Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
mich auch mit dem Personal des Golf-Clubs unterhalten. Dort wurde mir berichtet, dass es nicht nur morgens Treffen zwischen den neuen Kunden ihres Mannes gab, sondern dass man ihren Mann oft auch nachmittags in Begleitung einer der Frauen gesehen hat.“
Sie bäumte sich kurz auf, sackte dann wieder in ihrem Sessel zusammen. „Wenn Sie meinem Mann Untreue nachsagen wollen, dann irren Sie sich. Wir haben uns geliebt“, sagte sie ergriffen. Sofort traten Tränen in ihre Augen.
„ Verstehen Sie mich nicht falsch, Frau Königer. Wir sind auf der Suche nach einem Motiv. Ich respektiere ihre Trauer, doch sind es gerade solche Zusammenhänge, die uns ein Motiv liefern können. Ein eifersüchtiger Ehemann oder Freund einer der Frauen, das wäre ein potentieller Täter.“
„ Mein Mann war mir treu. Eine Frau wie ich bemerkt so etwas. Außerdem finden heutzutage mehr Geschäftstreffen auf einem Golfplatz statt, als anderswo. Man trifft sich dort ungezwungen. Das kann ihnen jeder Geschäftsmann bestätigen.“
Das waren sehr wahrscheinlich die Worte ihres Mannes, die sie eben wiederholte. Seis drum, dachte Klauk. Es war ihm klar, dass er hier heute nicht mehr weiterkommen würde.
„ Da haben Sie sicherlich Recht. Ich verkehre nicht so oft auf einem Golfplatz“, sagte er. Seine Eltern sicher schon. Aber er mied eigentlich diese Umgebung.
Klauk stand auf, bedankte sich bei Frau Königer und verließ das Haus. Jetzt konnte er verstehen, warum es Wendt als so befreiend empfunden hatte, die Türe hinter sich zu schließen. Doch er konnte es nicht benennen.
Als er die Inhalte des Gespräches seinen Kollegen mitgeteilt hatte, äußerte er genau dieses Gefühl.
„ Wendt hatte schon gesagt, dass er froh war, dort rauszukommen. Ich kann euch nicht sagen, warum. Aber genau das Gefühl hatte ich auch. Es gibt dort eine Stimmung, die merkwürdig ist. So merkwürdig, dass mir die Worte fehlen, sie zu beschreiben.“
Alle hatten ihm konzentriert zugehört.
„ Vielleicht war es genau das, was Lars Königer zu seinen Bekanntschaften – nennen wir sie mal so – getrieben hat. Wäre doch eine Möglichkeit“, sagte Rosin.
„ Zweifelsohne“, sagte Hell, „Klauk, bitte kümmere dich um die Vernehmungen der Frauen, die sich mit Königer dort auf dem Golfplatz trafen. Allen voran, die Frau, die er mehrfach traf. Vielleicht ergibt sich dort etwas Neues.“
Klauk nickte. Das Team-Meeting war beendet.
Er schoss los, um sich einen Beschluss zum Überprüfen der Telefonverbindungen von Lars Königer zu besorgen. Und einen zum Überprüfen der Telefonverbindungen von Saskia Henrichs gleich mit. Seine Assoziation zum Namen Saskia war keine Gute. Eine kleine, dickliche Blonde mit Zöpfen und einem runden Gesicht. Neun Jahre alt. Das war die Saskia aus seinen Erinnerungen an die Schulzeit. Er glaubte nicht, dass diese Saskia ebenfalls klein, dick und rundgesichtig war. Jedenfalls traute er Königer einen besseren Geschmack zu. Seine Frau ließ den Schluss jedenfalls zu, dass er sich gerne mit Schönheit umgab.
Er pflanzte sich auf seinen neuen Drehstuhl, nachdem er bei Staatsanwalt Überthür eine Genehmigung ergattert hatte, und googelte den Namen Saskia Henrichs. Die Suchmaschine spuckte innerhalb von 1,4 Sekunden vierundzwanzigtausend Treffer aus. Das war zu viel. Hier erschien scheinbar jeder Facebook-Eintrag dieses Namens der letzten Jahre als Treffer. Er ergänzte die Suche mit dem Eintrag ‚Bonn‘ und die Trefferquote verringerte sich drastisch. Direkt in der ersten Zeile befand sich ein Eintrag. Saskia Henrichs, Unternehmensberatung, zusammen mit der URL UB-Hansen-Bonn.de . Sie arbeitete wohl als Angestellte dort. Oder als Teilhaberin.
Er öffnete die Website. Oben rechts ein Bild eines Mannes mit beginnenden Geheimratsecken und modischer Brille. Darunter stand der Name Gerhard Hansen.
Oben links in der Ecke ein Portrait mit der Namensunterzeile Saskia Henrichs. Kein Zweifel, das musste die Frau sein, die Lars Königer als Klientin gewinnen wollte. Diese Frau war genau das Gegenteil von Königers Frau. Dunkler Teint, schwarzes, gewelltes Haar, ein eher südländischer Typ, ohne die Härte im Gesicht, die Frauen aus Südeuropa manchmal hatten. Nicht klein und dick und pausbäckig. Eine attraktive Frau, zweifelsohne. Doch aus einem nicht zu ergründenden Umstand war Klauk unzufrieden. Ohne dass es ihm bewusst war.
Er wählte die Nummer, die auf der Website vermerkt war. Dabei schaute er auf die Uhr, um seine Chancen
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