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Oliviane – Der Saphir der Göttin

Oliviane – Der Saphir der Göttin

Titel: Oliviane – Der Saphir der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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berichtete Fanny und strich mit den Händen über die neue Pracht ihrer Kleider. Sie betrachtete den Tausch als ersten Sieg über die Rivalin und schwor sich im Geheimen, dass es nicht der letzte sein würde.
    Oliviane nickte stumm. Ihr war es egal, ob sie mit Fanny oder mit Juans Mutter unterwegs sein musste. Sie verfiel immer mehr in Lethargie. In ihrem Kopf herrschte völlige Leere, und sie gab es auf, über Dinge nachzudenken, die ohnehin nicht mehr zu ändern waren. Oliviane verbrachte den folgenden Tag als Fannys stummer Schatten, der stundenlang unter der Plane des Karrens kauerte, ohne die Umgebung zur Kenntnis zu nehmen.
    Sie rührte sich nicht einmal, als die Wagen unter den hallenden Torbögen von Rennes hindurchratterten. Sie schafften es gerade noch vor dem abendlichen Schließen der Tore, und die Wache schickte sie mürrisch zur Burg des Herzogs.
    Im Schatten der Vorwerke hatte sich bereits allerlei Gesindel eingenistet, das der Herzog gnädig duldete, solange es die Gesetze achtete und keinen Arger machte.
    Oliviane hatte sich beim ersten Anblick von Waffenröcken und Hellebarden noch tiefer in Fannys Karren zurückgezogen. Was, wenn den Wachen der Stadt eine Beschreibung der flüchtigen Oliviane de Rospordon vorlag?
    Gelähmt von Furcht, Selbstvorwürfen und einem Kummer, der ihr fast den Atem nahm, vergrub sie das Gesicht in den Händen.
    »Komm schon!«
    Fanny zog Oliviane rücksichtslos durch das Gewühl der Menschen in der Rue Saint Guillaume. Das unebene Kopfsteinpflaster war glitschig, und sie rutschte in ihren Holzpantinen immer wieder aus. Juans Geliebte kümmerte sich nicht darum. Über ihnen quietschten die Zunftschilder in den eisernen Halterungen im Wind, und die Straßenhändler boten lautstark ihre Waren feil.
    Fanny hatte Oliviane dazu gezwungen, ihre Zöpfe zu lösen, und der Wind trieb ihr die seidigen Strähnen immer wieder in die Augen. Er pfiff durch das brüchige Leinen ihres Hemdes und legte sich eisig auf ihre bloßen Schultern. Das wärmende rote Tuch hatte ihr Fanny herausfordernd um die Hüften gebunden. Aber Oliviane fror längst nicht mehr – sie war bereits vollkommen erstarrt.
    Sie ahnte nicht, wie reizvoll sie mit ihrem blassen, makellosen Gesicht, den offenen flachsfarbenen Haaren und der höchst spärlichen Bekleidung wirkte. Das Gesicht eines Engels über dem Körper einer verführerischen Dirne, dieser Gedanke kam jedem, der Oliviane so sah. Fanny hatte gewusst, was sie tat, als sie ihre Begleiterin so wirkungsvoll aufgeputzt hatte. Es konnte nicht allzu lange dauern, bis sie einen lüsternen Kerl fand, der genügend dafür bezahlte, dass er ein solches Prachtstück in seine Kammer zerren durfte.
    Im Gewühl des Marktes gab es eine ganze Reihe von käuflichen Mädchen, die hier ihrer Profession nachgingen. Die eine oder andere verirrte sich auch in die Gassen der wohlhabenderen Bürger, wie zum Beispiel in die Rue Saint Guillaume. Vielleicht fand sich ja ein lüsterner Handwerksmeister, der eine Magd für vielfältige Dienste in seinem Hause suchte? Fanny ließ die Blicke suchend über die Gesichter gleiten.
    »Einen Moment, meine Schöne!«
    Oliviane kehrte abrupt in die Wirklichkeit zurück, als sie am Arm gepackt wurde und plötzlich in das faltige, hochrote Gesicht eines dicken Mannes starrte, der unter seinem Samtbarett zu ihr aufsehen musste. Er hatte buschige graue Brauen, die wie Staubbalken über gelben, gefühllosen Augen saßen – Augen, die sie dermaßen an die des Herzogs von St. Cado erinnerten, dass sie einen schrillen Schrei ausstieß und sich so heftig von ihm losriss, dass der Stoff ihres Hemdes gefährlich knirschte.
    »Lasst mich!«, schrie sie panisch und rannte einfach davon.
    Dummerweise übersah sie dabei einen Prellstein, der den Eingang eines prächtigen, mehrstöckigen Fachwerkhauses markierte. Sie stolperte darüber und prallte, von ihrem eigenen Schwung getragen, mit der Stirn voll gegen die geschnitzte hölzerne Rundung des Einganges. Sie spürte einen Schlag, dann explodierten grelle Funken vor ihren Augen, und es wurde dunkel um sie herum.
    Die Flüssigkeit rann heiß und schmerzlindernd durch ihre Kehle, aber sie schmeckte geradezu abscheulich. Oliviane schluckte dennoch – gezwungenermaßen, denn die Hand die den Becher führte, war so unnachgiebig wie jene, die ihren Nacken hielt.
    »Heilige Anna, was ist das?«, keuchte sie und schnappte nach Luft, sobald sie, von allem Zwang befreit, wieder in die weichen, duftenden Kissen

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