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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Todes – und nicht einmal ich kenne die Einze l heiten, die Moiren wollen sie nicht verraten – stehen unverrüc k bar fest.«
    »Dann kämpf jetzt gegen mich, Gott der Fäkalien«, ruft Achi l les und rückt mit erhobenem Schwert und Schild vor.
    Zeus hebt eine Hand. Achilles erstarrt. Die Zeit selbst scheint zu erstarren.
    »Ich kann dich nicht töten, mein hitziger kleiner Bastard«, sagt Zeus leise, wie zu sich selbst, »aber was ist, wenn ich dir das Fleisch von den Knochen fetze und dieses Fleisch dann in die Ze l len und Moleküle zerreiße, aus denen es besteht? Selbst das Qua n tenuniversum könnte eine ganze Weile brauchen, um dich wieder zusammenzusetzen – Jahrhunderte vielleicht? –, und ich glaube kaum, dass es ein schmerzloser Vorgang wäre.«
    Achilles, der mitten im Schritt erstarrt ist, weiß, dass er noch sprechen kann, tut es aber nicht.
    »Vielleicht sollte ich dich auch irgendwohin schicken«, fährt Zeus mit einer Handbewegung zur Decke fort, »wo es keine Atemluft gibt. Das wird die Wahrscheinlichkeits-Singularität des himmlischen Feuers vor ein interessantes Problem stellen.«
    »Außerhalb der Meere gibt es keinen Ort ohne Atemluft«, faucht Achilles, aber dann fällt ihm wieder ein, dass er erst am Vortag an den oberen Hängen des Olymps völlig entkräftet nach Luft g e rungen hat.
    »Der Weltraum würde diese Behauptung Lügen strafen«, sagt Zeus mit einem provozierenden Lächeln. »Vielleicht schicke ich dich an einen Ort jenseits der Umlaufbahn des Uranus, oder im Kuiper-Gürtel draußen. Der Tartaros wäre auch nicht schlecht. Die Luft besteht dort größtenteils aus Methan und Ammoniak – sie würde deine Lungen in verbrannte Äste verwandeln –, aber falls du ein paar Stunden unter schrecklichen Schmerzen übe r lebst, könntest du Zwiesprache mit deinen Großeltern halten. Die essen Sterbliche, weißt du.«
    »Leck mich«, ruft Achilles.
    »So sei es«, sagt Zeus. »Gute Reise, mein Sohn. Eine kurze, qua l volle, aber gute Reise.«
    Die rechte Hand des Götterkönigs beschreibt einen kurzen, lä s sigen Bogen, und die Fliesen unter Achilles ’ Füßen lösen sich auf. Im Boden von Odysseus ’ Festsaal öffnet sich ein kreisfö r miges Loch, bis der fußschnelle Männertöter auf von Flammen erhellter Luft zu stehen scheint. Aus der schrecklichen Grube unter ihm, die von wogenden Schwefelwolken, schwarzen, wie verfaulte Zähne aufragenden Bergen, Seen aus flüssigem Blei, zischender, brodelnder, strömender Lava und den schattenhaften Bewegu n gen riesiger, unmenschlicher Wesen erfüllt ist, steigt das unablä s sige Gebrüll und Geschrei der Ungeheuer auf, die einst Titanen genannt wurden.
    Zeus bewegt erneut kaum merklich die Hand, und Achilles fällt in die Grube. Er verschwindet, ohne zu schreien.
    Nachdem Zeus eine Weile in die Flammen und die brodel n den schwarzen Wolken tief unten hinabgeschaut hat, bewegt er die offene Hand von links nach rechts, das kreisförmige Loch schließt sich, der Boden wird wieder fest und besteht erneut aus Ody s seus ’ von Hand verlegten Fliesen, und im Haus kehrt wieder Stille ein, bis auf das klägliche Bellen des hungrigen Hundes namens Argos irgendwo draußen auf dem Hof.
    Zeus seufzt und quantenteleportiert fort, um mit den nichtsa h nenden Göttern abzurechnen.
     

58
    Prospero blieb zurück, als Moira Harman um den Eisengitterba l kon herum, eine Rolltreppe mit offenen Eisenstufen hinauf, dann über weitere Balkons und Rolltreppen nach oben führte, bis der Boden des Taj zu einem scheinbar Kilometer unter ihnen liege n den Rund wurde. Harmans Herz klopfte.
    In die von Büchern gesäumte Wand der unaufhörlich ansteige n den und sich einwärts krümmenden Kuppel waren kleine, runde Fenster eingelassen, die Licht hereinließen und ihm eine Ausrede lieferten, sich einen Moment lang zu verschnaufen und neuen Mut zu fassen. Sie standen eine Minute lang im Licht, während Harman auf die fernen Berggipfel hinausschaute, die eisig im Spätvormittagslicht glänzten. Wolkenmassen hatten die Täler im Norden und Osten gefüllt und verbargen die gekräuselten, von Spalten durchzogenen Gletscher. Harman fragte sich, wie weit der Blick über die Gipfel, Gletscher und Wolkenmassen zum staub i gen und fast gekrümmten Horizont dahinter reichte – hunder t fünfzig Kilometer? Dreihundert K i lometer? Mehr?
    »Ist schon in Ordnung«, sagte Moira leise.
    Harman drehte sich um.
    »Was du getan hast, um mich zu wecken«, erklärte sie. »Es ist

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