blitz erhellte den Raum und Rosin bemerkte etwas Schwarzes, was in der Ecke lag.
„ Hier, schau mal. Hattet ihr nicht nach einer Plane gesucht. Auf dem Golfplatz, meine ich?“
„ Ja, stimmt“, sagte er und drehte sich um. Erneut zuckte der Blitz durch den Raum, „Erst die Truhe.“
Er hielt seine Kamera in der Linken und öffnete mit Rechts die Truhe. Rosin leuchtete hinein. Neben allerhand Krimskrams lag dort ein Golfschläger. „Wow!“, entfuhr es ihr, „Das kann zur Trophäensammlung gehören!“
Sie schauten sich an.
Seib fotografierte den Inhalt der Truhe. Jedes Mal, wenn
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