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Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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Nachbarlandes, der Westsahara, besetzt. Damals wanderten Tausende von zivilen Marokkanern über die Grenze, im sogenannten ‚Grünen Marsch‘. Unrechtmäßig. Das Interesse Marokkos an der Westsahara wird historisch mit einer gegen die Kolonialmächte gerichteten Befreiungsideologie erklärt, deren Ziel in der Mitte des 20. Jahrhunderts die Schaffung eines Groß-Marokko war. Dazu gehörten auch ein Teil Algeriens, das seinerseits wiederum aus Angst vor den Plänen des Nachbarlandes, die Frente Polisario unterstützte, und Mauretanien.
    Doch kümmerte sich nicht wirklich jemand um dieses völkerrechtliche Vergehen. Ganz im Gegenteil. Marokko spielte auf Zeit, kalkulierte mit der Unbeweglichkeit der internationalen Diplomatie. Ebenso rechnete das Land mit der Vergesslichkeit der Menschen. Und zählte auf das Wirkungsvermögen der internationalen Wirtschaft. Jede Geschäftsbeziehung mit marokkanischen Firmen oder Verwaltungen in den besetzen Gebieten verlieh dieser illegalen Besetzung ein Stück politische Legitimität.
    Einzig die Vereinten Nationen und eine Organisation mit Namen WSRW – Western Sahara Ressource Watch – forderten immer wieder die beteiligten Firmen auf, sich aus dem Land zurückzuziehen. Ohne nennenswerten Erfolg.
    Klauk lehnte sich zurück. Winkmüller und Miersbach hatten sich mit ihren ehrgeizigen Plänen ein sowieso schon umkämpftes Territorium ausgewählt. Hatte Miersbach nicht erwähnt, dass sie sich auch in der Westsahara ansiedeln wollten mit einer Anlage zur Wiederaufbereitung? Die besetzte Westsahara verfügt über eines der größten Phosphatvorkommen der Welt. Könnte hier eine kleine Versuchsanlage eine wirkliche Konkurrenz bedeuten? Andererseits wussten die Betreiber der Phosphorminen nicht, um was für eine Technologie es sich handelte.
    Klauk las weiter. Bevor er irgendeine Spinnerei zum Besten geben wollte, brauchte er Fakten, die sich mit ihren Spuren deckten. Er fand einen Artikel, der die wirtschaftliche Verflechtung der internationalen Firmen, die in Westsahara tätig waren, beleuchtete.
    Der Bericht mahnte an, dass es sich bei den internationalen Handelsinteressen um eine Zusammenarbeit mit marokkanischen Behörden handelte. Schwierig wurde es allerdings, das moralisch und ethisch zu bewerten. Die großen internationalen Firmen wollten sich nach außen hin nicht in die Geschäfte verwickelt sehen, trotzdem sie ihre Geschäfte in den besetzten Gebieten abwickelten.
    Man gründete Firmen, die unter anderem Namen in der Westsahara agierten. Wenn es sich gar nicht umgehen ließ, dann verlautbarte man, dass man so einen Beitrag zu einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung Marokkos leistete. Damit schlugen sie den Einwohnern Westsaharas mit der flachen Hand ins Gesicht. Keiner ließ auch nur ein Wort darüber fallen, dass damit der unrechtmäßige Anspruch Marokkos auf sein Nachbarland untermauert wurde; auch bog man sich die Gegebenheiten einfach so zurecht, wie sie den wirtschaftlichen Interessierten zu pass kamen.
    Dass Marokko unrechtmäßig ein Nachbarland ausbeutete, schien wirklich niemanden zu kümmern. Das wäre so, als wenn wir jetzt einen Teil von Belgien annektierten und keiner würde danach krähen. Internationale Handelsinteressen gaben Rückendeckung. Sogar gegen völkerrechtliche Verstöße.
    Klauk verließ für einen Augenblick den Arbeitsplatz. Er ging an den beiden Frauen vorbei in Hells Büro. „Ich habe da, glaube ich, was. Wenn ich es hundertprozentig kapiert habe, weihe ich euch ein.“
    „ Was hast Du?“, fragte Meinhold interessiert und sah, wie er den Schalter für das Mahlwerk betätigte. Seine Antwort wurde wieder einmal von der lauten Maschine geschluckt. Klauk war es ganz recht, dass sie von Rosin am Arm gezogen wurde, damit sie sich wieder auf ihre Sache konzentrieren sollte. Mit dem frischen Kaffee in der Hand setzte er sich wieder und reckte sich ausgiebig. Es war zehn Uhr. Er war jetzt seit 14 Stunden im Dienst. Irgendwann hilft auch der Kaffee nix mehr, dachte er und nahm mit müden Augen wieder sein Tablet in die Hand. Klauk rieb sich über seine Lider und vertiefte sich wieder in den Text.
     
     

    Marokko hatte die Einheimischen konsequent aus dem Land vertrieben. Wo 1968 noch 1600 Saharauis in der Phosphatindustrie der Westsahara beschäftigt, waren es jetzt noch gerade mal 200. Umsiedlung war das Zauberwort. Die meisten von Ihnen waren durch marokkanische Staatsbürger ersetzt worden. Die noch verbliebenen Arbeiter saharauischer

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