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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Wesens zu speichern, g e schweige denn die holistische Wellenfront seiner Pe r sönlichkeit und seiner Erinnerungen?«
    »Nein«, sagte Harman.
    Moira machte eine Handbewegung zur Kuppelspitze, aber Harman erkannte, dass sie in Wirklichkeit auf den Himmel da r über und den Polar- und Äquatorialring deutete, die sich jetzt dort oben vor dem dunkelblauen Himmel drehten. »Eine Million orbitaler Datenspeicher«, sagte die Frau. »Jeweils einer für jeden von euch Altmenschen. Und in vielen der anderen klobigen O r bitalmaschinen, die mit Schwarzloch-Energie betriebenen Telepo r tationsgeräte selbst – GPS-Satelliten, Scanner, Reduktoren, Komp i latoren, Empfänger und Sender. In jeder Nacht deines Lebens, mein Harman Prometheus, war irgendwo dort oben ein Stern mit deinem Namen darauf.«
    »Weshalb eine Million?«, fragte Harman.
    »Das hielt man für einen tragfähigen Mindestbestand, obwohl ich vermute, dass ihr heute viel weniger seid, weil jede Frau nur ein einziges Kind bekommen durfte. Zu meiner Zeit gab es ledi g lich neuntausenddreihundertvierzehn Angehörige eurer Subsp e zies – Menschen mit installierten und aktiven nanogen e tischen Funktionen – und ein paar hunderttausend sterbende Alt-Altmenschen, wie zum Beispiel meinen geliebten Ahman Ferd i nand Mark Alonzo Khan Ho Tep, den Letzten seines k ö niglichen Geblüts.«
    »Was sind die Voynixe?«, fragte Harman. »Wo kommen sie her? Weshalb haben sie so lange als stumme Diener fungiert und dann angefangen, mein Volk anzugreifen, nachdem D a eman und ich Prosperos Insel und die Klinik zerstört hatten? Wie können wir sie aufhalten?«
    »So viele Fragen«, seufzte Moira. »Wenn du sie alle beantwo r tet haben möchtest, wirst du die Hintergründe und Zusa m menhänge verstehen müssen. Und um die Hintergründe und Zusamme n hänge zu verstehen, musst du diese Bücher lesen.«
    Harman hob ruckartig den Kopf und ließ den Blick über die g e bogene und von Büchern gesäumte Innenwand der Kuppel schweifen. Er konnte nicht berechnen, wie viele Quadrat- oder Kubikmeter Bücher auf diesen Borden standen, aber er schätzte – blindlings ins Blaue geraten –, dass es mindestens eine Mill i on sein mussten.
    »Welche Bücher?«, fragte er.
    »Alle.« Moira nahm ihre Hand von seiner und machte eine weit ausholende, allumfassende Geste. »Und du kannst es auch.«
    »Moira, nein«, sagte Prospero erneut. »Du wirst ihn umbri n gen.«
    »Unsinn«, erwiderte die Frau. »Er ist jung.«
    »Er ist neunundneunzig Jahre alt«, sagte Prospero, »über fün f undsiebzig Jahre älter als Savi zu dem Zeitpunkt, als du ihren Körper für deine Zwecke geklont hast. Sie hatte damals Erinn e rungen. Nun sind es deine. Harman ist keine Tabula r a sa.«
    Moira zuckte die Achseln. »Er ist stark. Geistig gesund. Schau ihn dir an.«
    »Du wirst ihn umbringen«, wiederholte Prospero. »Und mit ihm eine unserer besten Waffen gegen Setebos und Sycorax.«
    Harman war jetzt sehr zornig, aber auch aufgeregt. »Wovon r e det ihr?«, wollte er wissen und zog seine Hand weg, als Moira sie erneut zu berühren drohte. »Soll ich etwa all diese Bücher sigln? Das würde Monate dauern … Jahre. Vielleicht sogar Jah r zehnte.«
    »Nicht sigln«, sagte Moira, »sondern essen.«
    »Essen«, wiederholte Harman und dachte: War sie schon ve r rückt, bevor sie sich in den Zeitsarg gelegt hat, oder haben die Jah r hunderte, in denen sie darin Zelle für Zelle, Neuron für Neuron r e produziert wurde, sie verrückt gemacht?
    »Ja, essen«, nickte Moira. »In dem Sinne, in dem der Talmud d a von sprach, Bücher zu essen – sie nicht zu lesen, sondern zu e s sen.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Weißt du, was der Talmud ist?«, fragte Moira.
    »Nein.«
    Moira zeigte erneut zur Kuppelspitze rund siebzig Etagen über ihnen hinauf. »Dort oben, mein junger Freund, steht in einer wi n zigen Kuppel aus durchsichtigstem Glas ein Schrein aus Gold, Perlen und Kristall, und ich habe den goldenen Schlüssel dazu. Er öffnet sich in eine Welt und eine kleine Monde n nacht.«
    »Wie dein Sarkophag?«, fragte Harman. Sein Herz klopfte.
    »Ganz anders als mein Sarkophag«, lachte Moira. »Dieser Sarg war nur einer von vielen Knoten in eurem Fax-Karussell. Er hat mich durch die Jahrhunderte reproduziert, bis es an der Zeit war, aufzuwachen und an die Arbeit zu gehen. Ich rede von einer M a schine, mit deren Hilfe du all diese Bücher gründlich lesen kannst, bevor die Eiffelbahn -Gondel die Taj-Station in« – sie

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