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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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glänzen.
    Er setzt sich in Bewegung, bleibt jedoch gleich wieder stehen, als Hephaistos ihn am Arm packt. »Hier gibt es ein Kraftfeld, Sohn des Peleus.«
    »Ich sehe es nicht.«
    »Du würdest es auch erst sehen, wenn du hineinläufst. Ich bin sicher, es würde jeden anderen Sterblichen töten, doch obgleich du der fußschnelle Männertöter mit dem Singularitäts-Wahrscheinlichkeitsquotienten bist, wie Nyx es genannt hat, würde dich das Feld von den Beinen holen. Meine Instrumente messen mindestens zweihunderttausend Volt darin und genug Stromstärke, um echten Schaden anzurichten. Bleib zurück.«
    Der bärtige Zwerggott fummelt mit Kästchen und korkenziehe r artigen, metallenen Gerätschaften herum, die an den diversen L e derriemen und Brustbändern seiner schweren Weste hängen, blickt prüfend auf kleine Skalen, befestigt etwas, was wie ein totes Frettchen aus Metall aussieht, mit Hilfe eines ku r zen Stabes mit Krokodilklemmen an einem Pol in dem unsichtbaren Feld, ve r bindet dann vier rautenförmige Geräte mit fa r bigen Drähten und drückt auf einen Messingknopf.
    »So«, sagt Hephaistos, der Gott des Feuers. »Das Feld ist abg e schaltet.«
    »Das liebe ich so an Hohepriestern«, sagt Achilles, »sie tun nichts und geben dann noch groß damit an.«
    »Du hättest verdammt noch mal nich t gedacht, dass es nichts ist, wenn du in dieses Kraftfeld reingelaufen wärst«, knurrt der Gott. »Das war Heras Werk, aber sie hat dazu meine Maschinen b e nutzt.«
    »Dann danke ich dir.« Achilles marschiert durch den überwöl b ten Eingang – zwischen den Steinplatten der offen stehe n den Tür hindurch – ins Vestibül und Odysseus ’ Heim.
    Auf einmal ist ein Knurren zu hören, und ein dunkles Tier kommt aus dem Schatten gestürmt.
    Achilles hat sofort das Schwert in der Hand, aber der Hund ist bereits auf den staubigen Fliesen zusammengebrochen.
    »Das ist Argos«, sagt Achilles und tätschelt dem ausgestreckt daliegenden, hechelnden Tier den Kopf. »Odysseus hat diesen Hund vor über zehn Jahren aufgezogen, aber er hat mir erzählt, er habe nach Troja fortgehen müssen, bevor er Argos auf die Jagd nach Bären oder Rotwild mitnehmen konnte. Der Sohn unseres listenreichen Freundes, Telemachos, sollte sich in Odysseus ’ A b wesenheit um ihn kümmern.«
    »Seit Wochen hat sich niemand mehr um ihn gekümmert«, sagt Hephaistos. »Der Köter ist halb verhungert.« Das stimmt; Argos ist zu schwach, um auf den Beinen zu stehen oder den Kopf zu bewegen. Nur seine großen, flehenden Augen folgen Achilles ’ Hand, als der Held das Tier streichelt. Die Rippen des Hundes zeichnen sich unter dem schlaffen, glanzlosen Fell ab wie die Spanten eines unfertigen Schiffes unter altem Segeltuch.
    »Er kommt nicht durch Heras Kraftfeld«, sagt Achilles leise. »Und hier drin hat es bestimmt nichts zu fressen gegeben. Er hat wahrscheinlich Regenwasser und Abwässer getrunken, aber kein Futter gefunden.« Er holt mehrere Stück Zwieback aus dem kle i nen Beutel, den er neben seinem Schild auf dem Rücken trägt – Zwieback, den er aus dem Heim des Handwe r kers hat mitgehen lassen –, und gibt dem Hund zwei davon. Das Tier kann sie nur mit Mühe kauen. Achilles legt drei weit e re Stück Zwieback neben den Kopf des Hundes und steht auf.
    »Nicht einmal eine Leiche, die er anfressen kann«, sagt H e phaistos. »Weil es auf deiner Erde außer in der Umgebung von Ilium nirgends mehr Menschen gibt … einfach verschwunden sind sie, wie beschissener Rauch.«
    »Wo ist unser Volk?«, fährt Achilles den hinkenden Gott an. »Was habt ihr mit ihm gemacht?«
    Der Handwerker hebt die Hände. »Das war nicht unser Werk, Pelide. Nicht einmal das des großen Zeus. Irgendeine andere Macht hat diese Erde geleert, nicht wir. Wir olympischen Götter brauchen unsere Anbeter. Ohne unsere sterblichen Speichell e cker, Verehrer und Altar-Errichter zu leben, das wäre so, als müssten Narzissten – und ich kenne Narcissos sehr gut – in einer Welt o h ne spiegelnde Flächen leben. Wir haben das nicht getan.«
    »Soll das heißen, es gibt noch andere Götter? Erwartest du wir k lich von mir, dass ich dir das glaube?« Achilles hat sein Schwert immer noch halb erhoben.
    »Große Flöhe haben kleine Flöhe, und kleine Flöhe haben klein e re Flöhe, die sie beißen, und kleinere Flöhe haben noch kleinere Flöhe, und so weiter ad infinitum, oder wie diese Sprüche he i ßen«, sagt der bärtige Unsterbliche.
    »Schweig«, sagt Achilles. Er

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