Olympos
bewusstlosen Hockenberry hört zu. Di e ser Scholiker wurde nicht geboren, er wurde … gebaut. Aus irgendeiner Starter-DNA und -RNA rekonstruiert. Sein Körper wird keine Orga n transplantate annehmen, aber was noch wichtiger ist, er wird keine ne u en Nanozyten annehmen, weil er bereits mit ä u ßerst hochentwickelter Nanotechnologie voll gestopft ist.
Welcher Art?, fragt der in Buckykarbon gehüllte Ganymeder, Suma IV. Was macht sie?
Das wissen wir noch nicht. Diese Antwort kommt von Sinope s sen selbst. Seine dünnen Finger hantieren mit Laserskalpell, Nähm a terial und Mikroschere, während er Hockenberrys Herz in einer seiner anderen Hände hält. Diese Nanomeme und Mikr o zyten sind viel raffinierter und komplexer als alles, was es in diesem OP gibt oder was wir für uns Moravecs entwickelt haben. Die Zellen und die subze l luläre Maschinerie ignorieren unsere Nano-Abfrage und zerstören alles, was ungebeten von außen kommt.
Aber du kannst ihn trotzdem retten?, fragt Cho Li.
Ich glaube schon, sagt Retrograde Sinopessen. Ich fülle noch den Blutvorrat des Scholikers Hockenberry zu Ende auf, schließe die Zellr e paratur ab und nähe ihn zu. Dann setze ich die neurale Aktivität wieder in Gang, initiiere einen Grsvki-Feld-Stimulus, der die Genesung b e schleunigt, und er müsste wieder in Ordnung sein.
Mahnmut wendet sich zu Odysseus, um ihm diese Prognose mitzuteilen, aber der Achäer hat sich schon umgedreht und ist weggegangen.
Der zweite Tag nach dem Abflug von Mars und Phobos.
Odysseus läuft durch die Schiffskorridore, steigt die Treppen hinauf, meidet die Fahrstühle, durchsucht die Räume und ign o riert die hephaistischen Kunstwesen namens Moravecs, wä h rend er einen Weg aus diesem Hades-Anhängsel mit seinen metallenen Fluren sucht.
»O Zeus«, flüstert er in einem langen, leeren, stillen Raum, in dem es nur summende Kästen, flüsternde Ventilatoren und gu r gelnde Rohre gibt, »mächtiger Vater der Menschen und Götter, Vater, dem ich den Gehorsam verweigert und gegen den ich u n besonnen Krieg geführt habe, du, der du mein Leben lang aus dem gestirnten Himmel gedonnert hast, der du mir einst deine geliebte Tochter Athene schicktest, damit sie mir ihren Schutz und ihre Liebe gewährte, Vater, ich bitte dich nun um ein Zeichen. Führe mich aus diesem metallenen Hades der Schatten und oh n mächtigen Gesten, in den ich vor meiner Zeit gekommen bin. Ich bitte dich nur um die Gelegenheit, im Kampf zu sterben, o Zeus, o Vater, der über die feste Erde und das weite Meer gebietet. G e währe mir diesen letzten Wunsch, und ich bin dein Diener für alle Tage, die mir noch bleiben.«
Keine Antwort, nicht einmal ein Echo.
Odysseus, Sohn des Laertes, Vater des Telemachos, Geliebter Penelopes und Günstling Athenes, ballt die Fäuste und beißt die Zähne zusammen, um seinen Zorn zu bezähmen, und durc h schreitet weiter die metallenen Tunnels dieser Hülle, di e ser Hölle.
Die Kunstwesen haben ihm erzählt, er befinde sich in einem m e tallenen Schiff, welches das schwarze Meer des Kosmos b e fahre, aber sie lügen. Sie haben ihm erzählt, sie hätten ihn am Tag, als das Loch zusammenbrach, vom Schlachtfeld geholt, um ihm zu helfen, seinen Weg nach Hause zu seiner Frau und seinem Sohn zu finden, aber sie lügen. Sie haben ihm erzählt, sie seien denke n de Wesen – wie Menschen – mit Seelen und Herzen wie Me n schen, aber sie lügen.
Dieses metallene Grab ist riesig, ein senkrechtes Labyrinth, und es hat keine Fenster. Hier und dort findet Odysseus tran s parente Flächen, durch die er in einen weiteren Raum schauen kann, aber er entdeckt weder Fenster noch Bullaugen, durch die er auf dieses schwarze Meer hinausblicken könnte, von dem sie sprechen, nur ein paar Blasen aus durchsichtigem Glas, die ihm einen ewig schwarzen Himmel mit den üblichen Sternbildern zeigen. Manchmal wirbeln und kreisen die Sterne, als hätte er zu viel g e trunken. Wenn keines der Moravec-Maschinenspielzeuge in der Nähe ist, hämmert er an Fenster und Wände, bis seine schweren, vom Krieg schwieligen Fäuste blutig sind, aber er hinterlässt nicht einmal einen Kratzer im Glas oder Metall. Er zerbricht nichts. Nichts öffnet sich seinem Willen.
Einige Räume stehen Odysseus offen, viele sind verschlossen, und ein paar – zum Beispiel die so genannte Brücke, die sie ihm am ersten Tag seines Exils in diesem rechtwinkligen Hades g e zeigt haben – werden von den schwarzen, stacheligen Kunstw e sen namens
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