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Olivia: Manchmal kommt das Glück von ganz allein (German Edition)

Olivia: Manchmal kommt das Glück von ganz allein (German Edition)

Titel: Olivia: Manchmal kommt das Glück von ganz allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jowi Schmitz
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diesem Abend setzte ich mich in die Badewanne. Ich tauche jetzt unter, dachte ich. Doch das tat ich nicht.
    Erst am zweiten Abend gelang es mir. Prustend kam ich wieder hoch, fest davon überzeugt, kurz vor dem Ertrinken zu sein. Ich versuchte meine Mutter zu überreden, neben der Wanne Wache zu halten und aufzupassen, für den Fall, dass ich wirklich ertrank, doch sie weigerte sich. »Ruf mich, wenn es schiefgeht«, sagte sie. Als ob ich dann noch rufen könnte!
    In mein Handtuch gewickelt ging ich einen Tag vor der nächsten Schwimmstunde zu meiner Mutter und sagte: »Ich habe zu viel Angst.«
    Meine Mutter blickte von ihrem Buch hoch. »Weißt du noch, dass ich Simon mal was ins Ohr geflüstert habe?«
    Ich nickte.
    »›Das macht nichts‹, habe ich damals gesagt.«
    »Was soll nichts machen?« Der Fußboden war kalt und ich ein bisschen sauer.
    »Es macht nichts, dass du Angst hast. Deine Angst kann alles Mögliche wollen, aber du hast das Sagen. Und du bist nicht deine Angst.«
    »Und was hat Simon gesagt?«
    »›Huh‹, hat er gesagt.«
    Das fand ich eine richtig gute Antwort von ihm. »Und du?«
    »Buh!« Meine Mutter musste noch im Nachhinein schmunzeln.
    Wie üblich verstand ich nicht genau, was sie meinte. Aber mir war kalt, also ging ich trotzdem in die Wanne. Meine Mutter setzte sich zu mir.
    Ich kniete mich hin und hielt das Gesicht dicht übers Wasser, als wollte ich daran riechen. Dann holte ich ganz tief Luft und tauchte unter. Ich machte kurz die Augen auf und wieder zu, zählte bis zehn, stellte mir vor, dass ich Schwimmzüge machte und rasend schnell vorankam. Dann tauchte ich so wild strampelnd wieder auf, dass die halbe Badewanne auf meine Mutter schwappte.
    »Wie lange?« Ich rieb mir das Wasser aus den Augen. »Sag schon, wie lange?«
    Meine Mutter grinste und behauptete, ihre Uhr sei bei der Überschwemmung kaputtgegangen.
    Also musste ich es noch mal machen.
    »Wie lange?« Jetzt war ich schon zweimal getaucht und nicht ertrunken.
    »Drei Sekunden. Sehr gut!«
    Am nächsten Tag war ich im Unterricht zum ersten Mal unter Wasser geschwommen. Eigentlich war es genauso, wie ich es mir vorgestellt hatte. Nur kälter.
     
    Im Hintergrund hörte ich Jenny noch einmal »Okay, Kinder!« rufen.
    Ich hob den Kopf und tat, als würde ich mir die Aufgaben ansehen.
    Ich sagte mir: 1. Ich bin hier nur auf Durchreise. 2. Niemand weiß etwas über mich. 3. Meine Mutter braucht also noch gar nicht tot zu sein.
    Über den dritten Punkt wunderte ich mich ein bisschen, aber möglich war das, also wiederholte ich es im Stillen noch einmal. Hier in der Stadt war meine Mutter nicht tot. Solange Olga und Jenny ihr Wissen für sich behielten, konnte meine Mutter jeden Moment in die Schule kommen und mich nach Hause mitnehmen.
    »Es war nur ein Scherz, Krump«, würde sie flüstern und mir übers Haar streichen.
    Ich sah mir den Test an. Lauter Kreise hatte ich darauf gemalt. Jenny sagte nichts, weil es läutete, bevor wir mit dem Test fertig waren, und alle ihre Stifte fallen ließen und davonstürmten.
    Schnell ging ich nach Hause. Mein Vater hatte einen Fernseher mit einer altmodischen Antenne gekauft. Ich sollte sofort in die Kajüte gehen und ihm helfen, während er an Deck die Antenne hin und her schob. »Ja! Nein! Schnee!« Bei Einbruch der Dunkelheit hatten wir schließlich drei Sender gefunden.
    »Mehr als genug«, befand mein Vater.
    Der Fernseher stand vor seinem Bett. Daneben waren meine und seine Kleidung, der Karton mit dem Kleid und sein großer Rucksack.
    »Wie ist es in der Schule?«, fragte er, als wir auf seinem Bett saßen. Zur Feier des Tages hatte mein Vater eine Tüte Chips gekauft. Wir saßen nebeneinander und krümelten auf die Bettdecke.
    Ich hatte gerade den Mund voll Chips und mochte außerdem nicht antworten. »Gut. Meine Mutter ist vielleicht gar nicht tot« klang bestimmt verrückt. »Gut. Nur Mathe kann ich nicht« gefiel mir auch nicht besser. Gleich würde das Fußballspiel losgehen. Ich kuschelte mich enger an meinen Vater, und er nahm mich in den Arm. Eigentlich waren wir schon immer besser darin gewesen, zusammen zu schweigen.

 
    7
     
    Am nächsten Tag lief ich in der Pause so unauffällig wie möglich hinter Sascha her. Ich sah ihn am Ende des Gangs um die Ecke biegen und blieb stehen. Dort waren nur die Klos. Ich musterte die Garderobenhaken. Dann hielt ich mich an zwei Haken fest und machte einen Katzenbuckel. Ich zog mich an die Wand und ließ mich wieder nach hinten

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