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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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schnarchten, überall schmutzige Stiefelabdrücke und schwere hölzerne Läden, wo früher einmal die schönen Vo r hänge ihrer Mutter gehangen hatten, dachte Ada: So weit ist es also mit uns gekommen.
    Ja, so weit war es gekommen.
    Vierhundert Menschen lebten jetzt in und um Ardis herum. Es war nicht mehr Adas Zuhause. Oder vielmehr, es war jetzt ein Zuhause für jeden, der bereit war, hier zu leben und dafür zu kämpfen.
    Petyr zeigte ihr die Läden und zusätzliche Vorrichtungen: im Erdgeschoss und im ersten Stock Schlitze in den Fensterläden, oben auch im Boden, durch die die Verteidiger weiterhin Pfeile, Armbrustbolzen und Flechettes auf die Voynixe abfeuern kon n ten, falls diese die Palisade durchbrachen, im zweiten Stock k o chendes Wasser in riesigen Bottichen, die mit Winden zu den h o hen Giebelterrassen oben hinaufgehievt wurden, von wo aus die letzten Verteidiger die heiße Flüssigkeit auf die Voynixe schütten konnten. Harman hatte diese Idee aus einem seiner alten Bücher gesiglt. Nun brodelten Wasser und Öl in großen Bottichen auf i m provisierten Öfen, die in die ehemaligen Pr i vaträume von Adas Familie hinaufgeschleppt worden waren. Es war alles hässlich, aber es sah so aus, als könnte es funkti o nieren.
    Greogi kam herein.
    »Das Sonie?«, fragte Ada.
    »Oben auf der Jinker-Plattform. Reman und die anderen m a chen sich bereit, mit Bogenschützen aufzusteigen.«
    »Was hast du gesehen?«, fragte Petyr. Sie schickten nach So n nenuntergang keine Erkundungstrupps mehr in den Wald – die Voynixe konnten im Dunkeln besser sehen als Menschen, und in einer solch bewölkten Nacht ohne Mondschein oder Rin g licht war es einfach zu riskant –, sodass die Sonie-Ausflüge nun diese Au f gabe übernommen hatten.
    »Im Dunkeln und bei dem Schneeregen ist es schwer, etwas zu erkennen«, sagte Greogi. »Aber wir haben Leuchtkugeln in den Wald geworfen. Überall sind Voynixe – mehr, als wir jemals ges e hen haben … «
    »Wo kommen die bloß alle her?«, fragte eine ältere Frau n a mens Uru, die sich die Ellbogen rieb, als wäre ihr kalt. »Per Fax ko m men sie jedenfalls nicht. Ich hatte gestern Wachdienst und … «
    »Das ist momentan nicht unser Problem«, fiel ihr Petyr ins Wort. »Was hast du sonst noch gesehen, Greogi?«
    »Sie bringen immer noch Steine vom Fluss herauf«, sagte der kleine, rotgesichtige Mann.
    Ada zuckte zusammen. Die Fußpatrouillen hatten das schon zur Mittagszeit gemeldet: Voynixe waren dabei gesichtet wo r den, wie sie schwere Steine schleppten und im Wald aufstape l ten. Dieses Verhalten hatten die Leute von Ardis noch nie bei ihnen gesehen, und jede neue Verhaltensweise der Voynixe machte Ada krank vor Angst.
    »Sieht es so aus, als würden sie etwas bauen?«, fragte Ca s man. Seine Stimme klang beinahe hoffnungsvoll. »Eine Mauer oder so? Unterstände?«
    »Nein, sie stapeln die Steine einfach nur in Reihen und Ha u fen nahe beim Waldrand«, sagte Greogi.
    »Wir müssen davon ausgehen, dass sie sie als Geschosse benu t zen werden«, meinte Siris leise.
    Ada dachte an all die Jahre – Jahrhunderte –, in denen die Vo y nixe mächtige, aber passive stumme Diener gewesen w a ren, die alle von den Altmenschen nicht mehr wahrgenommenen Aufg a ben erledigt hatten – sie hüteten und schlachteten die Tiere für sie, beschützten sie vor ERNistischen Dinosauriern und anderen g e fährlichen Replikantengeschöpfen, zogen Droschken und Karri o len, als wären sie Lasttiere. Vor dem letzten Fax vor eintausen d vierhundert Jahren waren die Voynixe angeblich jahrhundert e lang überall reglos und teilnahmslos herumgestanden – einfach nur kopflose Statuen mit ledrigen Höckern und metallenen Pa n zern. Bis zum Absturz vor neun Monaten, als Prosperos Insel in zehntausend feurigen Meteoritenstücken vom Ä-Ring herunte r gekommen war, hatte seit Menschengedenken niemand einen V o ynix etwas Unerwartetes tun, g e schweige denn auf eigene Faust handeln sehen.
    Die Zeiten hatten sich geändert.
    »Wie schützen wir uns gegen Steinwürfe?«, fragte Ada. Vo y nixe besaßen kräftige Arme.
    Kaman, einer von Odysseus ’ ersten Schülern, trat etwas we i ter ins Zentrum des Kreises, der sich hier im Salon im ersten Stock gebildet hatte. »Ich habe letzten Monat ein Buch gesiglt, das von alten Belagerungsgeräten und Maschinen aus der Zeit vor dem Untergegangenen Zeitalter handelte. Sie konnten gr o ße Steine, Felsbrocken, kilometerweit schleudern.«
    »Gab es Schaubilder in dem

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