Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
war immer ein Vergnügen.“
„ Ja, das Vergnügen, sich ein Buch zu nehmen und zu schauen, was es mit einem macht, das geht den Leuten, die im Internet bestellen, völlig ab. Es fehlt das Haptische, verstehst Du?“
Beisiegel nickte verträumt.
„ Was war denn dein erstes Buch? Ich meine, das, was Du Dir selber gekauft hast?“
Wie aus der Pistole geschossen, antwortete Hell, „Karl Mays ‚Old Shatterhand‘. Und deines?“
„ Die rote Zora“, antwortete sie.
Beide lachten. Beisiegel nippte an ihrem Cappuccino. Sie lehnte sich in dem bequemen Stuhl zurück. „Es wird etwas fehlen, wenn man bald nicht mehr den Kunden beim Stöbern zuschauen kann. Womöglich kommt dann so eine öde Kette wie H&M oder was auch immer mit ihren Billig-Klamotten dort rein.“
„ Stimmt.“
Eine Weile sagten beide nichts, sondern genossen nur das Wahnsinnswetter, beobachteten die Passanten und hingen ihren Gedanken hinterher. Beisiegel versteckte ihren Blick hinter ihrer dunklen Sonnenbrille. Obwohl sie im Schatten unter einem Sonnenschirm saßen. Hell kniff dann und wann die Augen zusammen, wenn er eine interessante Person im Blick hatte.
„ Macht ihr noch Urlaub zusammen, Du und Franziska?“, fragte sie schließlich in die Stille.
Hell hatte keine Ahnung, das war noch kein Thema gewesen bisher. „Ich kann es dir nicht sagen, Stephanie. Vielleicht. Schön wäre das schon.“
„ Wollen wir zusammen fahren? Eine Woche Dänemark, in einem Ferienhaus in den Dünen. Mit Kamin und viel Fisch und Aquavit. Und mit langen Spaziergängen am Strand und danach eingemuckelt in einer Decke auf einem Liegestuhl einschlafen.“
Diese Bilder erzeugten sofort sehr schöne Erinnerungen.
„ Gute Idee, halten wir das mal im Auge. Ich spreche mal mit Franziska, wenn sie morgen Abend kommt.“
Vor Hells innerem Auge spulten sich die Bilder des letzten Dänemarkurlaubs ab. Der Urlaub war schon lange her, doch blieben die Bilder haften. Ringköbing Fjord, ein kleines Häuschen für zwei Personen auf einer Düne. Sündhaft teuer. Doch Hell hatte es sich nicht nehmen lassen, seine Frau zu einem Urlaub in diesem Traumhaus einzuladen. Sie hätten sich es eigentlich nicht leisten können, doch scherte sich Hell damals nicht darum. Mit seiner Frischangetrauten verlebte er dort zwei wunderbare Wochen. Früher hatte dort ein Kapitän mit seiner Familie gewohnt, jetzt war das Haus eines der begehrtesten Ferienhäuser. So einen schönen Urlaub hatten sie danach nie wieder verbracht.
„ Mir würde ja schon mal ein freies Wochenende reichen. Nochmal richtig einen zechen oder abends gepflegt eine Runde Pokern. Das wär’s doch!“
„ Ich würde mitmachen“, sagte Hell amüsiert.
„ Gut, dann machen wir das alles zusammen im Urlaub. Dann brauchen wir nur noch einen vierten Mann oder eine vierte Frau für den Urlaub.“
Hell lachte laut. „Halt dich mal ran, such‘ dir einen netten Mediziner, dann hätten wir jemanden. Kann doch nicht so schwierig sein, für so eine intelligente und attraktive Frau wie dich, einen Mann zu finden.“
Beisiegel machte eine abwehrende Handbewegung.
„ Danke für die Blumen. Wenn die Männer hören, was ich beruflich mache, dann machen schon fünfzig Prozent einen Rückzieher. Leichenfledderer oder Forensenschlampe, das habe ich schon alles gehört. Nein, nein, danke.“
„ Gibt’s doch nicht. Ich rede mal mit Franziska, vielleicht gibt es ja einen netten Seelenklempner, den sie Dir vorstellen kann“, schlug er ihr vor.
Beisiegel krümmte sich vor Lachen. Sie gluckste vor Vergnügen. „Ich und ein Seelenklempner? Der therapiert sich dann besser selber, wenn er mit mir zusammen ist.“
„ Ach was, Stephanie. Lass mich das mal machen, wart’s ab.“
„ Dein Wort in Gottes Ohr“, sagte sie weiter amüsiert.
„ Schauen wir mal, dann sehen wir schon“, witzelte Hell.
Im Anschluss wechselten die beiden das Thema und es wurde beruflich. Nach einer Stunde begleitete Hell seine Kollegin wieder zur Gerichtsmedizin. Als kurz drauf erneut das Telefon klingelte, half Hell die gelöste Stimmung, die er mit Dr. Beisiegel genossen hatte, dass die Angst wie verflogen war.
Es rief erneut Klauk an, um ihm mitzuteilen, dass er ein Gespräch mit Saskia Hansen geführt habe. Dabei hat er das Verhalten von Saskia Henrichs, als sehr merkwürdig empfunden. Er hatte ein seltsames Gefühl, so wie er sich ausdrückte und schlug Hell vor, den Eingang zum Bürogebäude noch eine Weile im Auge zu behalten. Hell ließ sich
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