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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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warf einen Blick auf ihre Handfläche – »achtundfünfzig Min u ten verlässt.«
    »Tu das nicht, Moira«, warnte Prospero. »Er wird uns im Krieg gegen Setebos nichts mehr nützen, wenn er tot oder ein sabber n der Schwachsinniger ist.«
    »Sei still, Prospero«, fauchte Moira. »Schau ihn dir an. Er ist b e reits schwachsinnig. Es ist, als wäre seine gesamte Gattung seit Savis Zeiten lobotomisiert worden. Er könnte genauso gut tot sein. Aber wenn der Schrein funktioniert und er überlebt, kann er vielleicht sich selbst und uns helfen.« Sie nahm erneut Harmans Hand. »Was wünschst du dir am meisten in diesem Universum, Harman Prometheus?«
    »Nach Hause zurückzukehren, zu meiner Frau«, sagte Harman.
    Moira seufzte. »Ich kann nicht garantieren, dass der kristall e ne Schrein – das allumfassende und bis in die feinsten Details re i chende Wissen all dieser Bücher, die mein armer, toter Ahman Ferdinand Mark Alonzo im Verlauf seines jahrhunde r telangen Lebens gesammelt hat – es dir ermöglichen wird, per Freifax nach Hause zu deiner Frau zurückzukehren … wie heißt sie?«
    »Ada.« Die beiden Silben trieben Harman beinahe die Tränen in die Augen. Er hätte am liebsten zweimal geweint – zum e i nen, weil sie ihm so fehlte, und zum anderen, weil er sie betrogen ha t te.
    »Zu Ada«, sagte Moira. »Aber ich kann dir garantieren, dass du nicht lebendig zu ihr zurückkehren wirst, wenn du diese Chance nicht ergreifst.«
    Harman stand auf und trat auf das Eisengitter hundert Meter über dem kalten Marmorboden unten hinaus. Er schaute zur Mi t te der Kuppel hinauf, gute zweihundert Meter über ihm, sah dort jedoch nichts als eine Art Dunst, wo die letzten meta l lenen Stege wie schwarze, fast unsichtbar dünne Spinnweben zusammenli e fen.
    »Harman, Freund von Noman … «, begann Prospero.
    »Halt den Mund«, sagte Harman zum Magier der Logosph ä re.
    Zu Moira sagte er: »Gehen wir.«
     

57
    »Ich habe uns nach deinen Anweisungen hierher quantentelepo r tiert«, sagt Hephaistos, »aber wo in Hades ’ Hölle sind wir?«
    »Auf Ithaka«, antwortet Achilles. »Eine zerklüftete, felsige I n sel, aber eine gute Kindermagd für Jungen, die Männer sein möc h ten.«
    »Für mich sieht sie eher wie ein heißes, stinkiges Scheißloch aus«, sagt der Feuergott, während er den staubigen, steinigen Pfad entlanghinkt, der an Wiesen voller Ziegen und Rinder vorbei einen steilen Hang hinaufführt, dorthin, wo die roten Dachziegel etlicher Gebäude grell in der gnadenlosen Sonne leuchten.
    »Ich war schon öfter hier«, sagt Achilles, »zum ersten Mal als kleiner Junge.« Der Held hat den schweren Schild auf den R ü cken geschnallt, und sein Schwert steckt sicher in seiner Scheide am Schultergurt. Weder der Aufstieg noch die Hitze bringen den blonden jungen Mann ins Schwitzen, aber Hephaistos, der hinter ihm herhinkt, schnauft und schwitzt reichlich. Selbst der Bart des unsterblichen Handwerkers ist schweißnass.
    Der steile, aber schmale Pfad endet auf der Hügelkuppe, in Sichtweite mehrerer großer Gebäude.
    »Odysseus ’ Palast«, sagt Achilles und legt die letzten fünfzig Meter im Laufschritt zurück.
    »Palast«, keucht der Gott des Feuers. Er humpelt auf die Lic h tung vor dem hohen Tor, stützt beide Hände auf sein verkrüppe l tes Bein und beugt sich vornüber, als wollte er sich gleich überg e ben. »Sieht eher aus wie ein verdammter senkrechter Schwein e stall.«
    Die Überreste einer kleinen, verlassenen Burg erheben sich wie ein gedrungener steinerner Stumpf fünfzig Meter rechts vom Haupthaus auf der Landzunge mit Blick auf die Klippe. Das Haus selbst – Odysseus ’ Palast – ist aus neueren Steinen und neuerem Holz errichtet, obwohl die offene zweiflügelige Haustür aus zwei uralten Steinplatten besteht. Der Terrakotta-Boden der Terrasse besteht aus ordentlich verlegten, teuren Fliesen, offenkundig die Arbeit der besten Handwerker und Steinmetze – und ebenso o f fenkundig in letzter Zeit nicht mehr gewischt oder gefegt –, und alle Außenwände und Säulen sind bunt bemalt. Unechte, gemalte Ranken voller Bilder von Vögeln und ihren Nestern schlingen sich um die weißen Säulen zu be i den Seiten des Eingangs, aber dort sind auch echte Ranken g e wachsen, deren Gewirr echte Vögel einlädt und die mindestens einem sichtbaren Nest eine Heimat bieten. Achilles sieht farbenfrohe Fresken an den Wänden des schattigen Vestibüls hinter der einen Spaltbreit geöffneten Ei n gangstür

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