Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
was in Haus. In einschlägigen Publikationen wird schon seit Jahren darüber berichtet. Und gewarnt. Eure beiden Schlaumeier waren richtige Schlaumeier. Schade, dass der eine davon jetzt tot ist. Also, das mit dem Phosphor in unserem Körper verhält sich wie folgt: Phosphor ist biologisch extrem wichtig. Unsere Knochen bestehen überwiegend aus Kalzium-hydroxyl-apatit, also viel Phosphor. Es ist in unserer Erbsubstanz, der DNS, als Zucker-Phosphat-Ketten, es ist in unserem Gewebe, in jeder Zelle. Es ist in unserem Blut und wird im Überschuss mit dem Urin ausgeschieden. Ein Mensch besteht aus etwa siebenhundert Gramm Phosphor. Wer nicht am Tag 0,7 Gramm Phosphor mit der Nahrung aufnimmt, der wird an Mangelerscheinungen erkranken.
Milliarden Phosphatmoleküle steuern einen sorgfältig austarierten, lebenswichtigen Kreislauf. Sie sind der Treibstoff des Lebens: Adenosin-tri-phosphat, kurz ATP. Seine Energie bekommt es aus dem Verbrennen von Zucker. Es überträgt sie auf Aber Milliarden winziger Motoren, die in jeder Zelle für den Stoffwechsel verantwortlich sind, nötig für Transporte und wichtig für Signalübertragungen. Es gibt die Energie ab, verbrennt zu ADP, Adenosin-di-phosphat, wird wieder aufgeladen zu ATP, und von neuem beginnt die Verbrennungskette.“
„ Also ist alles Leben vom Phosphor abhängig, egal, ob Mensch oder Möhre“, fasste Meinhold zusammen, „Die Idee mit dem Recycling scheint eine wirklich erfolgversprechende Idee zu sein.“
„ Richtig. Leider sind die Bemühungen, das im großen Stil durchzuführen, bislang alle gescheitert.“
„ Winkmüller war sicher, dass seine Methode funktioniert. Und seine Geldgeber auch. Was sehr wahrscheinlich die Phosphatförderer auf den Plan gerufen hat“, sagte Klauk.
„ Was noch eine Theorie ist“, sagte Rosin
„ Wenn ich meine Recherchen über den Serienkiller dazurechne, der schon seit einigen Jahren sein Unwesen in Nordafrika treibt, dann wird weit mehr als eine Theorie daraus“, sagte Meinhold.
„ Du meinst dein Chamäleon?“, fragte Klauk.
„ Ja. Ich meine das Chamäleon“, sagte Meinhold und reichte Dr. Beisiegel ihr Tablet.
„ Das Chamäleon ist sehr wahrscheinlich ein ehemaliger Söldner, der bei einem Einsatz eine Kugel abbekommen hatte. In den Rücken. Er starb beinahe. Danach gibt es keine belegten Einsätze mehr. Dafür tauchten seit 2006 immer wieder unaufgeklärte Morde auf. In Marokko, in Algerien, in Ägypten und ich bin mir sicher, dass er auch hinter den Morden an den drei Polisario-Aktivisten 2007 steckt. Die Polizei in den beteiligten Ländern fahndet nach ihm. Sie waren es auch, die ihm den Namen Chamäleon gaben. Weil er sein Äußeres stets verändert.
Der Mord in Algerien scheint eine Art Übungsmord gewesen zu sein. Der Tote wies diese typischen Merkmale der Bolo-Machete auf. Ich hatte euch ja die Bilder gemailt, sind sie angekommen?“
Stephanie Beisiegel nickte. „Das ist ohne Zweifel auch unsere Mordwaffe.“
Über Meinholds Gesicht flog ein kleines Lächeln. Sie fühlte sich bestätigt und fuhr fort. „Keiner weiß, wie der Mann heute aussieht. Das Foto hier zeigt ihn auf seinem Meldeblatt der Fremdenlegion von 1992. Aber das ist über zwanzig Jahre her. Heute kann er völlig anders aussehen, wenn man die Möglichkeiten der plastischen Chirurgie hinzuzieht.“
„ Denkt an Agayer“, warf Rosin ein und alle nickten zustimmend.
„ Sieht gar nicht so übel aus. Hinter diesem Babyface erwartet niemand einen Auftragsmörder“, sagte Beisiegel nach einem Blick auf das Foto.
„ Wenn die Angaben darauf stimmen, dann heißt er Jean-Paul Lacro. Er wurde im Elsass geboren, seine Vorfahren stammen aber teilweise aus Deutschland.“
„ Ein Kind der Grenze, wie so viele.“
„ Wenn das Foto der Überwachungskamera besser wäre, könnte man einen Gesichtsabgleich machen. Aber dafür sieht man nicht genug darauf“, sagte Rosin bedauernd und schaute auf das Bild an der Glaswand.
„ Kannst Du herausfinden, wie seine Verwandten in Frankreich heißen?“, fragte Klauk plötzlich.
„ Was meinst Du?“ Auf Meinholds erschöpftem Gesicht standen die Fragezeichen Schlange. Sie starrte ihren Kollegen an, dann schien sie zu begreifen.
„ Kannst Du?“
„ Ja, Moment“, antwortete sie. Dann tippte sie schnell etwas in ihren Laptop ein. „Ja, Bingo. Ich habe hier den Namen eines Schwagers und den eines Onkels. Das sind Gerard Ohayon – das ist der Schwager, und Francois Cazardieu.“
Schon hatte
Weitere Kostenlose Bücher