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Olivia: Manchmal kommt das Glück von ganz allein (German Edition)

Olivia: Manchmal kommt das Glück von ganz allein (German Edition)

Titel: Olivia: Manchmal kommt das Glück von ganz allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jowi Schmitz
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unseren schmutzigen Küchenfußboden.
    Ich saß bestimmt eine Viertelstunde da. An der Tür war der Boden schwarz von den vielen Fußabdrücken. Alle Erde aus dem Garten traten wir da ab. Soviel ich wusste, hatten wir hier noch nie gewischt. Es waren keine vollständigen Schuhabdrücke mehr sichtbar, doch in einem Fleck am Rand erkannte ich die Spitze meines Turnschuhs.
    In einer anderen dicken Schmutzschicht konnte ich gerade noch einen Schuhabdruck der Ferse meines Vaters ausmachen. Ich stellte mir vor, dass jetzt auch der Dreck von Sonjas Absätzen dabei wäre.
    Mein Vater lehnte mit verschränkten Armen am Türrahmen. »Was ist mit dir?«
    »Bauchweh.«
    »Dann musst du ins Bett gehen.«
    Es war noch nicht wieder gut, das hörte ich an seiner Stimme.
    »John?«
    »Olivia?«
    »Nichts.«
    Mir schnürte sich der Magen zusammen, aber vielleicht lag das ja an der Blutung.
    Ich versteckte die Packung mit den Binden unter meiner Matratze. Die benutzten steckte ich in eine Tüte, die ich auf der Straße in den Müll werfen würde. Jedes Mal würde ich einen anderen Abfalleimer nehmen, weil ich nicht sicher war, ob man das durfte. Blut wegwerfen.
    Meinem Vater würde ich jedenfalls nichts davon erzählen. Das ging ihn gar nichts an.

 
    15
     
    Sascha und Milena hatte ich den Rest der Woche nicht gesehen, doch am Montag darauf stand Sascha neben meinem Tisch hinten in der Klasse und wartete auf mich. Dann setzte er sich einfach neben mich, als wäre das ganz normal. Ich drehte mich absichtlich so weit wie möglich von ihm weg, doch er tat, als würde er das nicht merken.
    Eine von Milenas blonden Freundinnen kam ins Klassenzimmer und rief: »Guckt mal, die Ratte und der Furzjunge sind wieder zusammen!« Doch als Milena hereinkam, hörte ich sie deutlich »Halt den Mund« zu ihr sagen.
    Ich holte Saschas Stift aus der Tasche und legte ihn neben mein Heft. Ich hatte mir zwar überlegt, einen anderen Stift zu nehmen, aber mit Saschas konnte ich nun mal besonders gut schreiben.
    »Geht’s?«, flüsterte Sascha.
    Ich nickte.
    »Ich kann dir alles erklären«, flüsterte er.
    »Okay, Kinder!«, rief Jenny. Mathe, natürlich.
    In der Pause tauchte Sascha wieder neben mir auf.
    »Hallo«, sagte er.
    Ich sah von meiner Kletterpflanze auf. »Musst du nicht …«, begann ich, konnte aber gerade noch den Mund halten, bevor mir »auf dem Klo hocken« herausrutschte.
    Milena und ihre Freundinnen standen ein paar Schritte von uns entfernt und taten so, als wären wir Luft. Sascha sah sich um wie einer, der die Aussicht genießt. Genau wie ich pflückte er ein Blatt ab und zerrupfte es. Dann sagte er: »Ich bin froh, dass du das von Milena und mir nicht herumerzählt hast … Sie ist nämlich die Freundin von meinem Vater. Also.«
    »Wer? Milena?« Ich sperrte die Augen auf.
    »Nein, du Dummie, ihre Mutter.«
    »Oh!«
    Endlich, endlich kapierte ich es, ich lahme Ente. Milenas Mutter war mit Saschas Vater zusammen. Das war also das große Geheimnis. Darum stellte Milena sich so blöd an: Die Mutter des coolsten Mädchens der Klasse hatte sich in den Vater des bescheuertsten Jungen verliebt. Sie genierte sich.
    »Aber warum bist du an dem Morgen nicht gekommen?« Ich dachte an die Ferien und den zu engen Badeanzug. Aber vielleicht war es sogar besser, dass das Schwimmen ausgefallen war. Sonst wäre Milena womöglich mitgegangen! Trotzdem. Er hatte mich gefragt, ob ich mitwollte. Und war dann nicht gekommen, einfach so.
    »Sie …« Sascha rupfte noch ein Blatt von der Kletterpflanze. »Mein Vater und ihre Mutter haben uns gesagt, dass sie …«
    »Was denn?«
    »Dass sie heiraten wollen. Und das musste gefeiert werden. Genau an dem Wochenende. Also.«
    »Und was ihr davon haltet, war ihnen egal?«
    Sascha zerquetschte das Blatt und rupfte es auseinander. Meines lag schon in vielen kleinen Fitzeln am Boden. Ich konnte besser rupfen als Sascha, aber ich hatte auch mehr Übung.
    Ich sah Milena an, die an derselben Stelle stand wie sonst. Sie lachte laut und schüttelte ihre blonden Locken, aber zwischendurch lugte sie immer wieder zu uns herüber.
    Dann zählte sie: »Eins, zwei, drei!«, und vollführte ein paar Tanzschritte mit ihren beiden Freundinnen. Ich versuchte mir auszumalen, dass ich dabei wäre und mitmachte. Dass ein Lehrer vorbeikäme und lächelte. Weil er uns insgeheim hübsch fände. Und begabt.
    »Milena musste die ganze Zeit weinen. Deshalb waren wir letzte Woche weg. ›Um uns aneinander zu gewöhnen.‹«
    Milena sah,

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