Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
Toten. Was sicher an dem deplatzierten Golfball lag.
„ Es ist schwer, in so einem frühen Stadium etwas zu sagen“, antwortete Wendt wahrheitsgemäß.
„ Sehen Sie. So ist es bei mir auch. Wenn ich eine Frau operiert habe, dann kann ich ihr auch nicht sagen, wann ich sie wieder auf dem OP-Tisch liegen habe. Ich kann nur sagen, dass es passieren wird.“ Er zuckte gelangweilt mit den Schultern.
Jetzt wird er auch noch philosophisch, dachte Wendt. Er machte sich weiter Notizen.
„ Ist Ihnen irgendetwas aufgefallen? Jemand, der hier nicht hingehörte? Jemand, der nicht in Golfkleidung auf dem Golfplatz unterwegs war?“
„ Nein, ich glaube nicht“, antwortete er sehr schnell.
„ Ist Ihnen an Lars Königer etwas aufgefallen? War er verändert heute Morgen?“
„ Nein, Lars war immer gleich“, sagte er, doch dann zog er seine Stirn kraus, „Moment, da war doch etwas. Er behauptete, etwas hätte ihn am Kopf getroffen und er hätte den Ball daher in das Wäldchen geschlagen. Ich dachte, das wäre nur eine blöde Ausrede, weil die Frau dabei war…“
„ Wo war das genau?“
„ Auf dem zweiten Abschlagfeld. Dort hinten.“
„ Zeigen Sie mir die Stelle bitte.“ Wendt war bereits losgegangen. Herre folgte ihm und blieb stehen, als er den Punkt erreicht hatte.
„ Hier.“
Wendt schaute sich um. Was war, wenn Königer nicht gelogen hatte? Wenn ihn wirklich etwas getroffen hatte? Er hockte sich und begann das Gras abzusuchen. „Genau hier?“
„ Ja.“
Wendt stand auf. „Ich brauche jemanden von der KTU hier. Schnell. Sofort!“, schrie er über den Platz. Er winkte mit einer Hand, um auf sich aufmerksam zu machen.
Er sah, wie Hell sich umdrehte und in seine Richtung schaute. Er sprach mit einem der Tatortermittler, der sich daraufhin mit seinem Ermittlerkoffer in Bewegung setzte.
Wendt erklärte dem Mann seine Vermutung und bat ihn, nach etwas zu suchen, was auf einen Golfplatz nicht hingehörte.
*
„ Was hältst Du davon, Lea?“, fragte Hell. Lea Rosin räusperte sich. „Ich muss sagen, das Ganze macht mich ein wenig irre. Wenn es stimmt, was wir bisher wissen, dann hat hier jemand auf den Mann gewartet und hat ihn mit einem einzigen Streich getötet.“ Die Ermittler der KTU hatten Fußspuren gefunden, die von der anderen Seite in das Birkenwäldchen führten. Dorthin führten sie auch wieder hinaus.
„ Was denkst Du, wer so etwas tut?“
„ Ein Irrer?“
„ Du denkst nicht, dass es ein zielgerichteter Mord war?“, fragte Hell.
Sie zuckte mit den Achseln.
„ Dazu müssen wir noch mehr über diesen Lars Königer erfahren. Wer ein Motiv hatte, ihn auf diese Art umzubringen.“
Sie zupfte nachdenklich an ihrer mit bunten Perlen besetzten Kette herum. Ihr Blick war unstet. Lea Rosin trug eine weiße, ärmellose Bluse und eine helle dreiviertellange Leinenhose. An ihren Fesseln wanden sich die ledernen Riemchen der Sandalen hinauf.
Hell folgte ihrem Blick hinauf zum Himmel. Das Blau war einem sehr bedrohlichen Grau gewichen, in nicht mehr allzu weiter Ferne hörte man das bedrohliche Grummeln eines herannahenden Gewitters. Es war sehr schwül.
„ Ich denke, wir müssen uns beeilen. Da kommt etwas auf uns zu“, kommentierte Hell seine Befürchtung.
„ Was uns noch fehlen würde, der Tatort ist noch nicht fertig abgesucht.“
„ Wir brauchen vor allem eine komplette Zeugenliste! Kümmere dich bitte! Was sucht eigentlich der Mann, den Wendt dahinüber zitiert hat?“
Hell und Rosin sahen einander an. „Keinen Schimmer. Ich werde mal eben hinübergehen und bei dem romantischen Date zusehen.“
Schon ging sie los.
Hells Blick verfing sich an ihren schlanken Fesseln. Für einen wunderschönen Augenblick ließ er sich ablenken. Aber nur solange, bis sich die Realität unbarmherzig zurückmeldete. Stattdessen überlegte er, ob er selber der Familie von Lars Königer seine Aufwartung machen sollte. Alternativ könnte es auch Wendt erledigen. Keiner würde dazu rechte Lust haben. Auch er verspürte keine Lust dazu. Bei einem Blick in den Himmel wurde ihm bewusst, dass er noch nicht einmal wusste, ob Königer verheiratet war. Er hatte nicht auf dessen Hände geachtet, als er die Leiche betrachtete. Dieser Gedanke schoss durch sein Hirn, als die ersten Regentropfen auf den Rasen des Golfplatzes fielen. Noch leise, doch binnen einer Minute wurde aus den schüchternen Tropfen ein heftiger Regenguss. Stürmischer Wind setzte ein. Der Himmel wurde tiefschwarz.
Wendt und Rosin rannten
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