Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
Pinsel Farbe vorbei“, antwortete Meinhold und lenkte das Gespräch auf ein anderes Thema.
Der Gedanke gefiel ihr, wenn sie ehrlich war. Dennoch hatte sie auch ein wenig Angst; sie war mitten in der Ausbildung. Würde sie jetzt einen Fehler machen, wäre das nicht gut für ihre Karriere. Außerdem würden ihre Dozenten ihr keine Freigabe erteilen. Das schien ihr sicher zu sein.
„ In Ordnung. Pinsel Farbe, bist ja eine tolle Hilfe. Dann sage ich Hell, dass er nicht mit dir rechnen kann. Ok?“
„ Hmh“, sagte Meinhold, „Er kann mich ja anrufen, wenn er eine spezielle Frage hat. In Ordnung?“
„ Ciao Chrissi, ich werde es ihm ausrichten“, sagte Rosin und schickte ihren Worten eine gehörige Portion Enttäuschung mit.
„ Sei nicht sauer, Lea.“
„ Bin ich nicht. Ich verstehe dich ja.“
Sie drückte die Freundin weg. Schüttelte den Kopf, grinste und verschwand in ihrem Büro. Klauk und Wendt waren am Telefonieren, Klauk notierte sich etwas mit konzentriertem Gesichtsausdruck.
Wendt formte die Frage „Macht Chris mit?“ mit seinen Lippen.
Rosin schüttelte den Kopf. Er verzog sein Gesicht als Antwort. Hell schien sein Telefonat beendet zu haben. Rosin schob die Türe einen Spalt auf.
„ Störe ich?
„ Komm rein, Lea.“
Er lehnte sich zurück in seinen Bürostuhl und faltete die Hände hinter dem Kopf.
„ Ich habe mit Christina telefoniert. Sie traut sich nicht. Und sie lässt ausrichten, dass Sie sich an sie wenden können, wenn sie eine spezifische Frage hätten. Tut mir Leid, mehr habe ich nicht erreicht. Und sie?“
Hell rieb sich vor Freude die Hände. Er strahlte. „Mein Anruf war ein voller Erfolg. Brigitta Hansen unterstützt unsere Ermittlungen in vollem Umfang.“
Er lehnte sich etwas nach vorne. Seine Stimme hatte etwas Konspiratives, als er sagte, „Ich glaube, die beiden hatten etwas miteinander. Es fiel mir schon gestern Abend auf, aber heute fand ich es erneut bestätigt. Die Frau Oberstaatsanwältin war eben wieder sehr nah am Wasser gebaut. Ist aber auch egal. Hauptsache wir kriegen unsere Genehmigungen. Alles Weitere ergibt sich.“
Er hob bedeutungsvoll die Augenbrauen hoch.
„ Hansen und Gauernack? Sie ist doch eine attraktive Frau …“, fing Rosin an, brach aber dann ihren Gedanken ab, „Nein, Entschuldigung, ich wollte nichts Schlechtes gegen Staatsanwalt Gauernack sagen. Das war nur so ein Frauending …“ Rosin bemerkte, wie sie die Farbe ihre Kleides annahm. Rot.
Hell schob die Lippen zu einer spitzen Schnute zusammen. „Schon gut. Gauernack war sicher Vieles, aber kein Frauenschwarm.“
Rosin atmete zweimal kräftig aus und legte ihre Hand auf die Brust. „Chef, ich wollte wirklich nicht pietätlos sein!“
„ Schon gut, sage ich doch. Die KTU fängt morgen früh mit der Durchsuchung der Wohnung von Gauernack an. Die haben wieder zu viel Stress, die Armen. Das Gauernack-Büro, die Wohnung von Gericke, die drei Auto-Wracks, die Telefonzelle, die Auswertung der Videos, puuh. Und das sind nur unsere Baustellen. Wenn Wrobel das erfährt, kriegt er einen Nervenkasper. Daher ruft ihn auch die Frau Oberstaatsanwältin persönlich an. Um den Anruf beneide ich sie nicht.“
„ Und was machen wir mit ‚Oskar‘?“
Hell wollte antworten, doch Rosins Handyklingeln unterbrach ihn. Sie murmelte „Sorry“ und holte ihr Handy hervor. Es war eine SMS.
„ Von Chrissi“, murmelte sie und las die Kurznachricht.
„ Ich mache es doch. Hier haben viele Magen&Darm. Das nehme ich mir dann auch für einige Tage. Morgen früh neun Uhr neues Präsi? Vorher Arzt. LG Chris“
Unterzeichnet hatte sie noch mit einem lachenden Smiley.
Freudig las Rosin Hell die Nachricht vor. Ihre Gedanken überschlugen sich.
„ Wie toll, oder?“, formulierte sie den, der ihr am Wichtigsten war.
Hell pustete Luft aus. „Keine üble Nachricht. Das wird uns sehr helfen. Auch wenn sie noch nicht fertig ist mit der Ausbildung.“
Rosin tippte schnell die Antwort auf ihrem Smartphone. „Wir freuen uns alle!“
*
Wie schon am Abend zuvor war es schwül und stickig. Oliver Hell nahm eine ausgiebige Dusche, nachdem er vom Präsidium nachhause gekommen war. Er setzte sich auf seine Gartenliege, verwarf den Gedanken, jetzt noch etwas im Garten zu arbeiten. Das Einzige, was er noch tun würde, wäre seine Pflanzen zu wässern. Die würden noch einen Tag ohne Wasser nicht überleben. Hell war müde, die letzte Nacht war schlaflos. Trotzdem holte er aus dem kleinen Verschlag die
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