Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
haben Bilder von Opfern, die mit so einer Bolo-Machete getötet wurden, mit denen von Lars Königer verglichen. Sieh selbst.“ Er trat an einen anderen Rechner heran, wo zwei Bilder nebeneinander zu sehen waren. Hell betrachtete aufmerksam die beiden Schnitte im Hals der Opfer.
„ Links ist ein Opfer aus einer Gangauseinandersetzung in Vietnam zu sehen, das rechte Bild zeigt uns den Hals von Lars Königer. Noch Fragen?“
„ Asien? Pazifischer Raum? Heißt das, der Mörder von Königer kommt aus dem Ausland?“
„ Nicht zwingend. Aber diese Waffen sind definitiv selten hier bei uns. In Asien sind sie beliebt, weil man damit so herrlich zuschlagen kann und mit einem Hieb eine Hand abtrennen kann oder einen Schädel spalten.“
„ Oh“, entfuhr es Hell. Diese blumige Darstellung bedurfte keiner weiteren Erläuterung.
„ Dann kann man davon ausgehen, dass der Mörder Erfahrung im Umgang mit dieser Waffe besitzt. Ihm war klar, dass ein Streich damit ausreicht, den Mann zu töten. Das war nicht sein erster Mord.“
„ Sind Sie sicher, Tim?“
„ Zu neunzig Prozent“, antwortete Wrobel und nahm seine Brille ab.
Hell spitzte seine Lippen und schob sie in Gedanken hin und her. „Was für uns bedeutet, wir haben bisher in den völlig falschen Kreisen nach dem Täter gesucht. Wir waren uns beinahe sicher, es handelt sich um eine Tat aus Eifersucht, oder eine sonstige Beziehungstat.“
„ Dann würde ich mal nach einer Person im näheren Umfeld von Königer suchen, auf die das zutrifft, oder die zumindest Kontakt in den pazifischen Raum hat.“
„ Königer war Wirtschaftsprüfer. Diesen Aspekt haben wir bisher völlig außer Acht gelassen. Vielen Dank, Tim. Ihr habt uns mal wieder sehr geholfen.“
„ Immer wieder gerne. Danke“, sagte Wrobel augenzwinkernd.
Hell schloss die Glastür zur KTU hinter sich und wählte sofort die Nummer von Christina auf der Kurzwahl.
„ Chrissi, pass mal auf. Wrobel ist sicher, dass es sich bei der Waffe, mit der Königer getötet wurde, um eine Machete, eine sogenannte Bolo-Machete handelt. Sie haben das anhand von fotografischen Vergleichen belegen können. Kannst Du bitte in deinen Datenbanken nach jemandem suchen, dessen bevorzugte Waffe solch eine Machete ist? Und Lea soll sich die Geschäftsfreunde und Kontakte von Königer vornehmen. Unter dem besonderen Augenmerk, ob es dort Streitigkeiten gab, in die eventuell ein Firmenkontakt nach Asien oder in den pazifischen Raum verwickelt ist. Wenn es nötig ist, beantragt einen Durchsuchungsbeschluss für das Büro von Königer.“
„ Warum Asien?“, fragte Meinhold und machte sich Notizen.
„ Weil diese Macheten-Art dort sehr häufig benutzt wird.“
„ OK, man schreibt es, wie man es spricht? B-O-L-O?“, fragte sie und kritzelte die vier Buchstaben auf den Zettel, nachdem Hell es ihr bestätigt hatte. Von solch einer Waffe hatte sie noch nie gehört. Aber ihre Datenbanken umfassten auch keine Verbrechen, die in Asien passierten. Nachdem sie das Telefonat beendet hatte, fing sie sofort an mit der Recherche.
Die Wege zwischen dem Präsidium, der KTU und der Gerichtsmedizin in der Stiftsgasse waren länger geworden. Er konnte entweder nördlich oder südlich den Rhein überqueren, um in die Gerichtsmedizin fahren. Zeitlich blieb es sich gleich.
Im Auto auf dem Weg zur Gerichtsmedizin überlegte er, was er an diesem Tag noch zu erledigen hatte. Es war wieder recht viel, was momentan auf das Team einstürzte. Und zugegeben, er machte sich Sorgen. War das Team in der Lage, auch ohne Wendt diese beiden Fälle zu lösen? Meinhold durfte er sogar gar nicht mitrechnen, da sie offiziell krankgeschrieben war.
In der Situation piepte sein Handy. Sein erster Gedanke war, dass ihm jemand die Botschaft über einen erneuten Mord überbringen wollte. Doch als er den Anruf entgegengenommen hatte, atmete er durch. Es war nicht die befürchtete Hiobsbotschaft, sondern nur Klauk, der ihm mitteilen wollte, dass er Lydia Laws, die Frau, die am Todesabend von Jan Schnackenberg mit ihm zusammen in der Piano-Bar gewesen war, erst am Freitag erneut befragen konnte. Sie war in einer Besprechung, deren Ende nicht absehbar war. Stattdessen würde er zu Saskia Henrichs fahren, um sie zu befragen. Hell nickte das ab.
Nachdem es sich nun herausgestellt hatte, dass seine Furcht völlig unbegründet gewesen war, kam er sich völlig albern vor. Aber es zeigte ihm auch, dass er in gewissen Situationen vielleicht überreagierte. Woran
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