Olivia und der australische Millionär
Image. Der raue, mächtige Rinderbaron und gleichzeitig hoch angesehene Geschäftsführer von M.A.P.C., der McAlpine Pastoral Company . Sonst hätte Oscar Balfour sich als schlauer, alter Fuchs in Geschäftsdingen auch nicht in das Unternehmen eingekauft.
Sosehr Olivia ihren Vater auch liebte und respektierte, momentan war sie etwas unsicher, was ihre Gefühle für ihn betraf. Er war nie wirklich das gewesen, was Bella und sie sich sehnlichst gewünscht hatten, ein Vater zum Anfassen. Immer auf der Jagd nach noch mehr Geld und Macht, hatte er nur selten Zeit für seine Töchter gehabt.
Eine ähnliche Brillanz in Geschäftsdingen und Rücksichtslosigkeit im Bestreben, an der Spitze mitzuspielen, glaubte Olivia auch in McAlpine erkannt zu haben. Ihr Vater hatte auf diese Weise jedenfalls drei Ehen verschlissen, sich einen folgenschweren One-Night-Stand zuschulden kommen lassen und sicher noch weitere Affären gehabt, von denen sie nichts wusste.
Die Tatsache, dass ihre eigene Mutter ihn ebenfalls betrogen hatte, ignorierte Olivia in diesem Zusammenhang. Wer wusste schon, was sie dazu getrieben haben mochte? Vielleicht hatte Oscar ihr ja gute Gründe dafür geliefert.
Olivia erinnerte sich an McAlpines Heirat mit einer australischen Erbin, die einen sehr ungewöhnlichen Namen hatte. Geendet hatte das Ganze in einem erbitterten Scheidungskrieg, was sie nicht im Geringsten überraschte. Vielleicht hatte auch er seine Frau schlecht behandelt oder sogar betrogen! Soweit sie informiert war, gab es auch eine Tochter aus dieser Ehe, die sicher bei ihrer Mutter lebte. Wie sollte sich ein Arbeitstier wie Clint McAlpine auch um die Bedürfnisse eines kleinen Mädchens kümmern?
Dafür strotzte der mächtige Rinderbaron geradezu vor maskulinem Sex-Appeal. Also würde er nicht lange allein bleiben. Sie selbst allerdings hatte nicht die geringste Absicht, sich in die Schar seiner Bewunderinnen einzureihen. Olivia bevorzugte den eher subtilen englischen Look und Style. Wie Justin ihn perfekt verkörperte, hätte er sich nicht als die falsche Ratte erwiesen, die er nun einmal war. Der Ausdruck stammte von Bella, nicht von ihr!
Energisch zwang Olivia ihre Gedanken in die Gegenwart zurück und sah sich erneut um. Ungläubig weiteten sich ihre Augen. War Darwin etwa ein tropisches Seebad? Um sie herum sah sie nur Palmen und andere exotische Grünpflanzen. In riesigen Kübeln blühten Blumen und Stauden jeder Couleur und verbreiteten einen geradezu betäubend süßen Duft. Vom knallblauen Himmel sandte die Sonne ihre Strahlen durch riesige Glasfronten und tauchte die ganze Umgebung in goldenes Licht.
Selbst mit Sonnenbrille fühlte Olivia sich geblendet. Plötzlich rammte sie jemand ziemlich unsanft in die Seite. „Verzeihung …“, murmelte sie automatisch.
„Keine Ursache, Darling, war eindeutig mein Fehler.“
Fassungslos musterte sie das unglaubliche Outfit ihres Gegenübers. Dunkelblaue Boxershorts zum froschgrünen Netzunterhemd.
„Brauchen Sie vielleicht Hilfe, kleine Lady?“
Da sie sich erst fassen musste, schloss sie für eine Sekunde die Augen. Sie war mindestens zwei Köpfe größer als der Mann vor ihr. „Danke, nein … ich werde abgeholt.“
„Glücklicher Teufel!“
Rasch wandte Olivia sich ab und bahnte sich grimmig einen Weg durch die bunte Menschenmenge. Warum musste es auch ein Mann sein, der sie hier erwartete? Warum nicht irgendeine ältliche Lieblingstante, bei der sie ihr angeschlagenes Selbstbewusstsein gesund pflegen und sich ein wenig verwöhnen lassen konnte?
Noch nie hatte sie eine derart flippige, kunterbunte Mode oder so viel nackte Haut auf einem Fleck gesehen. Oder so niedliche Kinder und attraktive junge Frauen mit einem Teint aus Honig und Milchkaffee und Augen wie dunkle Schokolade. Alle hier waren klein und feingliedrig. Nicht zum ersten Mal fühlte Olivia sich wie eine Giraffe und farbloser, als sie es tatsächlich war. Hier hätte sogar Bella ein Problem, aus der Menge herauszustechen! dachte sie mit einer Spur von Genugtuung.
Zu erraten, wie viele Anteile von einem Aborigine, Indonesier, Neuguineer oder Asiaten in den farbenfroh gekleideten Menschen um sie herum steckten, traute Olivia sich schon gar nicht zu. Aber eines vereinte sie offenbar – sie waren alle Australier und sprachen mit diesem besonderen australischen Akzent, der sehr viel breiter war als ihr eigener. Und sehr viel lauter!
Journalisten hatten ihr häufiger attestiert, dass man mit ihrer scharfen Stimme Glas
Weitere Kostenlose Bücher