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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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reichte. Der Bruch begann als achtzig Meter breite Straße mit niedrigen blaugrünen Schutzwällen zu beiden Seiten, erstreckte sich dann jedoch in die Ferne, bis sie nur noch eine schwarze Linie war, die den fernen Horizont kreuzte.
    »Ihr erwartet doch nicht allen Ernstes von mir, dass ich zu Fuß nach Nordamerika laufe«, sagte Harman.
    »Wir erwarten allen Ernstes, dass du es versuchst«, gab Prosp e ro zurück.
    »Warum?«
    Weder der Nachmensch noch der Nichtmensch antwortete ihm. Moira führte sie die Treppe hinunter zur tiefer gelegenen Fah r stuhl-Plattform. Sie hatte einen Rucksack und einige andere Au s rüstungsgegenstände für Harmans Fußmarsch dabei. Die Fah r stuhltüren öffneten sich, und sie betraten das käfigartige Gebilde und fuhren summend abwärts, vorbei an eisernem Gi t terwerk.
    »Ich werde dich ein, zwei Tage begleiten«, erklärte Moira.
    Harman war überrascht. »Wirklich? Warum?«
    »Ich dachte, du hättest vielleicht gern Gesellschaft.«
    Darauf wusste Harman nichts zu erwidern. Als sie auf die gra s bewachsene Felsplatte unter dem Eiffelbahn -Turm hinau s traten, sagte er: »Wisst ihr, nur ein paar hundert Kilometer südöstlich von uns, im Mittelmeerbecken, gibt es ein Dutzend Depots der Nachmenschen, von denen Savi keine Ahnung ha t te. Sie wusste über Atlantis und die Drei-Stühle-Methode der Blitzfahrt zu den Ringen Bescheid, aber das war mehr oder w e niger ein grausamer Nachmenschen-Scherz – von den Sonies und den Frachtschiffen in den anderen Stasis-Blasen wusste sie nichts. Zumindest waren diese Stasis-Blasen früher einmal dort … «
    »Sie sind immer noch da«, sagte Prospero.
    Harman wandte sich an Moira. »Also gut. Geh mit mir ein paar Tage zum Becken, statt mich auf einen dreimonatigen Fußmarsch über den Meeresboden zu schicken … einen Fu ß marsch, den ich wahrscheinlich nie beenden werde. Dann fli e gen wir mit einem Sonie nach Ardis oder mit einer der Rau m fähren zu den Ringen hinauf, damit sie die Energieversorgung und die Faxknoten-Verbindungen wieder aktivieren.«
    Moira schüttelte den Kopf. »Ich versichere dir, mein junger Prometheus, du willst nicht zum Mittelmeerbecken gehen.«
    »Dort laufen fast eine Million Calibani frei herum«, ergänzte Prospero. »Früher konnten sie nicht aus dem Becken heraus, aber Setebos hat sie freigelassen. Sie haben die Voynixe abg e schlachtet, die früher Jerusalem bewacht haben, sind über Nordafrika und den Nahen Osten ausgeschwärmt und hätten inzwischen schon einen großen Teil von Europa überschwemmt, wenn Ariel sie nicht aufhalten würde.«
    »Ariel!«, rief Harman. Die Vorstellung, wie der winzige … Luf t geist einhändig eine Million wild gewordener Calibani au f hielt – oder auch nur einen einzigen –, war vollkommen absurd.
    »Ariel hat mehr Mittel zur Verfügung, als deine Philosophie sich träumt, Harman, Freund von Noman«, sagte Prospero.
    »Hmm.« Harman war nicht überzeugt. Sie gingen zum Rand der grasbewachsenen Klippe. Ein schmaler Pfad führte in Se r pentinen zum Strand hinab. Aus dieser Nähe sah der atlant i sche Bruch viel realer und seltsam furchteinflößend aus. Wellen plätscherten zu beiden Seiten des unmöglichen, aus dem Ozean geschnittenen Segments an den Strand. »Prospero«, sagte Harman, »du hast die Calibani erschaffen, um der Voynix-Gefahr entgegenzutreten. Weshalb lässt du zu, dass sie frei umherstre i fen?«
    »Ich habe sie nicht mehr unter Kontrolle«, sagte der alte Magus.
    »Seit Setebos gekommen ist?«
    Der Zauberer lächelte. »Ich habe die Macht über die Calibani – und über Caliban selbst – schon viele hundert Jahre vor Setebos verloren.«
    »Weshalb hast du die verdammten Wesen überhaupt erscha f fen?«
    »Aus Sicherheitsgründen.« Prospero lächelte erneut über die Ironie des Wortes.
    »Wir … die Nachmenschen«, sagte Moira, »haben Prospero und seine … Gefährtin gebeten, eine Gattung von Wesen zu e r schaffen, die wild genug waren, um zu verhindern, dass die sich reprod u zierenden Voynixe ins Mittelmeerbecken strömten und unsere dortigen Operationen bedrohten. Du musst wissen, wir haben im Becken … «
    » … Nahrungsmittel, Baumwolle, Tee und andere Materialien angebaut, die ihr auf den Orbitalinseln brauchtet«, beendete Harman den Satz. »Ich weiß.« Er hielt inne und dachte darüber nach, was Moira gerade gesagt hatte. »Gefährtin? Meinst du Ariel?«
    »Nein, nicht Ariel. Vor eintausendfünfhundert Jahren war das Geschöpf, das wir

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