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Olympiareife Nummern

Olympiareife Nummern

Titel: Olympiareife Nummern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Meissner-Johnannknecht
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dann reisten seine Frau Mathilde und ihr schöner Begleiter Mats hinterher und ich musste nach Eckernförde, weil Mutter mit Schlaganfall im Krankenhaus lag. Und Mats, dieser geile Schwede hatte nur einen Gedanken im Kopf: meinen Nick. Okay, sie waren damals füreinander die „Ersten", aber das war ja noch lange kein Grund, so 'ne alte Geschichte wieder aufzuwärmen.
Ich hab' ja auch kein Verlangen nach Mathilde verspürt. Wenn ich's mir recht überlege, finde ich Martin heute viel attraktiver als Mathilde ... Huch! Was für ein absurder Gedanke! Nie würde es mir in den Sinn kommen, mit diesem zerstreuten Professor etwas anzufangen, aber nur so von der Überlegung her ... also sagen wir mal bloß von der Optik ... Verrückt. Schießt mir aber gerade so durch den Kopf. Mathilde reizt mich nicht mehr. Aber Martin in Boxershorts? Eine gute Figur hatte er schon immer. Ist doch echt ein Ding, was ich auf einmal so denke. Nach wie vor finde ich's komisch, dass ich von mir behaupte, „schwul" zu sein. Bin ich's? Zwei Seelen streiten, ach, in meiner Brust!

    „Ich bin doch bloß mit Nick zusammen", sagt die Eine.
    „Aber Nick ist ein Mann!" Die Andere.

    „Nick ist ... was Besonderes ... er ist echt der liebste und netteste Typ, den ich jemals kennengelernt habe!"

    „Aber er ist ein Mann!"

    „Okay, okay, er ist zufällig ein Mann ... genauso gut könnte er aber auch 'ne Frau sein!"

    „Nick in Frauenklamotten und mit Lippenstift?"

    „Um Gottes Willen! Er und ich würden uns krank lachen!"

    „Er ist ein Mann, Jan. Ein Mann."
    „Ja ... ist er ... und ich möchte nie wieder ohne ihn sein."
    „Du liebst also einen Mann?"

    „Ach, was hat das schon für 'ne Bedeutung ... Frau, Mann. Ist doch egal, wen man liebt, oder?"

    „Bisher hast du gedacht, du stehst auf Frauen ...!"

    „Ja ... und? Ich habe mich in Nick verliebt... zufälligerweise ist er ein Mann. Erst hab' ich mich verliebt, dann hab' ich festgestellt, dass er ein Mann ist. Na und?"

    „Dann bist du also schwul?"
    „Nein! D.h. na ja, eigentlich schon ...".
    „Also was jetzt? Schwul oder nicht?"
    „Ich liebe Nick. Das ist es."
    „Und Nick ist ein Mann ..."

    Ein paar Mal war ich mit meinen Eltern diese Woche essen. „Schade, dass ihr nicht alle da seid", hatte meine Mutter gestern Abend bedauernd gesagt, „das wäre schön!" „Wann kommt ihr denn mal wieder?", fragte mein Vater, „die letzte Schachpartie ist noch nicht fertig." Nick und er haben in Dänemark ihre gemeinsame Schachleidenschaft entdeckt. Stundenlang konnten sie zusammen verbringen.
    „Dein Vater ist ein Ass," sagte Nick damals, „das macht echt Spaß mit ihm."

Über Weihnachten hatten wir alle eine Hütte in Dänemark gemietet.
Es war das erste „öffentliche" Zusammenkommen von meinen Eltern und Nick und mir als Paar. Mein Vater hatte anfangs überhaupt kein Verständnis gezeigt. Wie auch? Der arme Mann war völlig überfordert. Sechzehn Jahre waren Renate und ich schließlich verheiratet, dann der Schock für beide: Unsere Trennung. Und kurz darauf komme ich mit der Neuigkeit, dass ich mit Nick zusammen bin. Den hatte ich im Urlaub kennengelernt. Ich und ein anderer Mann. Wenn mir das einer vorher gesagt hätte ... ! Ich bin vierzig. Nick wird sechsundzwanzig.

Wäre Nick 'ne Frau, dann hätten sie wegen des nicht unerheblichen Altersunterschiedes wahrscheinlich auch schon große Augen gemacht... aber so?

„Vorm Urlaub wird's nichts mehr ... aber gleich danach", verspreche ich.

Mal sehen, wie's wird. Dieses Jahr geht's nach Kroatien. In eine Ferienwohnung. Und nur mit Lily und Katharina. Christoph fährt in ein Fußballcamp.
„Was? Wir haben ein Schlafzimmer für uns? Keine Heimlichtuerei beim Joggen? Geil!" Nick hatte auf unser Kennenlernen angespielt. Wir haben letztes Jahr gezeltet. Er war mehr zufällig dazugekommen, weil er sich von seinem Freund getrennt hatte und weil sein Zelt kaputtgegangen war. Und natürlich, weil wir alle ihn gleich ins Herz geschlossen hatten. Ich besonders.

„Ich glaub's erst, wenn wir da sind", hatte er dann zärtlich gesagt, „und wenn ich mich auf's Bett geworfen habe ... es ist wahrscheinlich verrostet und quietscht wie verrückt!" „Hat doch was", sagte ich, „so 'n Bett, das rhythmisch quietscht..."

„Klar. Und Lily, die vor der Tür steht und fragt: ,Was ist das? Was sind das für komische Geräusche? Was macht ihr da?' Nee, lieber nicht!"

„Wenn's quietscht, legen wir die Matratze auf den Boden", versprach ich.
„Gut",

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