Olympos
in Harmans Richtung und fragte: »Dieser Sterbliche, der nichts Böses getan hat – ist er zum kristallenen Schrein geko m men, um hingerichtet zu werden?«
»Nein«, sagte Moira, »um sich zu bilden.«
59
Das Wesen im Setebos-Ei schlüpfte in der Nacht nach ihrer Rüc k kehr zu den Ruinen von Ardis Hall.
Ada war schockiert über die Verwüstungen auf dem Anw e sen, ihrem ehemaligen Zuhause. Bei ihrer Flucht mit dem Sonie in der Nacht des Angriffs war sie bewusstlos gewesen, und w e gen ihrer Gehirnerschütterung und anderer Verletzungen besaß sie nur bruchstückhafte Erinnerungen an die schrecklichen Stunden d a vor. Jetzt sah sie die Trümmer ihres Lebens, ihres Hauses und i h rer Erinnerungen bei hellem Tageslicht. Sie wäre am liebsten auf die Knie gefallen und hätte sich in den Schlaf geweint, aber da sie die Gruppe von vierundvierzig anderen Überlebenden anfüh r te, als sie die Anhöhe erklommen, auf der Ardis lag – das Sonie mit acht der am schwersten Erkrankten und Verletzten schwebte über ihnen –, hielt sie den Kopf erh o ben und verkniff sich die Tränen, und während sie an den verbrannten Ruinen vorbe i ging, schaute sie nur nach rechts und links, um auf Gegenstände und Überreste zu zeigen, die gebo r gen und für ihr neues Lager benutzt werden konnten.
Ihr Zuhause, das große Herrenhaus von Ardis Hall, der zwe i tausend Jahre alte Stolz ihrer Familie, war praktisch verschwu n den – nur rußgeschwärzte Balken und die steinernen Überreste der vielen Kamine waren noch übrig –, aber woa n ders gab es eine erstaunliche Menge von Bergungsgut.
Auch die verwesenden Leichen ihrer Freunde – oder zumi n dest Stücke davon – lagen noch auf den Feldern.
Ada beriet sich mit Daeman und ein paar anderen. Sie waren sich einig, dass es nun in erster Linie darauf ankam, ein Feuer zu machen und einen Unterschlupf zu errichten – zunächst e i nen primitiven Schuppen, einen warmen Ort, wo die Kranken und Verwundeten untergebracht und behandelt werden konnten, b e vor sich der kurze Wintertag neigte, einen Unterschlupf, der groß genug für sie alle war, damit sie die Nacht übersta n den, ohne zu erfrieren. Ardis Hall war für sie verloren, aber einzelne Abschnitte mehrerer Baracken, Hütten und anderer Nebengebäude, die sie in den letzten neun Monaten vor dem Einsturz des Himmels gebaut hatten, waren teilweise noch i n takt. Sie hätten sich in einer dieser Hütten zusammendrängen können, wenn diese nicht zu nah am Wald, zu schwer zu ve r teidigen und zu weit von dem Brunnen gleich neben dem He r renhaus entfernt gewesen wären.
Sie fanden haufenweise Anmachholz und trockenes Holz und verbrauchten nach Adas Ansicht zu viele Streichhölzer ihres schwindenden Vorrats, um ein großes Feuer in Gang zu bri n gen. Greogi landete das Sonie, und sie luden die bewusstlosen und halb ohnmächtigen Verwundeten aus und betteten sie so bequem wie möglich auf provisorische Liegen und zusamme n gerolltes Bettzeug beim Feuer. Ein Arbeitstrupp brachte weit e res Feuerholz aus den diversen Ruinen herbei – niemand wollte bis in den scha t tigen Wald gehen, und Ada hatte solche Abe n teuer für diesen Tag ohnehin ve r boten. Das Sonie startete und zog einen anderthalb Kilometer weiten Kreis, bemannt mit dem erschöpften Greogi am Steuer und Boman mit seinem Gewehr, und beide Männer hielten Ausschau nach Voynixen. Eine der Baracken – diejenige, die Odysseus vor Monaten eigenhändig für seine Jünger errichtet ha t te – gab einen wahren Schatz aus Decken und Segeltuchrollen preis, die alle nach Rauch stanken, aber noch brauchbar waren, und in einer anderen eingestürzten, aber nur teilweise verbran n ten Hütte in der Nähe von Hannahs ausgebranntem Kuppelofen fand Caul Spaten, Hacken, Brechstangen, Kuhfüße, Hämmer, N ä gel, Stifte, Nylo n schnur, Karabinerhaken und anderes ehemaliges Servitorenwerkzeug, das ihnen jetzt das L e ben retten konnte. Mit dem nicht verbrannten Holz der Baracken und gefällten Bau m stämme, die sie aus großen Teilen der ehemaligen Palisade ba r gen, begann ein Arbeitstrupp, um den tiefen Wasserbrunnen in der Nähe der noch schwelenden Ruinen von Ardis ein Bauwerk zu errichten, das teils Zelt, teils Blockhütte war – ein provisor i scher Unterschlupf, der zumindest für diese Nacht und ein paar weitere Nächte gut genug war. Boman hatte detailliertere Pläne für eine auf Dauer angelegte Unterkunft mit einem Turm, Schie ß scharten und dicht angrenzender Palisade,
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