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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Hannah und Tom, die neben der Flugmaschine sta n den, und im nächsten Moment kippte das Sonie fast in die Senkrechte, sein Kraftfeld drückte Noman in die Mulde, und dann schoss es wie eine Flechette gen Himmel und verschwand binnen Sekunden in den tief hängenden, grauen Wolken.
    Ada fühlte sich betrogen. Sie hätte gern noch ein paar letzte Worte mit dem Freund gewechselt, den sie einmal als Odysseus gekannt hatte.
    Die Abstimmung darüber, ob Noman das Sonie bekommen sollte, war mit einer Mehrheit von einer Stimme entschieden worden. Die letzte, entscheidende Stimme war von Elian abg e geben worden, dem kahlköpfigen Anführer der fünf Flüchtli n ge aus Hughes Town, die mit Hannah und Noman auf dem Himmelsfloß gekommen waren. Er gehörte also nicht einmal zu den Überlebenden von Ardis.
    Die Leute von Ardis, die gegen den Verlust des Sonies g e stimmt hatten, waren wütend. Forderungen nach einer erne u ten Auszählung wurden laut. Nicht nur Stimmen, sondern s o gar Flechette-Gewehre waren zornig erhoben worden.
    Ada war mitten ins Getümmel getreten und hatte mit lauter, ruhiger Stimme verkündet, die Angelegenheit sei entschieden. Noman dürfe das Sonie nehmen, werde es jedoch so bald wie möglich zurückbringen. Bis dahin hätten sie das Himmelsfloß, das Noman und Hannah in der Golden Gate bei Machu Picchu zusammengestoppelt hatten. Das Sonie könne nur sechs, das Himmelsfloß jedoch bis zu vierzehn Personen tragen, wenn sie zu der Insel fliehen müssten. Diese Angelegenheit war geklärt.
    Die Flechette-Gewehre waren gesenkt worden, aber das Mu r ren ging weiter. In den Stunden danach mieden alte Freunde von Ada ihren Blick, und sie wusste, dass sie ihr Kapital als A n führerin der Überlebenden von Ardis nun vollständig aufg e braucht hatte.
    Jetzt waren Noman und das Sonie fort, und Ada hatte sich noch nie so einsam gefühlt. Sie berührte ihren leicht ang e schwollenen Bauch und dachte: Kleiner Mensch, Sohn oder Toc h ter von Harman, wenn dies ein Fehler war, der dich in Gefahr bringt, wird es mir bis zur letzten Sekunde meines Lebens Leid tun.
    »Ada?«, sagte Daeman. »Kann ich dich unter vier Augen sprechen?«
    Sie gingen an der nördlichen Palisadenmauer vorbei dorthin, wo Hannah einst ihren eingerüsteten Kuppelofen betrieben ha t te. Daeman erzählte ihr von seiner Begegnung mit der Nac h menschenfrau, die sich Moira genannt hatte. Er beschrieb ihr, dass sie genau wie eine junge Savi ausgesehen hatte und dass sie für alle anderen unsichtbar gewesen war, als sie während der Versammlung und der Abstimmung neben ihm gestanden hatte.
    Ada schüttelte langsam den Kopf. »Das ergibt alles überhaupt keinen Sinn, Daeman. Weshalb sollte ein Nachmensch in Savis Körper erscheinen – und für uns andere unsichtbar bleiben? Wie hätte sie das anstellen sollen? Und warum hätte sie es tun sollen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Hat sie sonst noch etwas gesagt?«
    »Vor der Versammlung hat sie mir versprochen, mir nach d e ren Ende etwas über Harman zu erzählen, wenn sie teilnehmen dürfe.«
    »Und?« Adas Herz schlug so heftig, als würde sich das Kind in ihr bewegen, weil es genauso gespannt war auf die Nachricht wie sie.
    »Der Moira-Geist hat hinterher nur gesagt: › Denkt daran, dass Nomans Sarg niemandes Sarg war. ‹ «
    Ada ließ ihn das zweimal wiederholen und sagte dann: »Das ergibt auch keinen Sinn.«
    »Ich weiß.« Daeman wirkte niedergeschlagen; seine Schultern hingen herab. »Ich habe versucht, ihr eine Erklärung zu entl o cken, aber dann war sie … weg. Sie ist einfach verschwunden.«
    Ada sah ihn scharf an. »Bist du sicher, dass das wirklich g e schehen ist, Daeman? Wir haben alle zu hart gearbeitet, zu w e nig geschlafen, uns zu viele Sorgen gemacht. Bist du sicher, dass dieser Moira-Geist real war?«
    Daeman hielt ihrem Blick stand. Aus seiner Miene sprach gleichermaßen zornige Abwehr ihrer zornigen Skepsis, aber er sagte nichts mehr.
    »Denkt daran, dass Nomans Sarg niemandes Sarg war«, murmelte Ada. Sie schaute sich um. Die Leute gingen ihren nachmittäglichen Pflichten nach, aber die Arbeitstrupps hatten sich nun in Gruppen derjenigen aufgespalten, die gleich abg e stimmt hatten. Keine Seite sprach mit dem kahlköpfigen Elian. Ada kämpfte gegen die Tränen an.
     
    Weder Noman noch das Sonie kam an diesem Tag zurück. Auch nicht am nächsten. Oder am übernächsten.
    Am dritten Tag begleitete Ada Daemans Jagdtrupp in dem schwankenden, von Hannah gesteuerten Himmelsfloß

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