Olympos
Kalifats-Mandroiden ins Jenseits befördert«, sagte Prospero. »Die Servitor en haben e i nen Monat gebraucht, um das ganze Blut aufz u wischen.«
Moira hob den Kopf. »Caliban lebt noch?«
»O ja. Frag unseren Freund Harman hier.«
Sie warf Harman einen Blick zu, richtete ihre Aufmerksamkeit dann jedoch wieder auf den Magier. »Mich wundert, dass Cal i ban mich nicht auch vergewaltigt hat.«
Prospero lächelte traurig. »Oh, er hat es versucht, Miranda, me i ne Liebe, er hat es viele Male versucht, aber es ist ihm nicht g e lungen, den Sarkophag zu öffnen. Hätte sich die Welt Cal i bans Willen und Glied gebeugt, hätte er dieses Eiland namens Erde schon längst mit kleinen Calibans von dir bevölkert.«
Moira erschauerte. Schließlich drehte sie sich wieder zu Harman um und ignorierte den alten Mann. »Ich muss deine G e schichte, deinen Charakter und dein Leben kennen lernen«, sagte sie. »Gib mir deine Hand.« Sie stützte den rechten Ellb o gen auf den Tisch und streckte ihm die offene Hand hin.
Verwirrt folgte Harman ihrem Beispiel, ohne sie jedoch zu b e rühren.
»Nein«, sagte Moira. »Haben die Altmenschen die Weiterg a be-Funktion vergessen?«
»So ist es«, bestätigte Prospero. »Unser Freund Harman hier kann – oder konnte, bis die Eiffelbahn ihm den Zugang versperrt hat – nur die Suchfunktion sowie die Allnet-, Proxnet- und Fa r net-Funktion aufrufen. Und das auch nur, indem er sich b e stimmte geometrische Formen vorstellt.«
»Mutter des Himmels.« Moira ließ die Hand auf den Tisch fa l len. »Können sie noch lesen?«
»Nur Harman und eine Hand voll andere, denen er es in den letzten Monaten beigebracht hat«, sagte Prospero. »Oh, ich ve r gaß zu erwähnen, dass unser Freund vor einigen Monaten sigln g e lernt hat.«
»Sigln?« Moira lachte. »Das war nie dazu gedacht, Bücher zu verstehen. Es war eine Erfassungsfunktion. Es muss so sein, als würde man einen Blick auf ein Rezept in einem Kochbuch we r fen und glauben, man hätte das Gericht tatsächlich gegessen. Harmans Volk scheint die dümmste Subspezies von Homo Sap i ens sein, die je patentiert wurde.«
»Hey«, protestierte Harman. »Ich bin hier. Rede nicht über mich, als wäre ich nicht anwesend. Und es mag schon sein, dass ich di e se Weitergabe-Funktion nicht kenne, aber ich kann sie rasch erle r nen. Fürs Erste können wir miteinander reden. Ich habe Fragen an dich, weißt du.«
Moira sah ihn an. Er bemerkte das leuchtende Graugrün ihrer Augen.
»Ja«, lenkte sie schließlich ein, »ich war unhöflich. Du bist b e stimmt von weither gekommen, um mich zu wecken – und du hast es gegen deinen Willen getan –, und ich bin sicher, du wärst lieber ganz woanders. Da sollte ich mich dir gegenüber wenig s tens anständig benehmen und deine Fragen beantwo r ten.«
»Kannst du mir zeigen, wie man diese Weitergabe-Funktion a k tiviert, von der du gesprochen hast?« Harman war fest entschlo s sen, nicht die Geduld mit dieser Frau zu verlieren, die Savi so ähnlich sah und mit ihrer Stimme sprach. »Oder wie man ohne Faxknoten-Pavillon faxt«, setzte er hinzu. »So wie Ariel es macht.«
»Ah, Ariel.« Moira warf Prospero einen Blick zu. »Haben die Altmenschen das Freifaxen vergessen?«
»Sie haben fast alles vergessen«, antwortete Prospero. »Dafür haben deine Leute gesorgt, Moira. Vala, Tirzah, Rahaba – all deine Urizenierten Beulahs.«
Moira schlug sich mit der flachen Seite ihres Messers auf die Handfläche. »Weshalb hast du mich mit Hilfe dieses Mannes g e weckt, Prospero? Hat Sycorax ihre Macht gefestigt und dein Monster Caliban von deiner Herrschaft befreit?«
»Das hat sie, und er ist frei«, sagte Prospero leise, »aber ich fand es an der Zeit, dass du aufwachst, weil Setebos nun sein Unwesen auf dieser Welt treibt.«
»Sycorax, Caliban und Setebos«, wiederholte Moira. Sie holte tief Luft, wobei sie den Atem zischend durch die Zähne einsog.
»Die Hexe, der Halbteufel und der Finsterling«, sagte Prosp e ro leise, »wollen gemeinsam den Mond und die Erde bezwi n gen, über Ebbe und Flut gebieten und alle Macht in ihrer Hand vere i nigen.«
Moira nickte und nagte einen Moment lang an ihrer vollen U n terlippe. »Wann fährt eure Eiffelbahn -Gondel wieder ab?«
»In einer Stunde«, sagte der Magier. »Wirst du mitfahren, meine liebe Miranda? Oder wirst du wieder im Fax-Sarg der Zeit schl a fen, damit deine Atome und Erinnerungen bis in alle Ewigkeit in einer solch sinnlosen Schleife rekonstruiert we
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