Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
Vom Netzwerk:
sprang sofort auf seinen Schoß und leckte ihm die Hände.
    *
    Gegen halb zwölf überließ Staatsanwalt Überthür der KTU den Tatort. Sie gingen gemeinsam hinaus. Klauk und Rosin blieben an der Gartentüre von Dr. Gernot Winkmüllers Haus stehen und sahen dem Staatsanwalt nach. Der ging die Straße entlang. Als er bei einem grünen BMW angekommen war, stieg er ein. Der Motor heulte auf. Klauk machte einen langen Hals, um zu sehen, was es für ein Modell war. „Überthür fährt einen M3“, sagte er beinahe bewundernd.
    „ So besonders ist ein M3 auch nicht. Ein Mini Cooper Works ist viel spaßiger. Oder eine Lotus Elise. Der M3 mag zwar schneller sein, dafür machen die beiden mehr Spaß. Oder ein Golf GTI R32 wäre auch nicht schlecht“, sagte Rosin vor sich hin.
    „ Du hast ja Ahnung von Autos, Lea“, sagte Klauk spitz.
    „ Klar, meinst Du, nur weil ich eine Frau bin, habe ich keine Ahnung von schnellen Spaßgeigen? Typisch männliche Einstellung. Ich hatte mal einen Freund, der ist Rallye gefahren. Von dem habe ich mir so einiges abgeguckt“, sagte Rosin leicht gekränkt.
    „ Rallye? Ehrlich?“
    „ Nein, ist gelogen. Ich bin mit ihm Bobby-Car gefahren. Im Garten“, antwortete sie.
    Klauk zwinkerte ihr zu. „Musst Du mir bei Gelegenheit mal zeigen, Lea.“
    Sie gingen zu Hells Mercedes und stiegen hinten ein. Die Türen klappten zu und sie empfing eine sehr gedrückte Stimmung. Hell und Meinhold unterhielten sich über den Tatort.
    „ Ich kann es nachvollziehen, was Sie meinen, Chef. Doch mir fiel das nicht so ins Auge, was Sie gesehen haben wollen“, sagte sie.
    „ Es ist auch nur ein Gefühl, Christina. Wenn Tatorte sprechen könnten, dann hätte dieser für mich mit gespaltener Zunge gesprochen.“
    Meinhold legte den Sicherheitsgurt an. „Wir werden sehen. Ich habe vollstes Vertrauen in die KTU. Die werden es herausfinden, wenn der Tatort eine gespaltene Zunge haben sollte“, sagte sie und blickte sich zu Rosin und Klauk um.
    „ So ein Ende ist schrecklich“, sagte Rosin. Vollkommen richtig, dachte Hell. Suizide waren für ihn die schlimmsten Mordfälle. Die Endgültigkeit, die Traurigkeit. Er erinnerte sich an seinen ersten Selbstmord, den er bearbeiten musste. Glücklicherweise war die Erinnerung daran etwas verschwommen. Doch erinnerte er sich sehr lebendig an ein Detail. Der Tote saß zusammengesunken neben einem alten Tonbandgerät, was noch lief. Das Band lief durch und erzeugte bei jeder Umdrehung ein kleines, klatschendes Geräusch.
    Tschack.
    Tschack.
    Endlos.
    Das Band endete. Das Leben des Mannes hatte auch geendet. Hell hatte minutenlang vor dem Tonband gestanden und war unfähig, es auszuschalten. Erst sein Kollege schaltete es aus. Hell empfand die daraufhin folgende Stille als noch viel schlimmer.
    Der Tod dieses Mannes hatte etwas Kleines, Stilles, Intimes. Der Tod von Gernot Winkmüller war laut und brutal gewesen. Wie eine Bestrafung. Eine Hinrichtung.
    Laut!
    Die Befragung der Nachbarn hatte nichts ergeben. Keiner hatte etwas gehört. Die Untermieterin war erst am frühen Morgen nach Hause gekommen. Sie wollte, wie immer samstags ihren Vermieter zum Joggen abholen. Als der nicht öffnete, holte sie ihren Schlüssel, den sie besaß, weil sie dann und wann bei ihm nach dem Rechten sah, wenn er auf Reisen war. Im Schlafzimmer fand sie den Toten. Ihre Schreie wurden in der ganzen Nachbarschaft gehört.
    Das Haus von Winkmüller lag in einem Vorort von Bonn, in dem es viele parkähnliche Grundstücke gab. Die Entfernung zum nächsten Haus mochte gut und gerne fünfzig Meter betragen. Aber selbst in der Nacht hätte man einen Schuss aus einer automatischen Pistole hören müssen.
    Es gab hier keine Belästigung durch Fluglärm, wie in einigen anderen Ortsteilen von Bonn oder im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis. Während der Nacht war hier das Lauteste ein vorbeifahrender Nachbar oder eine Garagentüre, die sich öffnete.
    Konnte das sein? Konnte etwas den Schuss übertönt haben? Und wenn ja, was hätte es sein können? Hell überlegte weiter. Verrennst Du dich? Es hätte auch eine Fehlzündung eines Motors gewesen sein können. Erwartest Du von normalen Nachbarn zu viel?
    „ Ich kann nicht verstehen, dass man hier mitten in der Nacht einen Schuss überhört hat“, machte er seinen Gedanken Luft.
    „ Ja, der Gedanke kam mir auch sofort. Er hat ja keinen Schalldämpfer auf der Waffe gehabt. Und überhaupt, wo bekommt ein Doktor eine solche Waffe her?“, fragte Klauk,

Weitere Kostenlose Bücher