Olivers Versuchung
herauszufinden, was richtig oder falsch ist?“
„Sag mir nicht, wer du glaubst, dass ich bin!“, donnerte Zane. „Ich weiß, was du versuchst, doch es wird nicht funktionieren. Ich werde dir nicht sagen, wo sie ist. Keine Diskussion. Du bist nicht in der Verfassung, in ihrer Nähe zu sein. Ihr Blut wird dich zerstören. Und wir alle – alle von uns bei Scanguards – sorgen uns zu sehr um dich, als das geschehen zu lassen.“
„Dann habt ihr aber eine komische Art und Weise, das zu zeigen!“, brummte Oliver und machte auf den Fersen kehrt.
Bevor Zane ihn aufhalten konnte, war er schon durch die Tür und schlug diese sogar noch lauter zu, als Zane es nur wenige Augenblicke zuvor getan hatte.
29
Ein hartnäckiges Klingeln durchdrang seinen Schlaf. Blind griff Oliver nach dem Wecker und schlug mit seiner Hand auf die Alarmtaste. Aber das Klingeln hörte nicht auf. Er zwang sich, ein Augenlid zu öffnen und auf die Uhr zu blinzeln. Es war kurz nach drei Uhr nachmittags. Wer hatte seinen Wecker auf drei Uhr gestellt und warum zum Teufel hörte dieser nicht auf zu klingeln?
Er schoss zum Sitzen hoch und sah sich in dem dunklen Zimmer um. Mit jeder Sekunde wurde er wacher, bis er schließlich erkannte, dass das Klingeln nicht von seinem Wecker kam, sondern von dem Haufen Klamotten, die er auf den Boden geworfen hatte, als er kurz vor Sonnenaufgang nach Hause gekommen war.
Er stürzte sich darauf und zog sein Handy aus seiner Hosentasche. „Ja?“, antwortete er, ohne die Anrufer-ID zu überprüfen.
„Hallo Oliver“, säuselte eine weibliche Stimme.
„Hallo? Wer ist da?“
Ein Kichern am anderen Ende der Leitung. „Karen, natürlich. Sag bloß, du schläfst noch.“
„Hallo, Karen“, antwortete er schnell. Sie war eine von Veras Mädchen und diejenige, die am meisten schwatzte. Und sie hatte keine Ahnung, dass er ein Vampir war. Niemand, der darüber Bescheid wusste, wagte es, ihn tagsüber anzurufen. „Ich war spät unterwegs. Was ist los?“
Wollte sie, dass er heute Abend zu Vera kam? Obwohl er ein regelmäßiger Gast in Veras Etablissement war, wussten alle Mädchen dort, dass er nie wegen Sex kam. Er liebte einfach Veras Gesellschaft und flirtete gerne mit den Frauen, die bei ihr angestellt waren. Obwohl ihm einige der Frauen Angebote gemacht hatten – gratis sozusagen – hatte er nie eins davon angenommen. Und er würde auch jetzt nicht damit anfangen.
„Wir haben dich die ganze Woche nicht gesehen. Gehst du uns etwa fremd?“
„Würde ich so etwas tun?“ Er zwang sich zu einem Lachen, obwohl er weiter schlafen wollte, damit er sich bei Sonnenuntergang wieder auf die Suche nach Ursula machen konnte. In der Nacht zuvor war er bei Amaurys Wohnung vorbeigefahren und hatte nur Nina zu Hause vorgefunden. Nach dem Besuch hatte er Amaurys und Ninas Wohnung als Ursulas Versteck ausgeschlossen und war dann zu Zanes Haus gefahren. Der Hund war der Einzige, den er dort angetroffen hatte. Niemand hatte die Tür geöffnet, und nachdem er eine Feuerleiter hochgeklettert und in eines der Fenster in der oberen Etage hineingespäht hatte, hatte er zugeben müssen, dass es auch dort keine Spur von Ursula gab. Außerdem würde Zane sie nie alleine in seinem Haus lassen, wohl wissend, dass sie wahrscheinlich versuchen würde zu fliehen.
„ . . . also dachte ich, ich rufe dich an.“ Karens Stimme trieb wieder zu ihm.
Scheiße, er hatte die Hälfte des Gesprächs verpasst!
„Mmm“, antwortete er und fragte sich, was sie ihm wohl erzählt hatte.
„Also, um was geht’s da? Warum mag sie dich nicht?“
Verwirrt kratzte sich Oliver am Kopf. „Wer?“
„Das Mädchen natürlich. Hast du nicht zugehört?“
„Natürlich habe ich zugehört. Welches Mädchen?“ Wenn dies wieder eine ihrer langatmigen Geschichten war, die ewig dauern konnten, dann musste er eine Ausrede finden, um diesem sinnlosen Gespräch zu entkommen. „Hör zu, ich muss weg.“
„Komm schon, sag’s mir. Hat sie dich etwa angemacht und ist jetzt sauer, weil du nicht auf chinesische Mädchen stehst?“
Oliver war sofort in Alarmbereitschaft. „Chinesisch? Wie sieht sie aus?“
„Chinesisch halt. Lange schwarze Haare. Hübsch.“
Konnte er wirklich so viel Glück haben? Sprach Karen von Ursula? „Was hat sie gesagt?“
„Nun, sie hat es nicht zu mir gesagt, aber ich habe es zufällig mit angehört. Sie sagte, dass du sie bei der erstbesten Gelegenheit verraten hast. Sie klang ziemlich angepisst.“
Obwohl ihn das nicht
Weitere Kostenlose Bücher