Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
Vom Netzwerk:
sich zu Herre um, der auf der Rücksitzbank hockte.
    „ Und Sie?“ Herre schien ihm keine Antwort geben zu wollen. Stattdessen schaute er aus dem Fenster.
    „ Mein Cabrio ist noch offen“, antwortete Herre mürrisch, „Das ist sicher ein Totalschaden.“
    Wendt und Rosin schauten sich an.
    „ Ja, das ist sicher tragisch für sie“, sagte Wendt und schüttelte den Kopf. Sein eigenes Mazda-Cabrio wusste er sicher in der Tiefgarage des Präsidiums. Daher konnte er die Sorge des Arztes ein wenig nachvollziehen. Doch hätte er sicher nicht an sein Cabrio gedacht, wäre einer seiner Kollegen brutal ermordet worden.
    „ Wissen Sie, ob Lars Königer Familie besitzt?“, fragte Rosin und legte den Kopf ein wenig schief.
    „ Ja, er hat eine Frau und eine Tochter.“
    Rosin schaute erneut zu Wendt herüber. Der schob den linken Mundwinkel hoch und nickte nur. Er würde es erledigen, der Familie die Trauernachricht zu überbringen.
    „ Ich habe mir immer eingebildet, dass man eine größere Chance hat zu sterben, je älter man wird. Und jetzt ist Lars tot. Einfach so. Ausgelöscht. Wie kommen Sie damit klar? Ich meine, sie haben doch ständig mit so etwas zu schaffen.“, fragte Herre die beiden Beamten.
    Rosin schaute auf die nächste Welle, die sich über den Opel ergoss. Was kaum noch für möglich gehalten werden konnte, trat ein. Es wurde noch dunkler außerhalb des Autos.
    „ Es ist jedes Mal ein Blick in den Abgrund der menschlichen Psyche. Man lebt beinahe täglich mit dem Grauen.“
    Wendt runzelte die Stirn. Er stimmte dem zu, was seine Kollegin eben gesagt hatte. Er verzog seinen Mund zu einem ironischen Lächeln.
    „ Das hast Du schön gesagt, Lea. Aber ist täglich nicht ein wenig übertrieben? So einmal in der Woche, das würde ich unterstützen…“
    „ Machen Sie sich nur lustig über mich“, fiel ihm Herre ins Wort.
    „ Das tun wir nicht. Ich meine es ernst. Das Grauen ist real. Es wirkt nach, selbst wenn man ihm nicht täglich begegnet.“
    Wendt lag eine Frage auf der Zunge, doch als er den Blick in Rosins Gesicht sah, ließ er es sein. Woher diese negativen Gedanken stammten, konnte er jetzt nicht klären. Trotz der Dunkelheit sah er einen Schleier über dem Gesicht seiner Kollegin liegen. Herre ging das nichts an.
    Rosin holte sich selbst aus der Situation heraus. Sie griff nach ihrem Handy, testete, ob es noch intakt war und wählte eine Nummer.
    „ Ja, Chef. Bei uns ist alles in Ordnung. Bei uns ist Simon Herre. Er sagt, dass Königer eine Frau und eine Tochter hat. Jan-Phillip übernimmt es, die Nachricht zu überbringen“, sagte sie, nachdem sie Hell erreicht hatte.
    „ In Ordnung, ihr bleibt so lange im Auto, bis der Spuk vorbei ist. Dann sehen wir weiter. Sag bitte Wendt, dass der Mann von der KTU etwas wie einen Kirschkern gefunden hat. Er hatte die richtige Nase.“
    „ In Ordnung. Ich sag’s ihm, Chef.“ Sie beendete das Gespräch. Ihre Blicke trafen sich.
    „ Was?“
    „ Ich soll dir sagen, der Mann hat etwas wie einen Kirschkern gefunden“, sagte Rosin. Wendt schaute sie ungläubig an.
    „ Einen Kirschkern?“
    „ Ja, das sagte Hell.“
    „ Das kann etwas sein, mit dem man auf Königer geschossen hat. Mit einer Pistole, oder mit … einem Blasrohr! Mit so einem Teil kann man auf zig Meter genau treffen“, sagte Wendt langsam.
    „ Wollen Sie damit sagen, dass Königer nicht gelogen hat?“, fragte Herre aus dem Hintergrund.
    „ Möglich wäre es auf jeden Fall“, antwortete Wendt.
    „ Aber Du weißt, was das auch bedeutet? Es war kein Blitzangriff. Es war geplant. Volle Absicht. Der Täter wartet auf die Gruppe, schießt auf Königer, rennt in das Wäldchen und bringt ihren Kollegen um.“
    „ Wir müssen viel weiträumiger nach Spuren suchen“, sagte Wendt.
    „ Die bei diesem Scheißregen jetzt zu hundert Prozent zerstört werden.“ Sie schlug mit der flachen Hand gegen die Scheibe neben sich, und zog die Unterlippe verärgert hoch.
    „ Mist. Ja. Die bei diesem Scheißregen jetzt definitiv zerstört werden. Vielleicht haben wir trotzdem Glück.“ Wendt starrte hinaus in das Dunkel.
    Noch weitere fünfundvierzig Minuten saßen die Ermittler in ihren Fahrzeugen fest, bis der Spuk, wie mit einem Paukenschlag beendet war.
    Das gesamte Rheinland geriet aus den Fugen. Keller waren vollgelaufen, auf den Autobahnen standen Autofahrer in vollgelaufenen Senken fest, hunderte Bäume waren umgestürzt. Die Feuerwehr war im Dauereinsatz. Die Notrufleitungen überlastet.

Weitere Kostenlose Bücher