Olympos
Absoluten Schlaf.«
»Was wird er tun, wenn er erwacht?« Achilles holt seinen Schild nach vorn.
Hephaistos zuckt die Achseln. »Ich werde nicht hier bleiben, um es rauszufinden. Ich qte weg, sobald ich ihm diesen Cocktail inj i ziert habe. Wie Zeus darauf reagiert, wenn er mit einer Nadel im Herzen aufgeweckt wird, ist dein Problem, Pelide.«
Achilles packt den Zwerggott am Bart und zieht ihn zu sich he r an. »Oh, ich garantiere dir, dass es unser Problem sein wird, wenn es wirklich ein Problem ist, verkrüppelter Handwerker.«
»Was soll ich tun, Sterblicher? Hier warten und dir das Hän d chen halten? Verdammt noch mal, es war deine Idee, ihn aufz u wecken.«
»Es ist auch in deinem Interesse, Zeus zu wecken, Gott des e i nen kurzen Beines«, sagt Achilles, ohne den Bart des Unsterbl i chen loszulassen.
»Wieso?« Hephaistos blinzelt ihn mit seinem gesunden Auge an.
»Wenn du mir dabei hilfst«, flüstert Achilles und beugt sich n ä her zum missgestalteten Ohr des schmuddeligen Gottes, »könnte es sein, dass du in einer Woche auf dem goldenen Thron in der Halle der Götter sitzt, nicht Zeus.«
»Und wie soll das gehen?«, fragt Hephaistos, doch auch er flü s tert jetzt. Seine immer noch zusammengekniffenen Augen funkeln auf einmal begierig.
Achilles hält Hephaistos weiterhin am Bart fest und erklärt dem Handwerker im Flüsterton seinen Plan.
Zeus erwacht mit lautem Gebrüll.
Wie angekündigt, ist Hephaistos sofort geflohen, nachdem er dem Göttervater das Adrenalin ins Herz injiziert hat; er hat nur noch lange genug innegehalten, um die lange Nadel herauszuzi e hen und die Spritze wegzuwerfen. Drei Sekunden später setzt Zeus sich auf, brüllt so laut, dass Achilles die Hände über die O h ren schlagen muss, und dann springt der Vater auf, stürzt den neun Meter langen Holztisch um und schlägt die gesamte Sü d wand von Odysseus ’ Haus heraus.
»HERA!!!!«, dröhnt Zeus. »ZUR HÖLLE MIT DIR!«
Achilles zwingt sich, nicht zurückzuzucken und sich nicht zu ducken, aber er tritt doch ein paar Schritte zurück, als Zeus die letzten Reste der Mauer herausreißt und den aus einem Streitw a genrad und Kerzen bestehenden, herabhängenden Kro n leuchter mit einem Holzbalken in tausend Stücke zertrümmert, den schw e ren, umgestürzten Tisch mit einem Schlag seiner ri e sigen Faust zerstört und ungestüm auf und ab marschiert.
Schließlich scheint der Vater aller Götter Achilles zu beme r ken, der im Eingang zum Vestibül steht. »DU!«
»Ich«, bestätigt Achilles, der Sohn des Peleus. Sein Schwert steckt in der Schlaufe seines Gurtes, und er trägt seinen Schild höflich über der Schulter statt am Unterarm. Seine Hände sind leer und offen. Das Götter tötende lange Messer, das Athene ihm gegeben hat, damit er Aphrodite ins Jenseits befördert, steckt in seinem breiten Gürtel, ist jedoch nicht zu sehen.
»Was hast du auf dem Olymp zu suchen?«, knurrt Zeus. Er ist immer noch nackt. Mit seiner riesigen linken Hand hält er sich die Stirn, und in Vater Zeus ’ blutunterlaufenen Augen kann Achilles die hämmernden Kopfschmerzen sehen. Offenbar hinterlässt A b soluter Schlaf einen Kater.
»Du befindest dich nicht auf dem Olymp, Herrscher Zeus«, sagt Achilles leise, »sondern auf der Insel Ithaka – unter einer gold e nen Tarnwolke – im Festsaal von Odysseus, dem Sohn des Lae r tes.«
Zeus schaut sich mit zusammengekniffenen Augen um. Dann wird seine Miene noch finsterer. Schließlich blickt er erneut auf Achilles herab. »Wie lange habe ich geschlafen, Sterblicher?«
»Zwei Wochen, Vater.«
»Du, Argeier, fußschneller Männertöter, du hättest mich nicht aus dem Bann des Zaubersafts wecken können, mit dem die we i ßellbogige Hera mich betäubt hat. Welcher Gott hat mich wiede r belebt, und warum?«
»O Zeus, der den Sturmwolken gebietet«, sagt Achilles und senkt beinahe fromm den Kopf und den Blick, wie er es so oft bei den Frommen gesehen hat, »ich werde dir alles erzählen, was du wissen möchtest – und es ist wahr, obwohl die meisten Unsterbl i chen auf dem Olympos dich im Stich gelassen haben, ist zumi n dest ein Gott dein treuer Diener geblieben –, aber z u erst muss ich dich bitten, mir eine Gunst zu gewähren.«
»Eine Gunst?«, brüllt Zeus. »Ich gewähre dir eine Gunst, die du dein Lebtag nicht vergessen wirst, wenn du noch einmal ohne E r laubnis sprichst. Bleib dort stehen und sei still.«
Die riesige Gestalt macht eine Handbewegung, und eine der drei
Weitere Kostenlose Bücher