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Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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Schreibtisch befand. Klauk hörte, wie sie sich schnäuzte.
    Als sie sich wieder an ihren Schreibtisch setzte, rang sie sichtbar um ihre Fassung. Sie schien sogar geweint zu haben.
    „ Oh mein Gott, was ist denn mit Herrn Königer passiert?“, fragte sie. Ihre Stimme hatte ihren verführerischen Klang verloren. Stattdessen klang nur Trauer mit.
    „ Entschuldigen Sie, ich dachte, Sie hätten schon im Radio von seinem Tod gehört. Lars Königer ist auf einem Golfplatz ermordet worden.“
    „ Ermordet? Nein, wir hören hier kein Radio. Wir arbeiten hier“, antwortete sie schroff.
    „ Daran hege ich auch keinen Zweifel, Frau Henrichs.“
    „ Und warum sind Sie jetzt hier? Sind Sie nur der Überbringer einer schlechten Botschaft?“ Klauk hatte plötzlich das Gefühl, dass sich ihre Trauer in Aggression verwandelte. Dem musste er etwas entgegen setzen.
    „ Nein, Frau Henrichs. Ich bin hier, um Sie nach ihrem Verhältnis zu Lars Königer zu befragen. Man hat Sie und Herrn Königer des Öfteren auf dem Golfplatz gesehen.“
    „ Lars Königer und ich hatten nur ein rein geschäftliches Verhältnis. Wer etwas anderes behauptet, der kann gerne meine Anwälte kennenlernen.“
    Ok, so sah also die andere Seite der Schlange aus. Kühl, abgeklärt, geschäftsmäßig.
    „ Warum sind Sie plötzlich so aggressiv, Frau Henrichs? Ich hatte eben noch den Eindruck gewonnen, dass Ihnen der Tod des Mannes nahe geht.“
    Sie brauchte nicht lange, um zu antworten. „Was wollen Sie mir hier in den Mund legen, Herr Kommissar?“
    „ Nichts. Es ist nur so, dass man Sie und Lars Königer auch nachmittags auf dem Golfplatz gesehen hat. Und nicht nur einmal. Außerdem hätten Sie den Eindruck gemacht, dass sie beiden sehr vertraut miteinander waren.“
    „ Das ist gelogen. Herr Königer und ich hatten kein Verhältnis. Und wir haben uns einmal zum Mittagessen dort getroffen, um unseren Vertrag zu feiern. Mehr war nicht.“
    Klauk überlegte kurz. Das Gespräch hatte eine völlig unerwartete Wendung genommen. „Darf ich diesen Vertrag sehen, Frau Henrichs?“
    Ihm wehte nun heftige Feindseligkeit entgegen. „Mit einem gerichtlichen Beschluss, gerne“, antwortete sie, kalt wie Eis.
    „ Wenn Sie darauf bestehen, dann komme ich gerne mit einem Beschluss zurück. Ich dachte, das wäre nicht nötig. Aber immer so, wie Sie es möchten, Frau Henrichs.“
    „ Darf ich Sie nun bitten, zu gehen, Herr Kommissar? Ich habe gleich noch einen Termin, auf den ich mich noch vorbereiten muss“, sagte sie und Klauk wusste sofort, dass sie ihm eine Lüge auftischte. Sie wollte ihn loswerden. So schnell wie möglich. Saskia Henrichs stand auf und ging mit schnellen Schritten durch den Raum. Wortlos öffnete sie die Türe mit ihrem Namensschild daran und machte eine unmissverständliche Geste. Augen voller Kälte.
    Klauk ging an ihr vorbei. „Eine Frage hätte ich noch. Gehört das zum Geschäft, sich so zu verstellen, Frau Henrichs?“
    Er wartete die Antwort gar nicht erst ab, sondern ging. Hinter ihm hörte er nur noch ein dumpfes Geräusch, als die Türe zu ihrem Büro zuflog.
    *
    Es war bislang nur ein Gerücht gewesen, doch als Hell zusammen mit Dr. Beisiegel vor dem Café Göttlich saß, kam das Thema automatisch auf die Buchhandlung gegenüber, die seit Jahrzehnten der Anlaufpunkt aller Studierenden der Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn gewesen war, die Fachbuchhandlung Bouvier. Beisiegel bestätigte Hell das Gerücht, die Bücherei würde in ein paar Wochen die Pforten für immer schließen. War sie ein Opfer der gigantischen Internetbüchereien ‚made in USA‘ geworden? Oder war es einfach nicht mehr zeitgemäß, seine Bücher vorher in die Hand zu nehmen, bevor man sie kaufte? Hell erinnerte sich daran, wie er in der Bücherei seine zugegeben recht schmale Bibliothek an Klassikern erworben hatte. Max Frisch, Hermann Hesse, Gabriel Garcia Lorca, Isabel Allende, Aristoteles, Platon. Aber auch die ersten Bände von Stephen King hatte er dort erworben.
    „ Die Zeiten ändern sich, Stephanie. Wir sind schon beinahe Dinosaurier, ich noch viel mehr, als Du.“
    „ Weißt Du, dann bin ich sehr gerne ein Dinosaurier. Die Fachbuchabteilung für die Gerichtsmedizin ist hier nie sehr gut bestückt gewesen, im Gegensatz zur Humanmedizin. Aber die meisten Bücher konnte man innerhalb von zwei Tagen bestellen und hier abholen. Ich habe dann immer die Zeit genutzt, um mich noch ein wenig durch die belletristischen Neuerscheinungen zu lesen. Das

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