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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Mahnmut.
    Hockenberry schüttelt den Kopf und lächelt erneut. »Ich we r de früher oder später selbst mit ihm reden. Vorerst hat Aste a gue/Che einen von euren Steinvecs als Wache vor dem Lazarett postiert.«
    »Ich habe mich schon gefragt, was der Gürtel-Moravec da dra u ßen macht«, sagt Mahnmut.
    »Schlimmstenfalls qte ich einfach weg.« Hockenberry berührt das goldene Medaillon, das durch die Öffnung seiner Pyjamaj a cke sichtbar ist.
    »Wirklich?«, sagt Mahnmut. »Wohin? Der Olymp ist eine Kriegszone. Und es kann durchaus sein, dass Ilium inzwischen in Brand gesteckt worden ist.«
    Hockenberrys Lächeln verfliegt. »Ja. Das ist ein Problem. Ich könnte aber jederzeit nach meinem Freund Nightenhelser scha u en. Den habe ich in Indiana gelassen, ungefähr tausend vor Chri s tus.«
    »Indiana … «, sagt Mahnmut leise. »Auf welcher Erde?«
    Hockenberry reibt sich die Brust an der Stelle, wo Retrograde Sinopessen vor nicht einmal zweiundsiebzig Stunden sein Herz in der Hand gehalten hat. »Auf welcher Erde«, wiederholt der Schol i ker. »Du musst zugeben, das klingt seltsam.«
    »Ja«, sagt Mahnmut, »aber ich schätze, wir müssen uns alle d a ran gewöhnen, so zu denken. Dein Freund Nightenhelser befindet sich auf der Erde, von der du fortqtet bist – nennen wir sie die Il i um-Erde. Dieses Raumschiff fliegt zu einer Erde, auf der vierta u send Jahre vergangen sind, seit du gelebt hast und … ähm … «
    »Seit ich gestorben bin«, sagt Hockenberry. »Keine Sorge, ich bin an diesen Gedanken gewöhnt. Er stört mich nicht … allzu sehr.«
    »Es ist erstaunlich, dass du dir den Maschinenraum der Queen Mab so präzise bildlich vorstellen konntest, nachdem du niederg e stochen worden warst«, sagt Mahnmut. »Du bist bewuss t los hier eingetroffen, also musst du das QT-Medaillon schon auf der Schwelle zur Ohnmacht aktiviert haben.«
    Der Scholiker schüttelt den Kopf. »Ich kann mich nicht entsi n nen, das Medaillon gedreht oder mir irgendwas vorgestellt zu haben.«
    »Was ist das Letzte, woran du dich erinnerst, Hockenberry?«
    »Eine Frau, die über mir steht und mit entsetzter Miene auf mich herabschaut«, sagt der Mann. »Eine hochgewachsene Frau, helle Haut, dunkle Haare.«
    »Helena?«
    Hockenberry schüttelt den Kopf. »Die war schon die Treppe hinuntergegangen. Diese Frau ist einfach … aus dem Nichts aufg e taucht.«
    »Eine Trojanerin?«
    »Nein. Sie war … seltsam gekleidet. Sie trug eine Art Kittel und einen Rock, eher wie eine Frau aus meiner Zeit, anders als jede Frauenkleidung, die ich in den letzten zehn Jahren in Ilium oder auf dem Olymp gesehen habe. Aber auch anders als zu meiner Zeit … « Seine Stimme verklingt.
    »Vielleicht eine Halluzination?« Mahnmut verzichtet darauf, das Naheliegende hinzuzufügen – dass Helenas Messerklinge H o ckenberrys Herz getroffen hat, sodass sich viel Blut in die Brus t höhle ergoss, statt zum Gehirn des Menschen transportiert zu werden.
    »Möglich wäre es … aber sie war keine. Allerdings hatte ich ein ganz seltsames Gefühl, als ich sie anstarrte und sah, wie sie me i nen Blick erwiderte … «
    »Ja?«
    »Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll«, sagt Hockenbe r ry. »Eine Art Gewissheit, dass wir uns bald wieder begegnen wü r den. Irgendwo anders. Irgendwo fern von Troja.«
    Mahnmut denkt darüber nach, und die beiden – Moravec und Mensch – sitzen eine Weile in behaglichem Schweigen beieina n der. Das dumpfe Pochen der riesigen Kolben – ein Pochen, das alle dreißig Sekunden durch Mark und Bein des Schiffes geht, g e folgt vom halb spürbaren, halb hörbaren Zischen und Seufzen der riesigen Hubzylinder – ist zum gewohnten Hinte r grundgeräusch geworden, ebenso wie das leise Zischen des Belüftungssystems.
    »Mahnmut«, sagt Hockenberry und berührt seine Brust durch die Lücke in seiner Pyjamajacke, »weißt du, weshalb ich nicht mit euch zur Erde reisen wollte?«
    Mahnmut schüttelt den Kopf. Er weiß, dass Hockenberry sein Spiegelbild in dem polierten schwarzen Kunststoff-Sichtstreifen sehen kann, der um die Vorderseite von Mahnmuts rotem Schädel aus legiertem Metall herumläuft.
    »Weil ich genug über das Schiff – diese Queen Mab – weiß, um den wahren Grund dafür zu erkennen, weshalb ihr damit zur E r de fliegt.«
    »Die Hauptintegratoren haben dir den wahren Grund doch g e nannt«, sagt Mahnmut. »Oder nicht?«
    Hockenberry lächelt. »Nein. Oh – die Gründe, die sie genannt haben, sind durchaus zutreffend,

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