Olympos
untergegangen sein müssen.«
»Könnte es sein, dass jemand vor hundert Jahren damit gefa h ren ist?«, fragte Orphu.
»Nein. Außer wenn unsere gesamten Beobachtungsdaten falsch sind. Die Altmenschen haben hier unten in den letzten zweitausend Jahren so gut wie keine Technologie mehr bese s sen. Selbst wenn jemand dieses U-Boot gefunden hätte und es ihm gelungen wäre, es zu starten, wer hätte es versenken so l len?«
»Die Nachmenschen?«
»Das glaube ich nicht«, sagte Mahnmut. »Die NMs hätten nichts so Primitives wie ein Torpedo oder eine Unterwasse r bombe gegen dieses Ding eingesetzt. Und sie hätten die Schwarzloch-Sprengköpfe nicht hier weiter vor sich hin ticken lassen.«
»Aber die Sprengköpfe sind hier«, sagte Orphu. »Ich kann i h re Spitzen auf den Tiefenradar-Bildern sehen, mit den Ei n dämmungsfeldern für die kritischen schwarzen Löcher darin. Machen wir uns lieber an die Arbeit.«
»Warte«, sagte Mahnmut. Er hatte ferngelenkte Fahrzeuge von der Größe seiner Hand in das Wrack geschickt, und nun kamen die Daten durch mikrodünne Nabelschnüre herein. Eine der Drohnen hatte die KI des Kommando- und Kontrollzen t rums angezapft.
Mahnmut und Orphu lauschten den letzten Worten der sechsundzwanzig Besatzungsmitglieder, die sich bereit mac h ten, die ballistischen Raketen zu starten, die ihren Planeten ze r stören würden.
Als die Testamente und der Datenstrom zu Ende waren, schwiegen die beiden Moravecs eine lange Minute.
»Oh, was für eine Welt«, flüsterte Orphu schließlich, »die so l che Leute hat.«
»Ich komme gleich runter und bereite dich für den Ausflug vor«, sagte Mahnmut. Seine Stimme war dumpf und monoton. »Wir schauen uns dieses Problem aus der Nähe an.«
»Können wir einen Blick in den trockenen Bereich werfen?«, fragte Orphu. »Die Kluft?«
»Der komme ich lieber nicht zu nahe. Das Kraftfeld könnte uns vernichten – die Instrumente der Lady können nicht einmal bestimmen, woraus dieses Feld besteht –, und ich kann dir ve r sichern, dass unser U-Boot an der Luft und auf dem Trockenen nicht viel nützt. Wir halten uns von dem Bruch fern.«
»Hast du dir die Luftaufnahmen des Landeboots vom Bug dieses Wracks angesehen?«
»Natürlich. Ich habe sie auf dem Schirm«, sagte Mahnmut. »Einige schwere Schäden am Bug, aber das kann uns egal sein. Wir kommen hier hinten an die Geschosse heran.«
»Nein, ich meinte die anderen Sachen, die da draußen auf dem trockenen Boden liegen. Meine Radardaten sind vielleicht nicht so gut wie deine optischen Bilder, aber es hat fast den A n schein, als wäre eines dieser Häufchen ein Mensch.«
Mahnmut spähte auf seinen Schirm. Das Landeboot hatte eine umfangreiche Serie von Bildern aufgenommen, bevor es we g geflogen war, und er ging sie alle durch. »Wenn es ein Mensch war«, sagte er, »dann ist er schon lange tot. Die Gliedmaßen sind auf falsche Weise abgespreizt, und es ist ganz flach und vertrocknet. Ich glaube nicht, dass es einer war – ich glaube, unser Bewusstsein versucht nur, eine Gestalt in diesem chaot i schen Zeug zu sehen. Das ist ein richtiges Trümmerfeld da draußen.«
»Na schön«, sagte Orphu, der sich offenbar ihrer Prioritäten bewusst war. »Was muss ich tun, um mich vorzubereiten?«
»Bleib einfach, wo du bist«, sagte Mahnmut. »Ich komme ru n ter und hole dich. Wir gehen zusammen raus.«
Die Dark Lady stand keine zehn Meter westlich vom Heck des Wracks auf ihren Stummelbeinen. Orphu hatte sich gefragt, wie sie durch das Tor der Ladebucht am Bauch des europaschen U-Boots hinauskommen würden, wenn das Boot auf dem Meere s grund lag, aber diese Frage hatte sich von selbst beantwortet, als Mahnmut die Landebeine ausfuhr.
Mahnmut hatte die Ladebucht durch die innere Luftschleuse betreten und eine Direktleitung zu dem großen Ionier herg e stellt, während er den Laderaum behutsam mit dem Wasser des irdischen Ozeans flutete, den Druck anglich und dann das L a deraumtor öffnete. Sie hatten Orphu von seinen diversen N a belschnüren gelöst, und die beiden waren sanft zum Meeresb o den hinabgesunken.
So rissig und alt Orphus Panzer auch war, er leckte nicht. Als Orphu sich neugierig erkundigte, was es mit den Druckmes s werten auf sich hatte, die seine Hülle und andere Körperteile registrierten, erklärte Mahnmut es ihm.
Der Atmosphärendruck oben, an einem theoretischen Strand oder unmittelbar über der Wasseroberfläche, betrug relativ st e tig 1,03 Kilogramm pro Quadratzentimeter.
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