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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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seinen Überr a schungsangriff begonnen hat – viele unserer Tapfersten sind draußen vor den Mauern gefallen, gefangen zw i schen unseren Bogenschützen und den Achäern –, aber wir glauben, dass keiner auf der anderen Seite des Loches zurückgeblieben ist. Bis auf Achilles.«
    »Achilles ist nicht zurückgekehrt?« Hektor blickt auf.
    Deiphobos schüttelt den Kopf. »Nachdem er sämtliche Amaz o nen getötet hat, ist er dort geblieben. Die anderen achäischen A n führer und Könige sind zu ihren Truppen geflohen.«
    »Penthesilea ist tot?«, fragt Hektor. Helena wird mit einem Mal klar, dass Priamos ’ ältester Sohn seit über zwanzig Stunden nicht mehr auf dem Laufenden ist, dass er sich in sein eigenes Elend vergraben hat und nicht glauben will, dass sein Krieg gegen die Götter zu Ende ist.
    »Penthesilea, Klonia, Bremusa, Euandra, Thermodoa, Alkibia, Derimachia, Derione – alle dreizehn Amazonen sind gefallen, mein Fürst.«
    »Und was ist mit den Göttern?«, fragt Hektor.
    »Sie bekämpfen einander aufs Heftigste«, sagt Deiphobos. »Es ist wie in der Zeit vor … vor unserem Krieg gegen sie.«
    »Wie viele sind hier?«, fragt Hektor.
    »Auf Seiten der Achäer Hera und Athene, ihre wichtigsten Ve r bündeten und Schutzgöttinnen. Aber auch Poseidon, Hades und ein Dutzend weitere Unsterbliche sind in dieser Nacht auf dem Schlachtfeld gesehen worden, wo sie Agamemnons Horden ang e feuert und Blitze und Lichtstrahlen gegen unsere Mauern g e schleudert haben.«
    Der alte Priamos räuspert sich. »Weshalb stehen unsere Ma u ern dann noch, mein Sohn?«
    Deiphobos grinst. »Es ist wie in den alten Zeiten, mein Vater: Für jeden Gott, der uns Böses will, haben wir unsere Beschü t zer. Apollo ist mit seinem silbernen Bogen hier. Ares hat den Gege n angriff in der Morgendämmerung geführt. Demeter und Aphrod i te … « Er hält inne.
    »Aphrodite?« Hektors Stimme ist klirrend kalt, wie ein Me s ser, das auf Marmor fällt. Diese Göttin hat Andromache zufolge He k tors kleines Kind getötet. Dieser Name hat das Bündnis zwischen den größten Feinden der Geschichte – Hektor und Achilles – b e gründet und ihren Krieg gegen die Götter ausg e löst.
    »Ja«, sagt Deiphobos. »Aphrodite kämpft an der Seite der and e ren Götter, die uns lieben. Aphrodite hat uns erklärt, nicht sie h a be deinen geliebten Skamandrios getötet, unseren Astyanax, den jungen Stadtherrn.«
    Hektors Lippen sind weiß. »Sprich weiter«, sagt er.
    Deiphobos holt Luft. Helena lässt den Blick durch die riesige Halle schweifen. Die vielen Dutzend Gesichter sind bleich, ang e spannt, gebannt von der Intensität dieses Augenblicks.
    »Agamemnon und seine Männer sowie ihre unsterblichen Ve r bündeten formieren sich in der Nähe ihrer schwarzen Schiffe neu«, sagt Hektors Bruder mit dem schütteren Haar. »Sie sind in der Nacht nah genug herangekommen, um ihre Leitern an unsere Mauern zu stellen und viele tapfere Söhne Iliums zum Hades hi n abzuschicken, aber ihre Angriffe waren nicht gut koordiniert und kamen zu früh – bevor der Großteil ihrer Führer und Männer durch das Loch zurück war –, und mit Apollos Hilfe und Ares ’ Führung haben wir sie über den Hügel Batieía, ihre eigenen alten Gräben und die verlassenen Moravec-Befestigungen hinaus z u rückgeworfen.«
    Einen langen Moment herrscht völlige Stille in der Halle, wä h rend Hektor mit gesenktem Blick dasitzt, scheinbar tief in Geda n ken. Der polierte Helm in seiner Armbeuge glänzt und wirft ein verzerrtes Spiegelbild der vordersten Gesichter z u rück.
    Dann steht Hektor auf, geht zu Deiphobos, legt ihm für einen kurzen Moment die Hand auf die Schulter und wendet sich an seinen Vater.
    »Edler Priamos, geliebter Vater, Deiphobos – mein teuerster Bruder – hat unsere Stadt gerettet, während ich, in bittere Erinn e rungen versunken, in meinen Gemächern schmollte wie eine alte Frau. Aber nun bitte ich um Vergebung – lass mich wieder zu meinen Soldaten, um unsere Stadt zu verteidigen.«
    In Priamos ’ wässrigen Augen scheint ein schwacher Lebensfu n ke aufzuglimmen. »Du würdest deinen Streit mit den Gö t tern, die uns helfen, beilegen, mein Sohn?«
    »Mein Feind ist der Feind Iliums«, sagt Hektor. »Mein Verbü n deter ist, wer die Feinde Iliums tötet.«
    »Wirst du an Aphrodites Seite kämpfen?«, setzt der alte Pri a mos nach. »Wirst du dich mit den Göttern verbünden, die du während dieser vielen letzten Monate töten wolltest? Wirst du

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