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Olivers Versuchung

Olivers Versuchung

Titel: Olivers Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Folsom
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Es war nicht anders wie bei einem Alkoholiker, der sofort wieder abhängig werden würde, wenn er auch nur das kleinste bisschen Alkohol trank. Ihr Blut würde ihm das Gleiche antun. Dies würde nicht nur sein eigenes Leben zerstören, indem es ihn in den Abgrund zog, sondern es wäre auch ihr Ende: Er wusste, wie stark ihr Blut auf ihn wirken würde, sodass er schließlich zu viel von ihr nehmen und sie aussaugen würde. Sie würde in seinen Armen sterben.
    Dieser Gedanke machte ihn so krank, dass er am Straßenrand halten wollte, um sich zu übergeben. Er zwang die hochkommende Galle wieder nach unten. Nein, er würde nicht schwach werden. Er würde widerstehen – um ihretwillen und um seiner selbst willen. So blieben ihm zwei Möglichkeiten: Sich weiter von den minderbemittelten Bewohnern dieser Stadt zu ernähren oder sich an das in Flaschen abgefüllte Blut zu gewöhnen. Keine der zwei Optionen klang verlockend, solange Ursulas Blut die größte Versuchung darstellte.
    Nachdem er auf der Rückbank seines Minivans mit ihr geschlafen hatte, konnte er sich nichts Besseres vorstellen, als dies zu wiederholen und dieses Mal seine Fänge in ihren schönen Hals zu senken, sodass die Verbindung zwischen ihnen noch intensiver wurde als sie schon war.
    Ein flüchtiger Gedanke versuchte ihn noch weiter zu reizen. Hatte nicht Ursula gesagt, dass der Grund dafür, warum sie keinen Sex haben durfte, war, weil ihre Entführer glaubten, dass dies die Wirkung ihres Blutes verringern würde? Es schien eine lächerliche Vermutung zu sein, und er konnte sich nur vorstellen, dass diese Vampire Sadisten waren und Gefallen daran gefunden hatten, diese Frauen leiden zu lassen, indem sie ihnen jegliche Art von Vergnügen verweigerten, nur weil sie die Macht dazu hatten. Diesem Gedanken nachzugehen, dass es vielleicht doch einen sicheren Weg geben könnte, wie er Ursulas Blut trinken konnte, machte die Versuchung nur noch schlimmer. Es war der Süchtige in ihm, der nach jedem Strohhalm griff, egal wie dünn dieser war. Er konnte sich nicht erlauben, dem weiter nachzugehen. Er musste diese „Was-wäre-wenn“-Szenarien abschalten, oder es würde ihn verrückt machen.
    Oliver unterdrückte das Verlangen, das seinen Körper beherrschte, und konzentrierte sich auf seine nächste Aufgabe.
    Paul Corbin, der Besitzer der Brieftasche, die Ursula gestohlen hatte, lebte in einem Einfamilienhaus in North Beach. Die Adresse deutete darauf hin, dass er wohlhabend war, wenn man bedachte, dass Preise für Einfamilienhäuser in diesem sonnigen italienischen Viertel von San Francisco bei etwa zwei Millionen Dollar anfingen – für eine Bruchbude.
    Oliver parkte den Wagen in der Einfahrt, um sie zu blockieren, nicht nur, weil es in dieser Gegend nie freie Parkplätze gab, sondern auch, um den Mann an der Flucht zu hindern, obwohl er keinen Verdacht hegte, dass dieser so etwas vorhatte. Schließlich war Oliver nur hier, um ihm die Brieftasche zurückzugeben und ihn über das Blut-Bordell auszufragen.
    Er stieg aus dem Auto und schloss es ab. Dann marschierte er zur Eingangstür des imposanten Hauses. Es schien vor kurzem vollständig renoviert worden sein. Kein Aufwand war gescheut worden, wenn man bedachte, dass die Eingangstreppe mit Travertin gefliest war und die Eingangstür aus massivem Stahl war. Er vermutete, dass die Materialien im Inneren genauso edel waren.
    Oliver drückte die Klingel und hörte den angenehmen Gong im Haus erklingen. Das Licht über seinem Kopf ging an. Er hob seinen Blick und bemerkte eine Kamera, die auf ihn gerichtet war. Es schien, als ob Corbin gerne im Voraus herausfand, wer vor seiner Tür stand, bevor er sie öffnete.
    Oliver ließ ein lässiges Lächeln seine Lippen umspielen, um nicht bedrohlich zu erscheinen. Er hatte nicht die Absicht, den anderen Vampir zu verschrecken. Er musste nicht lange warten, bis er Schritte hörte, die sich der Tür näherten. Dann wurde ein Schlüssel im Schloss umgedreht und die Tür öffnete sich.
    Der große Mann war eindeutig ein Vampir, und nach dem Bild, das Oliver auf seinem Führerschein gesehen hatte, war es Paul Corbin selbst. Irgendwie hatte Oliver erwartet, dass ein Hausangestellter ihm die Tür öffnen würde. In einem solch großen Haus wären Bedienstete nicht fehl am Platz gewesen.
    „Ja?“, fragte Corbin mit einer hochgezogenen Augenbraue.
    „Mr. Corbin, es scheint, dass Sie Ihre Brieftasche verloren haben“, begann Oliver und beobachtete die Reaktion des Mannes.

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