Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
Schlauchtrommel hervor, schloss den Schlauch an dem Wasserhahn an und fing an, seine Beete zu wässern. Bei der Gartenarbeit konnte er herrlich entspannen.
Was hatte er noch als Mail zuletzt erhalten? Den vorläufigen Obduktionsbericht von Jan Schnackenberg. Er hörte die Stimme des Stellvertreters von Dr. Beisiegel, als er sich Teile der Mail ins Gedächtnis rief.
„ Der Mann verstarb noch in dem Moment, als die Kugel die Stirn durchschlug. Der hat seinen letzten Atemzug nicht mehr gehört“, blieb ihm besonders im Gedächtnis haften. Oder „Der Mageninhalt des Mannes würde allen denjenigen, die behaupten, dass Banker stets auf großem Fuß leben, Futter für ihre Behauptungen liefern. Sein letztes Essen bestand aus Beluga-Kaviar und Weißbrot. Dazu ein Chateaubriand, dessen Jahrgang ich mir nicht leisten kann.“
Es galt also herauszufinden, wo sich Jan Schnackenberg vor seinem Tod aufgehalten hatte. Es sollte nicht allzu schwer sein, einen Caterer zu finden, der Beluga-Kaviar auf einem Event serviert hatte. Mit Ermittlungsglück ließ sich so ein Profil seines letzten Abends erstellen. Bisher war der Mann ein unbeschriebenes Blatt. Der Morgen würde sicher einige Ergebnisse aus der KTU liefern.
Nachdem er den Schlauch wieder auf der Rolle verstaut hatte, überlegte Hell, ob er sich ein Glas Wein gönnen oder doch lieber völlig profan ein Bier trinken solle. Er entschied sich für das Bier, öffnete es auf der Terrasse mit einem lauten Plopp und trank einen großen Schluck. Den Wein würde er lieber am Wochenende mit Franziska Leck trinken, wenn sie ihn besuchte. Franziska. Wenn er sie nicht gehabt hätte, wäre er nicht wieder so schnell auf die Beine gekommen. Manch anderer Kollege war nach so einem Erlebnis in Depressionen versunken oder war an die Flasche geraten.
„ Danke Franziska, dass es mit mir nicht so weit gekommen ist“, murmelte er vor sich hin.
„ Was ist mit Franziska?“, fragte in dem Moment eine Stimme hinter ihm. Hell drehte sich herum. Die Stimme kannte er. Vor ihm stand Christina Meinhold.
Hell lächelte. „Ich glaube ich sollte ein paar Euro in ein neues Gartentörchen investieren“, sagte er und streckte die Arme aus. Meinhold ließ sich gerne umarmen. Sie hatte ihren Chef schon seit Monaten nicht gesehen.
„ Kann nicht schaden“, sagte Meinhold, „Ich wollte doch mal eben hören, worum es geht. Lea hat nur ein paar Schlaglichter geworfen. Stimmt das, Gauernack ist ermordet worden?“
„ Wir wissen es nicht. Die KTU untersucht sein Haus und seine Akten im Büro, um eine Spur zu finden. Alles spricht dafür…“, sagte er und bat mit einer Handbewegung Christina Meinhold einen Stuhl an. Sie setzte sich und stellte ihre Handtasche auf den Stuhl neben sich.
„ Wie schrecklich, Gauernack war ja kein Charmebolzen. Aber ermordet? Gab es eine akute Bedrohungslage?“
„ Nein, so viel wie wir wissen, nicht. Oberstaatsanwältin Hansen arbeitet daran. Darf ich dir etwas zu trinken bringen, Christina? Ein Bier, alkoholfrei natürlich?“
Sie nickte. „Aber wegen Gauernack habt ihr mich sicher nicht angerufen“, fragte sie, nachdem sie den ersten eiskalten Schluck aus der Flasche getrunken hatte.
„ Nein, wegen eines anderen Mordfalles.“
Während Hell ihr die Geschehnisse vom Vorabend erzählte, hörte Meinhold ihm konzentriert zu. Dabei rieb sie mit ihrem Daumen gedankenverloren das Kondenswasser vom Etikett, was sich durch die Hitze direkt gebildet hatte.
Kapitel 3
Mittwoch
Oliver Hell schaute auf die Uhr. Es war zwanzig Minuten nach sieben. Er hatte zuhause gefrühstückt und war auf dem Weg nach Bonn. In den Radio-Nachrichten wurde bereits über einen irren Killer spekuliert, der den Mord an Jan Schnackenberg verübt haben sollte. Hell versuchte, ruhig zu bleiben bei dem Gedanken. Die Zeitungen würden an diesem Morgen ein Bild der Überwachungskamera der Sparkasse bringen. Darauf würde der Mann zu sehen sein, wie er die Telefonzelle verlässt. Der Abgleich der Time-Codes der Sparkasse und des Anrufes auf dem Revier hatte ergeben, dass es sich bei diesem Mann um den geheimnisvollen ‚Oskar‘ handeln musste. Jetzt konnten sie sich ins Büro setzen und auf ein Wunder warten.
Die Chance, dass jemand einen Mann mit einem Kapuzenpulli bei über dreißig Grade gesehen hatte, war nicht schlecht. Das war an einem Tag, den jeder so textilfrei wie möglich verbringen wollte, so auffällig wie ein Eisbär in der Wüste.
Hell schmunzelte bei dem Gedanken. Er
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