Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
tritt zurück! Menesthios, steck dein Schwert ein!
    PODALEIRIOS (spricht jetzt als letzter Heiler der Achäer, nicht als Agamemnons Leibarzt) Was uns tötet, ist die Krankheit. Schon wieder zweihundert Tote, besonders unter den Epeiern, die das Flussufer im Süden verteidigen.
    POLYXEINOS (Sohn des Agasthenes, einer der Führer der Epeier) Das stimmt, Fürst Nestor. Mindestens zweihundert sind tot und weitere tausend so krank, dass sie nicht kämpfen kö n nen.
    DRAKIOS (Hauptmann der Epeier, gerade in den Rang eines Befehl s habers befördert) Die Hälfte meiner Männer ist heute früh nicht zum Appell angetreten, Fürst Nestor.
    PODALEIRIOS Und sie greift um sich.
    AMPHION (ein weiterer kürzlich beförderter Hauptmann der Epeier) Es ist Phöbus Apollo, der uns mit seinem silbernen Bogen trifft, genauso wie vor zehn Monaten, als wegen der von den Göttern verbreiteten Krankheit jede Nacht Leichenfeuer bran n ten. Das brach den ersten Streit zwischen Achilles und Agamemnon vom Zaun – es hat zu all unserem Leid g e führt.
    PODALEIRIOS Ach, scheiß auf Phöbus Apollo und seinen silbe r nen Bogen! Die Götter – einschließlich Zeus – haben uns übel mitgespielt, und jetzt sind sie weg, und nur sie selbst wissen, ob sie zurückkommen – was mir persönlich völlig egal ist. Ich glaube, an diesen Todesfällen, dieser Krankheit ist nicht Apo l los silberner Bogen schuld, sondern das sti n kende Wasser, das die Männer trinken. Wir trinken hier unsere eigene Pisse und sitzen in unseren eigenen Exkreme n ten. Mein Vater, Asklepios, vertrat die Theorie, der Ursprung der Krankheit liege in vergi f tetem Wasser und …
    NESTOR Gelehrter Podaleirios, wir werden uns deines Vaters Theorie über die Krankheit mit Freuden ein andermal anh ö ren. Momentan muss ich wissen, ob wir die Trojaner heute aufha l ten können und was meine Hauptleute uns raten – sofern wir überhaupt etwas tun können.
    ECHEPOLOS (Sohn des Anchises) Wir sollten uns ergeben.
    THRASYMEDES (Nestors Sohn, der am Vortag so heldenhaft g e kämpft hat. Seine Wunden sind verbunden, aber er scheint heute mehr unter ihnen zu leiden als in der Hitze des langen gestrigen Kampfes.) Erg e ben? Kommt überhaupt nicht in Frage! Wer in unserem Arge i er-Kreis ist so gebeugt von der Furcht, dass er feige Kapitulat i on vorschlägt? Ergib dich mir, Sohn des Anchises, und ich erl ö se dich genauso schnell von deinem Elend, wie es die Tr o janer tun werden.
    ECHEPOLOS Hektor ist ein Ehrenmann. König Priamos war ein Ehrenmann und ist es vielleicht immer noch. Ich bin mit Ody s seus nach Troja gereist, als der Ithaker hergekommen ist, um mit Priamos zu reden, um Helena auf dem Verhan d lungswege zurückzuholen und diesen Krieg zu vermeiden, und sowohl Priamos als auch Hektor waren vernünftige, ehrenwerte Mä n ner. Hektor wird unsere Kapitulation anne h men.
    THRASYMEDES Das ist elf Jahre und hunderttausend in den H a des geschickte Seelen her, du Narr. Du hast ja gesehen, wie es um Hektors Gnade bestellt ist, als der große Ajax um sein L e ben gefleht und gebettelt hat – sein langer Schild war nur noch ein verbeultes Stück Blech, und Rotz und Tränen sind über u n seres Helden Gesicht gelaufen. Hektor hat ihm das Rückgrat durchtrennt und das Herz aus dem Leib g e hackt. Seine Männer werden dir gegenüber wahrscheinlich nicht so viel Gnade wa l ten lassen.
    NESTOR Ich weiß, dass von Kapitulation geredet worden ist. Aber Thrasymedes hat Recht – auf dieser trojanischen Erde ist zu viel Blut vergossen worden, als dass irgendeine Au s sicht auf Gnade bestünde. Wir hätten den Bürgern Iliums keine gewährt, wenn wir ihre Mauern vor drei Wochen – oder zehn Jahren – mit größerem Erfolg durchbrochen hätten, nicht wahr? Ihr alle hier wisst, dass wir jeden Mann getötet hätten, der alt oder jung genug war, um ein Schwert oder einen Bogen zu halten, dass wir ihre alten Männer niedergemacht hätten, weil sie unsere Feinde in die Welt gesetzt haben, dass wir ihre Frauen verg e waltigt, all ihre überlebenden Frauen und Kinder in lebenslän g liche Sklaverei verschleppt und ihre Stadt sowie ihre Tempel in Brand gesteckt hätten. Aber die Götter … oder die Moiren … wer immer über den Ausgang dieses Krieges entscheidet, h a ben sich gegen uns gewandt. Von den Trojanern, die unsere I n vasion und unsere zehnjährige Belagerung durchgemacht h a ben, können wir nicht mehr Gnade erwarten, als wir ihnen g e währt hätten. Nein, sag deinen Männern, wenn du

Weitere Kostenlose Bücher