Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
auszurechnen, um diese Uhrzeit noch jemanden an die Strippe zu bekommen. Er lehnte sich zurück. Innerlich hatte er schon wieder aufgelegt, als sich eine Stimme meldete.
„ Hallo, Unternehmensberatung Hansen, sie sprechen mit Saskia Henrichs, was kann ich für Sie tun?“
Klauk fuhr etwas durch alle Glieder, wie ein elektrischer Schlag.
*
Als Demian Roberts erwachte, fühlte er sich bei einigermaßen guter Gesundheit. Sein Schädel schmerzte zwar immer noch und seine Psyche konnte mit dem positiven Gefühl, was ihm sein Körper vorgaukelte, nicht mithalten. Langsam wurde ihm bewusst, dass sich etwas an seinem Kopf befand, was dort nicht hingehörte. Er bewegte sich leicht nach vorne. Ganz leicht. Und wünschte im selben Moment, er hätte es nicht getan. Ein Flutlicht wie von tausend Strahlern fuhr ihm in die Augen. Er drückte die Augen zu. Nach einigen Momenten fing er an zu blinzeln, weil er neugierig war. Neugierig zu erfahren, wo er sich befand. Er öffnete die Augen wieder zu engen Schlitzen. Vor ihm, keinen Meter entfernt, stand ein großer Spiegel. Er erkannte sich darin. Natürlich, schließlich war es hell genug in dem Raum. Doch das, was er in diesem Moment in diesem Spiegel sah, schockierte ihn zutiefst. An seinem Kopf war etwas festgebunden. So, wie er es bereits gespürt hatte. Er erkannte einen, nein, zwei runde Gegenstände, die mit Klebeband fixiert waren. Von diesen runden Gegenständen gingen zwei Fäden zu der hinter ihm befindlichen Wand.
Oh mein Gott, dachte er, lass das nicht wahr sein! Das, was er zu erkennen glaubte, waren zwei Handgranaten, die mit Klebeband an seinem Kopf befestigt waren.
Plötzlich erlosch das Licht. Hatte er richtig gesehen? Oder spielte ihm seine Phantasie einen Streich? Wie erstarrt blieb er sitzen. Regungslos. Was hatten diese Fäden zu bedeuten? Wo war er? Wo war sein Kidnapper? Beobachtete er ihn? Hatte er eine diebische Freude an seiner hoffnungslosen Situation?
Er traute sich, einmal tief einzuatmen. Wieder fuhr es ihm wie ein Blitz in die Augen, aus den Lampen, die rechts und links und auch vor ihm montiert waren.
Was war das? Er hatte sich nur leicht bewegt. Gab es in den Raum einen Bewegungsmelder? Oder reagierte sein Kidnapper auf jede noch so kleine Bewegung? Seine Augäpfel drehten sich wie irre in seinen weit aufgerissenen Augen, auf der Suche nach dem Melder.
Dort, oben in der Ecke neben der großen Lampe, die ihm direkt ins Gesicht leuchtete, saß etwas, was wie ein Bewegungsmelder aussah. Roberts bemerkte, wie sein Puls raste. Keiner beobachtete ihn. Vermutlich war er vollkommen alleine hier.
Die Drähte. Er kniff die Augen zu, um zu sehen, wohin die Drähte gingen. Sie hingen in zwei Ösen, die in der Wand befestigt waren. Er legte den Kopf ein wenig nach hinten, die Spannung ließ nach, die Drähte hingen ein wenig durch. Er versuchte, den Stuhl zu bewegen. Schaffte er es, ihn rückwärts zu schieben, dann war die Falle außer Betrieb. Der Stuhl bewegte sich keinen Zentimeter. Er war am Boden befestigt.
Wie perfide!
Sobald sein Kopf vor Müdigkeit nach vorne fallen würde, löste das die Abzugsringe der beiden Handgranaten und sein Hirn würde mitsamt seinem bisherigen Leben in tausend Atome zerrissen.
Licht aus!
*
„ Habt ihr bei der SD-Karte schon etwas erreicht?“, fragte Hell. Der Techniker, der sich bisher daran die Zähne ausgebissen hatte, verneinte.
„ Wir haben an dem Golfball Spuren eines Schraubstockes, besser gesagt, der Backen eines Schraubstockes gefunden. Wenn wir einen Schraubstock finden, der so ein Backenmuster aufweist, dann haben wir ein Ergebnis. Einer der Mitarbeiter ist momentan unterwegs und klappert die Baumärkte ab.
„ Wie kann es sein, dass jemand die Daten auf der Karte so verschlüsseln kann?“
Tim Wrobel lachte kurz auf. „So etwas kann nur ein Profi. Euer Mörder ist kein gewöhnlicher Killer mit einem Messer. Apropos Messer. Wir sind uns ziemlich sicher, dass es sich bei der Waffe um eine kleine Machete handelt. Eine sehr ungewöhnliche Waffe, die bei uns sehr selten zu finden ist. Sie kommt aus dem asiatischen oder pazifischen Raum. Hier, sieh selber“, sagte Wrobel und tippte auf der Tastatur, bis sich das Bild eines länglichen Messers zeigte, dessen Spitze etwas dicker war als der Schaft dahinter.
„ Aha“, sagte Hell, „Wieso ausgerechnet so eine Machete und keine andere?“
„ Das kann ich dir sagen, Oliver. Weil so eine Machete ein charakteristisches Schnittbild hinterlässt. Wir
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