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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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diese Ach ä er, diese Argeier töten, die du Freunde zu nennen gelernt hast?«
    »Mein Feind ist der Feind Iliums«, wiederholt Hektor mit en t schlossen gerecktem Kinn. Er hebt den goldenen Helm hoch und setzt ihn auf. Seine Augen leuchten grimmig durch die Kreise aus poliertem Metall.
    Priamos erhebt sich, umarmt Hektor und küsst ihm mit unendl i cher Sanftheit die Hand. »Dann führe unsere Truppen heute zum Sieg, edler Hektor.«
    Hektor dreht sich um, schließt kurz die Hand um Deiphobos ’ Unterarm und wendet sich mit lauter Stimme an all die angetret e nen, müden Truppenführer und ihre Männer.
    »Am heutigen Tag bringen wir das Feuer zum Feind. Der heut i ge Tag soll unser lautes Kriegsgeschrei hören! Zeus hat uns diesen Tag geschenkt, einen Tag, der so viel wert ist wie unser ganzes restliches Leben. Dies ist der Tag, an dem wir die Schiffe kapern, Agamemnon töten und diesen Krieg ein für alle Mal beenden werden!«
    Eine lange Pause, in der die Stille nachhallt, dann ist die große Halle auf einmal von einem Geschrei erfüllt, das Helena e r schreckt und sie hinter Kassandra zurücktreten lässt, die wie in einer Art Totenstarre von einem Ohr zum anderen grinst.
    Die Halle leert sich, als wären die Menschen darin von dem G e schrei fortgetragen worden – einem Geschrei, das nicht e r stirbt, sondern von neuem beginnt und dann noch lauter wird, als He k tor Helenas ehemaligen Palast verlässt und von seinen aberta u send draußen wartenden Männern bejubelt wird.
    »So beginnt es also von neuem«, flüstert Kassandra mit ihrem schrecklichen, eingefrorenen Grinsen. »So kommen die alten Z u künfte zurück, um in Blut geboren zu werden.«
    »Sei still«, zischt Helena.
     
    »Steh auf, Ada! Steh auf!«
    Ada nahm das Turin-Tuch vom Gesicht und setzte sich im Bett auf. Emme war in ihrem Zimmer und schüttelte sie. Ada hob die linke Hand und sah, dass es erst kurz nach Mitternacht war.
    Von draußen kamen Rufe und Schreie, das schnarrende Kna l len von Flechette-Gewehren und das Sirren und dumpfe Ploppen schwerer Armbrüste, die abgefeuert wurden. Etwas Schweres schlug in die Mauer von Ardis Hall, und gleich darauf e x plodierte im Zimmer nebenan ein Fenster nach innen. Flammen erleucht e ten das Fenster – Flammen draußen und unten.
    Ada sprang aus dem Bett. Sie hatte nicht einmal ihre Stiefel au s gezogen, deshalb strich sie nun lediglich ihren Kittel glatt und folgte Emme in einen Flur voller rennender Gestalten hinaus. J e der hatte eine Waffe in der Hand und war auf dem Weg zu der ihm zugewiesenen Position.
    Petyr empfing sie am Fußende der Treppe.
    »Sie sind durch die Westmauer gebrochen. Wir haben viele Tote. Die Voynixe sind auf dem Gelände.«
     

35
    Als Ada das Herrenhaus verließ, trat sie in Konfusion, Dunke l heit, Tod und Schrecken hinaus.
    Sie war mit Petyr und mehreren anderen durch die Haustür auf die südliche Rasenfläche hinausgeeilt, aber die Nacht war so du n kel, dass sie lediglich die Fackeln auf den Palisaden und die scha t tenhaften Umrisse von Menschen sehen konnte, die zum Haus liefen. Sie hörte nur Rufe und Schreie.
    Reman kam im Laufschritt zu ihnen. Der kräftig gebaute, bä r tige Mann – einer der Ersten, die nach Ardis gekommen waren, um Odysseus zuzuhören, als dieser noch Vorträge gehalten hatte – hielt eine Armbrust in der Hand, hatte aber keine Bolzen mehr. »Die Voynixe sind zuerst über die Nordmauer geko m men. Drei- oder vierhundert von ihnen, alle zugleich, konzentriert, en ma s se … «
    »Drei- oder vierhundert?«, flüsterte Ada. Der Angriff der ve r gangenen Nacht war der bisher schlimmste gewesen, und sie ha t ten geschätzt, dass sich höchstens hundertfünfzig der Kre a turen aufgeteilt und das Gelände von allen vier Seiten angegriffen ha t ten.
    »Es kommen mindestens ein paar hundert über jede Mauer«, keuchte Reman. »Aber über die Nordmauer sind sie zuerst g e kommen, im Gefolge eines Steinhagels. Viele unserer Leute sind getroffen worden … wir konnten die Steine im Dunkeln nicht s e hen … und als unsere Leute auf den Brustwehren zu Boden g e gangen sind, mussten wir die Köpfe einziehen, und viele sind g e flohen. Die Voynixe haben die Rücken von anderen als Sprun g brett benutzt und sind über die Mauer gehüpft. Sie waren unter dem Vieh, bevor wir Verstärkung holen konnten. Ich brauche noch mehr Bolzen für die Armbrust und einen ne u en Speer … «
    Er wollte sich an ihnen vorbeischieben und in die Diele gehen, wo die Waffen

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