Olympos
das für eine … Gunst, die du von mir erbittest, Sohn der Thetis?« Zeus hat seine Gewänder angelegt, während er die E r eignisse auf der Bildwand betrachtet hat.
Achilles tritt näher. »Zum Dank dafür, dass ich dich gefunden und geweckt habe, Vater Zeus, möchte ich dich bitten, Penth e silea in einem der Heilbottiche wieder zum Leben zu erwecken und … «
»Penthesilea?«, sagt Zeus mit dröhnender Stimme. »Diese Am a zonenschlampe aus den nördlichen Gebieten? Die blonde Ziege, die ihre Schwester Hippolyte ermordet hat, um den wertlosen Amazonen-Thron zu erobern? Wie ist sie gestorben? Und was hat sie mit Achilles zu tun oder Achilles mit ihr?«
Achilles knirscht mit den Backenzähnen, hält jedoch seinen – nunmehr mörderischen – Blick gesenkt. »Ich liebe sie, Vater Zeus, und … «
Zeus brüllt vor Lachen. »Du liebst sie, sagst du? Sohn der Th e tis, ich beobachte dich auf meinen Bildwänden und -böden s o wie in leibhaftiger Gestalt, seit du ein Ba by warst, später dann ein rot z n äsiger Bengel, der von dem geduldigen Kentauren Chiron unte r richtet wurde, und nie habe ich dich eine Frau li e ben sehen. Selbst das Mädchen, das dir einen Sohn gebar, hast du zurückgela s sen wie überschüssiges Gepäck, wenn du den Drang verspü r test, in den Krieg zu ziehen – oder zu huren und zu vergewalt i gen. Du liebst Penthesilea, diese hirnlose blonde Schnalle mit Speer. Erzähl mir ein anderes Märchen, Sohn der Thetis.«
»Ich liebe Penthesilea und möchte, dass sie wieder gesund wird«, knirscht Achilles. Das Einzige, woran er in dieser S e kunde denken kann, ist die Götter tötende Klinge in seinem Gürtel. Aber Athene hat ihn bereits einmal belogen. Wenn sie die Unwahrheit gesagt hat, was die Fähigkeiten dieses Messers betrifft, wäre er ein Narr, wenn er auf Zeus losginge. Achilles weiß, dass er sowieso ein Narr ist, weil er hierher gekommen ist, um den Vater um dieses Geschenk zu bitten. Aber er gibt nicht auf; sein Blick ist immer noch gesenkt, doch die Hände sind zu mächtigen Fäusten geballt. »Aphrodite hat der Amaz o nenkönigin ein Parfüm gegeben, das sie auflegen sollte, als sie zum Kampf mit mir antrat … «, beginnt er.
Zeus lacht erneut brüllend. »Nicht Nummer Neun! Tja, da bist du wahrhaftig geliefert, mein Freund. Wie ist diese Fotze Penth e silea gestorben? Nein, warte, ich will es mit eigenen Augen s e hen … «
Der Vater und Gebieter bewegt erneut die rechte Hand, und das Bild an der Wand verschwimmt, verändert sich, springt zurück durch Zeit und Raum. Achilles sieht, wie die zum Tode verurteilte Amazone ihn und seine Männer auf der roten Ebene am Fuß des Olymps angreift. Er sieht, wie Klonia, Bremusa und die anderen Amazonen unter den Pfeilen und Klingen der Männer fallen. Er sieht noch einmal, wie er die Königin Penth e silea und den dicken Rumpf ihres Pferdes hinter ihr mit der unfehlbaren Lanze seines Vaters durchbohrt und sie wie ein zappelndes Insekt in einer S e zierschale an ihr gefallenes Ross nagelt.
»Oh, gut gemacht«, dröhnt Zeus. »Und jetzt möchtest du, dass sie in einem der Bottiche meines Heilers wieder zum Leben e r weckt wird?«
»Ja, Herr.«
»Ich weiß nicht, woher du über die Genesungshalle Bescheid weißt … « – Zeus marschiert wieder auf und ab – » … aber du sol l test wissen, dass nicht einmal die fremdartigen Künste des Heilers eine tote Sterbliche wieder lebendig machen können.«
»Herr«, sagt Achilles mit leiser, aber eindringlicher Stimme, »Athene hat einen Zauberbann über den Körper meiner Gelie b ten gelegt, damit er nicht verwest und der Tod ihn nicht umfängt. Vielleicht wäre es doch möglich, ihn … «
»SCHWEIG!!«, brüllt Zeus, und Achilles wird von dem explos i ven Laut körperlich an die Holo-Wand zurückgetrieben. »NI E MAND IM URSPRÜNGLICHEN PANTHEON DER UNSTERBL I CHEN SAGT ZEUS, DEM VATER, WAS MÖGLICH IST ODER WAS GETAN WERDEN SOLLTE, UND ERST RECHT KEIN KLE I NER, STERBLICHER, MIT ZU VIELEN MUSKELN BEPACKTER LANZENKÄMPFER.«
»Nein, Vater«, sagt Achilles und hebt den Blick zu der ries i gen, bärtigen Gestalt, »aber ich hatte gehofft, dass … «
»Schweig«, wiederholt Zeus, aber diesmal mit einer Lautstä r ke, die es Achilles erlaubt, die Hände von den Ohren zu ne h men. »Ich begebe mich jetzt hinfort – um Hera zu vernichten, ihre Spießg e sellen in die bodenlose Grube des Tartaros zu werfen, den and e ren Göttern eine unvergessliche Lektion zu erte i len und dieses
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