Olympos

zu versetzen. In diesem Fall sollten wir ihm einen harten Schlag versetzen, der ihn ve r blüfft und aus dem Konzept bringt, und dann um unser Leben laufen. Ich habe bei den Spielen einmal erlebt, wie ein Faus t kämpfer genau das getan hat.
    (Gelächter in der Runde)
    Aber es muss nachts geschehen.
    NESTOR Das meine ich auch. Bei Tag können die Trojaner zu weit schauen und sind mit ihren Streitwagen zu schnell, als dass wir im Kampf eine Chance hätten.
    MERIONES (Sohn des Molos, enger Kamerad von Idomeneus, zwe i ter Befehlshaber der Kreter) Bei Mondschein stehen unsere Chancen nicht viel besser. Der Mond ist dreiviertel voll.
    LAERKES (ein Myrmidone, Sohn des Haimon) Aber in dieser W o che geht die Wintersonne eher unter und der Mond später auf. Wenn es richtig dunkel wird – so dunkel, dass man eine F a ckel braucht, um seinen Weg zu finden –, bleiben uns noch fast drei Stunden bis zum Aufgang des Mondes.
    NESTOR Die Frage ist: Können wir heute während der Tage s stunden durchhalten, und haben unsere Männer dann noch g e nug Kraft, um zu kämpfen – wir werden unseren Angriff ko n zentrieren und hart zuschlagen müssen, um die trojanischen Linien zu durchstoßen –, genug Kraft, um anschließend noch mehr als dreißig Kilometer zu den Wäldern des Ida-Gebirges zu laufen?
    IDOMENEUS Sie werden die Kraft haben, heute zu kämpfen, wenn sie wissen, dass sie vielleicht eine Chance haben, in di e ser Nacht ihr Leben zu retten. Ich sage, greifen wir die Trojaner mitten im Zentrum ihrer Linien an – genau dort, wo Hektor sie anführt –, denn er hat seine Kräfte für die heut i gen Kämpfe an beiden Flanken konzentriert. Ich sage, wir brechen heute Nacht aus.
    NESTOR Und ihr anderen? Jeder von euch soll sich dazu ä u ßern. Bei diesem Versuch geht es wahrhaftig um alles oder nichts, um alle oder keinen.
    PODALEIRIOS Wir werden unsere Kranken und Verwund e ten zurücklassen müssen, und bis zum Einbruch der Dunkelheit werden es viele tausend mehr sein. Die Trojaner werden sie a b schlachten. Vielleicht tun sie ihnen in ihrer Enttäuschung sogar noch Schlimmeres an, wenn einige von uns davo n kommen.
    NESTOR Ja. Aber so ist das nun einmal im Krieg. Das sind die Launen des Schicksals. Ich möchte eure Meinung hören, edle Achäerführer.
    THRASYMEDES Ja. Wir versuchen es heute Nacht. Und m ö gen die Götter über diejenigen wachen, die zurückgelassen oder später gefangen werden.
    TEUKROS Die Götter können mich kreuzweise. Ich sage ja, und wenn es uns bestimmt ist, hier an diesem stinkenden Strand zu sterben, dann sage ich, trotzen wir den Moiren. Tun wir es he u te Nacht, wenn es richtig dunkel ist.
    POLYXINOS Ja.
    ALASTOR Ja. Heute Nacht.
    KLEINER AJAX Ja.
    EUMELOS Ja. Alles oder nichts.
    MENESTHIOS Wenn mein Fürst Achilles hier wäre, würde er Hektor an die Kehle gehen. Vielleicht haben wir Glück, und es gelingt uns, den Hurensohn bei unserem Ausbruch zu t ö ten.
    NESTOR Noch eine Stimme für den Ausbruch. Echepolos?
    ECHEPOLOS Ich glaube, wir sterben alle, wenn wir noch e i nen Tag bleiben und kämpfen. Und wir sterben alle, wenn wir zu entkommen versuchen. Ich für meinen Teil werde bei den Verwundeten bleiben und Hektor meine Kapitulation anbi e ten, in der Hoffnung darauf, dass ein paar Scherben seiner früheren Ehrenhaftigkeit und Barmherzigkeit überlebt h a ben. Aber ich werde meinen Männern sagen, dass sie ihre eigene Entsche i dung treffen können.
    NESTOR Nein, Echepolos. Die meisten Männer werden dem Be i spiel ihres Führers folgen. Du kannst hier bleiben und dich e r geben, aber ich löse dich als Befehlshaber ab und ernenne A m phion an deiner Stelle. Du kannst von dieser Versammlung d i rekt zu dem Zelt gehen, wo die Verwundeten warten, aber sprich mit niemandem. Deine Brigade ist nicht sehr groß, und sie liegt links neben Amphions Männern an der Verteidigung s linie … die beiden Kontingente können verschmolzen werden, ohne dass es ein Durcheinander gibt oder Truppen umgru p piert werden müssen. Das heißt, ich befördere Amphion, wenn Amphion dafür ist, dass wir uns heute Nacht nach draußen durchschlagen.
    AMPHION Ich bin dafür.
    DRAKIOS Ich spreche für meine Epeier: Wir kämpfen und sterben heute Nacht, oder wir kämpfen und entkommen. Ich für me i nen Teil möchte meine Heimat und meine Familie Wieders e hen.
    EUMELOS Agamemnons Männer haben uns erzählt – und die Moravec-Wesen haben es bestätigt –, unsere Städte und Häuser seien leer, unsere Königreiche