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Oliviane – Der Saphir der Göttin

Oliviane – Der Saphir der Göttin

Titel: Oliviane – Der Saphir der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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gehalten. Er hatte sich gesagt, dass jene Art von vollkommener Glätte, die ihr Antlitz bot, für seinen Geschmack zu perfekt, zu leblos, zu statuenhaft war – so, als wäre sie schon jetzt das Opfer, das sie erst noch werden sollte: beherrscht und fromm.
    Aber nun hatte sie in Haltung, Erscheinung und Ton nicht mehr die geringste Ähnlichkeit mit einem bedauernswerten Opfer. In der goldbestickten Tunika und dem eleganten Untergewand glich sie einer Herbstkönigin. Glänzende goldene Haarfluten flossen über ihren gestrafften Rücken, und in den braunen Augen funkelten helle Lichter.
    Der üppige Mund wölbte sich in unverkennbarem Hochmut, und die fein gezeichneten, fragend gerundeten Brauen schienen den ruhigen Blick Lügen zu strafen. Das goldgerandete, höfische Dekolleté betonte die Wölbung verführerischer Brüste, und die Taille war so eng geschnürt, dass Landry sie vermutlich mit beiden Händen mühelos umspannen konnte. Wenn es je eine Frau gegeben hatte, die weniger zur Nonne geeignet war, dann stand dieses Geschöpf in diesem Moment vor ihm.
    »Habt Ihr das Sprechen verlernt?«, fuhr sie ihn gereizt an und bekämpfte den Impuls, ihm den Rücken zuzuwenden. Seine stummen Blicke begannen sie zu verunsichern. »Hat Euch noch niemand gesagt, dass es sich nicht gehört, eine Dame anzugaffen? Ihr benehmt Euch wie ein Bauer!«
    »Was habt Ihr erwartet?« Hinter Landrys Bartgestrüpp blitzten überraschend weiße Zähne. »Einen ergebenen Hofstaat von Bewunderern? In dem Falle hättet Ihr Euch auf die Seite von Herzog Jean schlagen müssen, nicht auf die seines Herausforderers!«
    »Also wird er es tun?!«, rutschte es Oliviane gegen ihren Willen heraus.
    »Was?«
    »Ihn herausfordern«, wiederholte sie ungeduldig. »Den Krieg weiterführen, obwohl das Land nichts mehr braucht als Frieden!«
    »Solange nicht einwandfrei feststeht, wer die größere Macht in der Bretagne besitzt, kann es auch keinen Frieden geben!«
    »Welch schreckliche Dummheit!«, stieß Oliviane scharf hervor. »Am Ende wird einer von ihnen über verbrannte Felder und menschenleere Städte herrschen. Ist das ein erstrebenswertes Ziel?«
    Der Schwarze Landry hob die buschigen Brauen. Seine Augen funkelten. »Habt Ihr Angst, dass unser Seigneur verlieren könnte? Dass Ihr Eure schönen Kleider wieder einbüßt, an die Ihr Euch eben gewöhnt habt?«
    »Ich habe nie Angst!«
    Oliviane merkte nicht, dass sie herausfordernd auf den Fußballen wippte, als wollte sie ihn zum Kampf herausfordern. Dabei versuchte sie nur instinktiv, sich von Landrys Größe und Energie nicht überwältigen zu lassen.
    »Zumindest würdet Ihr es mir gegenüber nie zugeben«, erwiderte er und bewies damit größere Menschenkenntnis, als sie ihm zugetraut hätte. »Warum habt Ihr Euch zu dieser Ehe zwingen lassen?«
    Zum Henker, das war nicht die Frage, die er ihr hatte stellen wollen, aber es war schon geschehen. Oliviane de Rospordon versteifte sich merklich, und ihre Lippen wurden schmal. Sie warf den unbedeckten Kopf in den Nacken, und ihre Haare schienen im diffusen Licht, das hinter ihrem Rücken durch die dicken Fensterscheiben drang, zu glitzern.
    »Geht’s Euch etwas an, Hauptmann oder was immer Ihr seid?«
    »Hatten wir uns nicht auf Bauer geeinigt?«
    Er machte sich lustig über sie, einwandfrei. In dem Versuch, Haltung zu bewahren, verschränkte sie die langen schlanken Finger ineinander. Oliviane reckte ihr Kinn vor und schwieg. Sie hatte ohnehin schon zu viel gesagt. Dieser Mensch hatte etwas an sich, das so unmittelbar auf ihre Nerven Einfluss nahm, dass alle ihre Sinne Gefahr witterten.
    »Sprecht, was wollt Ihr von mir?«, forderte sie ihn knapp auf und verschanzte sich hinter ihrer üblichen kühlen Miene.
    »Nur die Ruhe, kleine Dame!«, stieß er hervor, und ehe Oliviane begriff, was er vorhatte, fand sie ihre Schultern von dem stählernen Griff seiner kräftigen Fäuste umspannt. »Mir scheint, es ist an der Zeit, dass man Euch Bescheidenheit und Demut beibringt, von Geduld ganz zu schweigen.«
    »Gebt mich auf der Stelle frei!«, zischte Oliviane, und ihr Zorn stand dem seinen in nichts nach.
    In ihren Augen blitzte pures Feuer, und die Wut rötete ihre zarten Wangen. Landry nahm den Schimmer einer höchst ebenmäßigen Zahnreihe wahr und verlor sich in den goldgesprenkelten Lichtern ihrer großen Augen. Die steifen Röcke ihres Gewandes wippten um seine Beine, und unter seinen Händen spürte er die Geschmeidigkeit eines Körpers, der biegsam wie

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