Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
Terrassentüre in die Küche.
Bald war er wieder alleine im Haus, wenn Christoph während der Woche in Münster sein würde. Und das Wochenende würde er dann bei seiner Freundin verbringen. Nicht bei seinem alten Vater. Sicher, er würde kurz reinschauen, um die Wäsche zu machen. Mehr aber auch nicht. Du bist doch nicht etwa eifersüchtig, fragte er sich. Eifersüchtig auf die mögliche Karriere deines Sohnes und eifersüchtig auf seine Freundin. Er stellte die Flasche in die kleine Tragehilfe, die sechs Flaschen aufnahm, dann öffnete er den Kühlschrank und nahm ein weiteres kaltes Bier heraus.
Nein, du bist nicht eifersüchtig. Das ist Quatsch. Völliger Quatsch. Man muss den Kindern den Weg ebnen. Die Steine würden ihnen schon andere in den Weg legen.
Mitten in seine Gedanken klingelte das Telefon. Er näherte sich dem Mobilteil und schielte auf das Display. Erleichtert nahm er das Gespräch entgegen.
„ Hallo mein Schatz, wie schön, dass Du anrufst. Ich habe gerade meinen Moralischen und betrinke mich. Glaube ich“, scherzte er, als er die wohltuende Stimme Franziskas wahrnahm.
„ Ganz alleine? Muss ich mir Sorgen machen?“
„ Nein, brauchst Du nicht. Es ist momentan alles ein bisschen durcheinander. Wir haben einen neuen, verworrenen Mordfall. Wendt muss für das BKA den Lockvogel spielen. Und dann noch Christoph. Mir geht es nicht aus dem Kopf, dass er zur Polizei geht. Warum ausgerechnet er?“ Hell hebelte die Flasche auf und schenkte sich ein. Der Schaum stieg zu schnell und er saugte ihn auf, was ein schlürfendes Geräusch machte.
„ Prost“, sagte Franziska, „Ein weiterer Mord? Derselbe Täter?“
Hell hob das Glas hoch und ließ das überschäumende Bier auf die Steinfliesen tropfen, dann stellte er das Glas wieder auf den Tisch
„ Aller Voraussicht nach nicht. Er ist auf einem Golfplatz passiert und zu allem Überfluss gab es dann auch noch einen Riesensturm hier in der Region, der viele Spuren vernichtet hat.“
Hell erzählte Franziska Leck in groben Zügen die Geschehnisse des Morgens, berichtete auch über den Beschluss, Wendt für das BKA einzuspannen und sein Missfallen darüber. Franziska hörte ihm aufmerksam zu. Als er fertig war, nahm er einen Schluck aus dem Glas, schenkte weiter ein, diesmal vorsichtiger.
„ Was hat Meinhold denn herausgefunden über die Waffe? Wer ist aufgefallen, weil er damit gemordet hat? Solch eine Machete ist kein übliches Tatwerkzeug. Und es sagt viel über denjenigen aus, der damit mordet“, sagte sie mit forschender Stimme.
„ Ja? Was denn?“, fragte Hell interessiert.
„ Es ist niemand, der aus dem Affekt heraus getötet hat. So jemand nimmt sich ein Küchenmesser oder Vergleichbares und sticht mehrmals auf sein Opfer ein, wenn er überhaupt soweit plant, Geräusche zu vermeiden. An ein Messer kommt man leicht. Eine Schusswaffe zu besorgen, ist ungleich schwieriger und auffälliger, vor allem für einen Ersttäter, der keinen kriminellen Hintergrund hat.
Benutzt aber so jemand eine Machete, so sagt es mir, dass er damit bereits Erfahrung gesammelt hat. Jeder unerfahrene Täter würde sie wie ein Messer einsetzen und zustechen. Dieser Täter wusste, wie man damit tötet. Effektiv tötet. Und er wusste auch, dass sein Opfer nicht mehr in der Lage ist, zu schreien. Er hat auf diese Art und Weise schon getötet. Ihr sucht niemanden, der aus Eifersucht gemordet hat. Ihr sucht einen professionellen Killer.“
Die Ausführungen von Franziska Leck bereiteten Hell ein ungutes Gefühl. Sollte Wrobel Recht haben? Beisiegel hatte denselben Verdacht geäußert. Sollte es jemand sein, der aus dem asiatischen Raum angereist war, um Königer für was auch immer, zu bestrafen? Die Geschäftsbeziehungen mit dem asiatischen Raum waren gespickt mit Fußangeln und Fettnäpfchen, in die man als unerfahrener Geschäftsmann tappen konnte.
Er musste unwillkürlich an Klauk denken, der sein Gespür womöglich in die falsche Richtung einsetzte. Er würde seine Ergebnisse abwarten und dann entscheiden, ob er ihn noch weiter in diese Richtung ermitteln ließe.
„ Danke für deine Hilfe, Schatz. Mal was ganz anderes. Was würdest Du davon halten, wenn wir dieses Jahr noch in Urlaub fahren?“, fragte er die verdutzte Franziska, die gedanklich noch bei ihrem Profi-Killer war.
„ Urlaub? Eine sehr gute Idee, aber wie kommst Du jetzt von deinem Mörder auf einen Urlaub?“, entgegnete sie.
„ Daran ist Stephanie Beisiegel Schuld“, antwortete Hell mit
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