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Oliver - Peace of Mind

Oliver - Peace of Mind

Titel: Oliver - Peace of Mind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Schroeter
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wieder mehr Schwung bekam, kauften wir zwei
Modellbausätze: eine MTX, ein Crossmotorad, wie Olli es sich wünschte, und eine
kleine rote Vespa, wie ich sie mir wünschte.
     
    Eigentlich wollten wir es so machen, dass jeder sein Modell selbst
zusammenbaut, aber ich war definitiv zu blöd dazu. Ich löste die winzigen Teile
aus dem Rahmen und sah mir das Blatt mit der Aufbauanleitung an. Als dann die
Teile nicht aneinander kleben wollten und immer nur an meinen Fingern haften
blieben, gab ich auf.
     
    Olli lachte. Hier war er der Bessere. Mochte ich in der Schule mehr
gelernt haben, was die praktischen Dinge anging, war er mir haushoch überlegen.
Wie schön hätten wir uns ergänzen können.
     
    Ich las also die Aufbauanleitung vor und suchte die passenden Teile für
ihn heraus. Und er bastelte alles zusammen. Ich war beeindruckt, wie ein so
großer Mensch so winzige Teile zu einem sinnvollen Ganzen zusammenfügen konnte.
Als die MTX-Maschine fertig war, war er so stolz, wie ich ihn noch nie zuvor
erlebt hatte. Ich holte meinen Fotoapparat von zuhause und wir trugen das
Motorrad Modell vorsichtig zum Spielplatz. Dort machten wir eine regelrechte
Fotosession. Aus allen möglichen Winkeln knipste er sein Kunstwerk. Er stellte
die Maschine in den Sand und rekonstruierte eine Bremsspur, sodass es später
auf dem Foto so aussah, als habe die Maschine eine Vollbremsung gemacht und sei
dabei seitlich leicht weggerutscht.
     
    Als es nichts mehr zu knipsen gab, fing ich an Olli zu fotografieren. In
seiner blauen Jacke, dem weißen Shirt, der Edwin-Jeans und den grauen
Turnschuhen mit bordeauxfarbenem Nike-Air Emblem, auf die er so stolz war. Dann
er mich. Dann drückten wir unsere Gesichter ganz eng aneinander, er hielt den
Fotoapparat weit weg und wir lachten glücklich, als er den Auslöser betätigte.
     
    Später am Abend, als ich schon wieder in meinem eigenen Bett lag, baute
er mir meine rote Vespa zusammen. Und am nächsten Tag überraschte er mich damit.
Ich stellte sie in meine Vitrine. In meine Vitrine kamen nur Dinge, die mir
wichtig waren. Meilensteine in meinem Leben.
     
    Kurz darauf meldeten wir uns gemeinsam zur Fahrschule an. Oliver war im
September sechzehn geworden und wir wollten unseren Traum verwirklichen. Wir
wollten unseren 1-B-Führerschein machen. Ich träumte von einer Vespa und er von
einer MT8. Für die MTX war er noch nicht alt genug. Und so gingen wir jede
Woche zusammen zum theoretischen Unterricht.
     
    Der Unterricht war abends. Abends, vor allem wenn es dunkel war, ging ich
nicht so gerne raus. Aber mit Olli an meiner Seite hatte ich niemals Angst. Er
war der geborene Beschützertyp.
     
    Leider wurde unsere Beziehung immer mehr zur Berg- und Talfahrt: Mal
lernten wir eifrig zusammen Verkehrsregeln, mal beschimpfte er mich, dass ich
mich für was Besseres und Schlaueres hielte. Ich wusste nicht, dass er selbst
es war, der sich für weniger wert hielt. Auf diesen Gedanken wäre ich nie auch
nur für eine Sekunde gekommen. Diese Seite hielt er gut versteckt hinter all
seiner Stärke und Dominanz, die er ausstrahlte.
     
    Ich wünschte, er hätte gewusst, dass ich ihn liebte, so wie er war,
gerade deshalb, weil er so war, wie er war.
     
    Zu unserer schriftlichen Prüfung gingen wir noch gemeinsam, aber dann trennten
sich unsere Wege irgendwie.
    Ich bekam meine weiße Vespa. Papa und ich fanden sie in der
Kleinanzeigenzeitung Avis. Zusammen fuhren wir nach Schenefeld. Zurück musste
ich wie in der Fahrschule hinter ihm herfahren. Es war ein komisches Gefühl. Die
Vespa hatte eine Handschaltung. In der Fahrschule hatte ich gelernt, mit dem
Fuß zu schalten. Aber ich gewöhnte mich schnell daran. Ich fühlte mich wie im
letzten Jahr, als wir in Italien Urlaub machten. Es war herrlich.
     
    Olli kam erst später zu seiner MT8. Woher er sie hatte, das wusste ich
nicht. Papa hatte mir die Vespa geschenkt. Damit war ich ihm etwas schuldig:
Ich musste wieder sein braves Mädchen sein. Und das traf sich nicht mit Jungen
wie Olli. Für ihn war es erledigt, nur ein jugendlicher Spleen, eine
vergängliche Romanze, gewesen.
     
    Ich ging jetzt auf eine andere Schule und war dort durch meine Vespa
wieder begehrter. Vielleicht kam ich mir wirklich eine Zeit lang wichtig vor.
Ich traf andere Jungen und hatte kurze Beziehungen mit ihnen. Auch meinen
ersten Freund traf ich wieder und bildete mir ein, er wäre der bessere gewesen.
     
    Doch es gab auch Momente, da wurde ich traurig. Ich stand dann wieder

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