Olivia und der australische Millionär
dass du uns fast zu Tode erschreckt hast“, sagte Clint. „Ein tollwütiger Dingo hätte das nicht besser hinbekommen. Kannst du nicht schlafen?“
„Du … du mieser Bastard!“, fauchte Marigole gereizt wie eine wilde Tigerin. „Und das, während ich in diesem Haus bin!“
„Ein bedauerlicher Zustand, dem leicht abzuhelfen ist …“
Das beachtete sie gar nicht. „Sie sind in ihn verliebt, oder?“, wandte sich Marigole plötzlich an Olivia, die eine fast unnatürliche Ruhe verspürte.
Also war das jahrelange Härtetraining im Balfour-Clan nicht umsonst gewesen!
Fast hätte Olivia laut aufgelacht, doch das wäre der Situation sicher nicht angemessen gewesen. „Am besten ich gehe, damit ihr das unter euch klären könnt“, sagte sie stattdessen nüchtern und wollte an Marigole vorbei, doch das ließ diese nicht zu.
„Sie halten sich wohl für besonders clever, was?“, giftete Clints Exfrau und versuchte, Olivia am Arm festzuhalten, aber sie machte sich mit einem Ruck frei.
„Ich vieler Hinsicht … ja“, bestätigte sie lächelnd. „Und jetzt wünsche ich eine gute Nacht.“
„Warum legen wir uns nicht alle schlafen?“, schlug Clint vor. „Und bevor du zu Lucas zurückgehst, der vielleicht dein zukünftiger Gatte wird und ohne Zweifel längst im Tiefschlaf liegt, möchte ich dich ein letztes Mal daran erinnern, dass du nur noch Gast in diesem Haus bist, Marigole. Und darum steht es dir auch nicht zu, meine Wahl zu kritisieren, wenn ich mich möglicherweise ein zweites Mal binden will.“
Darauf wussten beide Frauen zunächst nichts zu sagen, aber Marigole erholte sich weit schneller als Olivia.
„Hüten Sie sich vor diesem Mann“, warnte Clints Exfrau Olivia mit tödlicher Ruhe. „Sobald er Ihr Herz erobert hat, tritt er darauf herum. Warum, denken Sie, habe ich ihn sonst verlassen? Begehen Sie nicht den Fehler zu glauben, Clint McAlpine würde Sie glücklich machen, Miss Balfour. Sie mögen sich rettungslos in ihn verliebt haben, womit Sie wahrlich nicht die Erste sind und auch nicht die Letzte sein werden, aber Sie kennen diesen Mann nicht. Er ist gefährlich.“
Instinktiv umfasste Olivia den Stein an ihrer Halskette und zuckte zusammen. Er war eiskalt, und als sie an sich herabschaute, sah sie, dass sich seine Farbvielfalt in stumpfes Grau verwandelt hatte.
Das verunsicherte sie und ließ sie frösteln.
Vielleicht kannte sie McAlpine doch nicht so gut, wie sie bisher gedacht hatte?
8. KAPITEL
Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft schlief Olivia ausgesprochen schlecht. Immer wieder warf sie sich im Bett herum und ärgerte sich über Marigoles unmögliches, ja regelrecht krankhaft obsessives Benehmen.
Dazu kamen ihre eigenen, unausgegorenen Sehnsüchte, verwoben mit Angst und heimlichen Bedenken, wohin das alles führen sollte.
Gesteh es dir doch endlich ein! Du bist so verliebt in Clint, dass du nahezu alles in Kauf nehmen würdest, wenn nur …
Doch das stand gar nicht zur Debatte. McAlpine hatte ihr nicht etwa einen Antrag gemacht, sondern ganz eindeutig erklärt, einen Fehler aus der Vergangenheit kein zweites Mal begehen zu wollen, oder?
Das gemeinsame Frühstück verlief äußerst angenehm. Alle waren bester Laune. Besonders, nachdem Georgy, die bei Kath in der Küche ihr Lieblingsmüsli gegessen hatte, sich ausgeschlafen und strahlend zu ihnen gesellte, während Clint sich kurz zurückzog, um noch ein wichtiges Telefonat zu erledigen.
„Daddy hat gesagt, wir machen einen Ausflug zu den Carlee Waters , um die Crocs zu besuchen“, berichtete seine Tochter aufgeregt. „Bis wir dort sind, ist es mittags. Da liegen sie faul und träge auf den Sandbänken herum, wo man sie prima beobachten kann.“
„Also, ich komme nur unter einer Bedingung mit!“, rief Olivia in gespieltem Entsetzen. „Du musst ganz fest meine Hand halten, Georgy, und aufpassen, dass kein Croc auf die Idee kommt, ich könnte einen schmackhaften Lunch abgeben.“
„Natürlich mach ich das!“, versprach das Mädchen, rannte auf Olivia zu und umarmte sie spontan. „Du musst keine Angst haben, Liv, sie sind nicht wirklich wild. Sie sehen zwar abscheulich aus, aber ich finde sie faszinierend. Daddy würde nie zulassen, dass uns beiden etwas passiert.“
Den Blick, den die anderen Gäste tauschten, sahen weder Georgy noch Olivia.
„Außerdem hat der Bootsführer das Krokodil in seinem Totem. Das macht ihn zum Bruder der Crocs.“
Olivias sichtbares Schaudern war echt. „In England gibt es keine
Weitere Kostenlose Bücher