Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
betonte den Augenaufschlag. Sie war sich sehr wohl der Tragweite ihrer Antwort bewusst.
„ Ja, schon.“
„ Wie hieß die Dame, die er zwei Mal im Schlepp hatte?“
„ Henrichs. Saskia Henrichs. Eine Adresse kann ich Ihnen aber nicht geben.“
Klauk notierte sich den Namen auf seinem Block.
„ Vielen Dank, Sie haben mir sehr geholfen“, sagte er und warf einen Blick über die Schulter. Der Regen hatte etwas nachgelassen. Man konnte bereits die Bäume wieder sehen, die den Parkplatz säumten. Die Rezeptionistin nickte nur kurz und verschwand in dem kleinen, angrenzenden Räumchen hinter der Rezeption.
Klauk traute sich als Erster wieder nach draußen. Als er mit einem Schirm bewaffnet neben den Fahrzeugen der KTU und dem Wagen von Dr. Plasshöhler auftauchte, saßen die Kollegen noch in ihren Autos.
*
Hell zuckte zusammen, als plötzlich ein schwarzer Schirm neben seinem Auto auftauchte. Er rechnete mit einem weiteren umstürzenden Baum. Doch dann sah er in das grinsende Gesicht Klauks.
„ Darf ich Ihnen den Wagenschlag öffnen, Herr Graf?“, fragte der mit einem unterwürfigen Tonfall in der Stimme und imitierte die Verbeugung eines Dieners.
„ Sehr wohl, Klauk“, scherzte Hell, nachdem er die Seitenscheibe ein Stück heruntergefahren hatte.
„ Zu Ihren Diensten. Darf ich Ihnen mitteilen, dass unser Opfer ein kleiner Schmecklecker war, der es sich nicht nehmen ließ, die angeheuerten Damen auch nach der Frühstücksrunde zu beglücken?“, sagte er mit nach oben gezogenen Augenbrauen.
„ Aha, woher hat er die Information?“
„ Die Dienstmagd dort in der Hütte verriet es mir.“
„ Jetzt lass mal den Scheiß, Sebi. Woher weißt Du das?“
„ Ich hatte ja das Glück, trockenen Fußes an der Rezeption zu stehen, als der Terror hier losbrach. Und da kam ich eben mit der netten Dame dort ins Plaudern.“
„ Sie hat dir gesagt, dass Königer sich nach den Treffen der Wirtschaftsgruppe mit den Frauen traf, die er eingeladen hatte?“, fragte Hell und blickte skeptisch an Klauks Schirm vorbei. Es regnete munter weiter, aber es war nur mehr Regen, kein Wolkenbruch.
„ Ja, das hat sie.“
„ Hatte sie auch einen Namen für dich?“, fragte Hell und öffnete vorsichtig die Autotür
„ Hmh, sehe ich so aus, als würde ich ohne nach Hause gehen?“
Klauk nannte seinem Chef den Namen der Begleiterin von Lars Königer.
„ Saskia Henrichs“, widerholte Hell den Namen.
„ Ja, ich denke, seine Frau dürfte von den außerberuflichen Aktivitäten ihres Gatten nicht erfreut gewesen sein.“
„ Sofern die Frau es wusste!“
Klauk nickte vielsagend. Nicht selten war so ein Faktum sogar ein Motiv für einen Mord. Doch fand es Hell unwahrscheinlich, dass eine Mutter ihrer Tochter den Vater auf so eine Art und Weise nehmen würde.
„ Das sollte Wendt, wenn er die Familie besucht, aber nicht direkt anbringen. Das wäre pietätlos.“
„ Ich kann das auch übernehmen, Chef.“
„ Nein, ich brauche sie beide hier. Rosin und Du, ihr könnt noch die anderen Golfer befragen. Bei deinem Glück weiß einer vielleicht noch mehr pikante Details, die Du Ihm entlockst!“
„ In Ordnung.“
*
Der Pressetext, den Hell anfertigte, war kurz und knapp gehalten.
Eine Golfspielerin machte am frühen Donnerstagmorgen eine grausige Entdeckung. In einem Wäldchen fand sie die Leiche eines Mannes. Die Identität des Mannes ist geklärt, die Polizei geht nach dem jetzigen Stand der Ermittlungen von einem Gewaltverbrechen aus. Die Polizei sucht Zeugen, die am frühen Donnerstagmorgen Verdächtiges in der Nähe des Golfplatzes Clostermannshof beobachtet haben. Die junge Frau, die den Toten fand, wird psychologisch betreut.
Der Text wurde erst zu dem Zeitpunkt an die Pressestelle übergeben, als Wendt sich von der Familie Königer gemeldet hatte.
Bevor Jan-Phillip Wendt die Türe des Wohnhauses von Lars Königer hinter sich zu ziehen konnte, erlebte er einen der wenigen Momente, in dem er seinen Beruf hasste. Hinter ihm auf dem Sofa saß eine Frau, tief in sich zusammengesunken. Nicht nur ihre eigene Trauer galt es zu bewältigen, was angesichts der Nachricht des Todes schon eine Bürde war. Aber auch die kleine Tochter saß neben ihr auf dem Sofa. Auch ihr liefen die Tränen über das Gesicht. „Ich will nicht, dass Papa nie mehr wieder kommt. Wieso macht er so etwas, Mama?“
Die Situation war eindeutig. Wendt stand vor der Gartentüre des noblen Eigenheimes. Neben ihm wartete eine
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