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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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sicher sein würden.
    »Kümmern wir uns wieder ums Abendessen«, rief sie über das Gemurmel hinweg. Jeder konnte die feuchtkalte Stimme der Setebos-Brut in seinem Geist spüren.
    Mami, Papi, es wird Zeit, dass ich rauskomme. Öffnet das Gitter, Papi, Mami, sonst mache ich es selbst. Ich bin jetzt stärker. Ich habe Hunger. Ich möchte jetzt zu euch kommen.
     
    Greogi, Daeman, Hannah, Elian, Boman, Edide und Ada s a ßen beieinander und unterhielten sich bis spät in die Nacht. Über ihnen kreisten lautlos der Äquatorialring und der Pola r ring; sie drehten sich, wie sie es immer getan hatten. Der Große Bär stand tief im Norden. Der Mond war eine Sichel.
    »Ich glaube, morgen früh beim ersten Tageslicht lassen wir die Idee mit der Insel fallen und fangen an, so viele wie möglich zur Golden Gate bei Machu Picchu zu evakuieren«, sagte Ada. »Das hätten wir schon vor Wochen tun sollen.«
    »Dieses blöde Himmelsfloß würde Wochen brauchen, um zur Golden Gate bei Machu Picchu zu kommen«, widersprach Hannah. »Und es könnte sein, dass es wieder kaputtgeht und überhaupt nicht dort ankommt. Ohne Noman, der es reparieren kann, säßen die Leute auf dem Himmelsfloß fest.«
    »Wenn es hier kaputtgeht, sind wir ebenfalls tot«, sagte D a eman. Die junge Frau schien in sich zusammenzusinken. Er b e rührte sie an der Schulter. »Ihr habt erstaunlich gute Arbeit g e leistet, dass es immer noch funktioniert, Hannah, aber wir ke n nen uns mit dieser Technologie einfach nicht aus.«
    »Mit welcher Technologie kennen wir uns denn aus?«, sagte Boman leise.
    »Mit Armbrüsten«, antwortete Edide. »Wir sind allmählich verdammt gut darin, Armbrüste zu bauen.«
    Niemand lachte. Nach ein paar Minuten bat Elian: »Erzählt mir noch mal, woran es liegt, dass die Voynixe nicht in den Wohnbereich dieser Brücke bei Machu Picchu hineinkommen.«
    »Die Wohnblasen sind wie Weinbeeren an einer Rebe«, erklä r te Hannah, die dort mehr Zeit verbracht hatte als alle anderen. »Aber miteinander verbunden. Durchsichtiger Kunststoff oder so. Es ist eine Technologie aus dem späten Untergegangenen Zeitalter, vielleicht sogar Nachmenschen-Technologie – irgen d ein Kraftfeld unmittelbar über der Oberfläche des Glases. Die Voynixe rutschen einfach ab.«
    »Wir hatten etwas Ähnliches an den Fenstern des Crawlers, mit dem Savi uns von Jerusalem aus ins Mittelmeerbecken g e fahren hat«, sagte Daeman. »Sie meinte, es sei ein reibungsfre i es Feld, das den Regen abhalten solle. Aber es hat auch bei V o ynixen und Calibani funktioniert.«
    »Ich würde gern mal so einen Calibani sehen«, erklärte Elian. »Und auch das Caliban-Wesen, das du beschrieben hast.« Der Mund und die Gesichtszüge des kahlköpfigen Mannes schienen immer auf geradezu demonstrative Weise Kraft und Neugier auszustrahlen.
    »Nein«, sagte Daeman leise, »das würdest du nicht. Schon gar nicht den echten Caliban. Glaub mir.«
    In dem Schweigen, das darauf folgte, sagte Greogi, was sie a l le gedacht hatten. »Wir werden losen müssen … Strohhalme ziehen oder so. Vierzehn fliegen zur Brücke. Sie können Wa f fen, Wasser und Mindestrationen mitnehmen, unterwegs vie l leicht jagen, sodass eine volle Himmelsfloß-Ladung von vie r zehn Mann losfliegen kann. Die anderen bleiben hier.«
    »Vierzehn von vierundfünfzig dürfen am Leben bleiben?«, sagte Edide. »Das kommt mir nicht richtig vor.«
    »Hannah wird zu denen gehören, die mitfliegen«, sagte Gre o gi. »Sie bringt das Himmelsfloß zurück, falls die vierzehn beim ersten Flug zur Brücke kommen.«
    Hannah schüttelte den Kopf. »Du kannst das Ding genauso gut fliegen wie ich, Greogi. Und wir können es auch jedem a n deren hier beibringen. Ich bin nicht automatisch beim ersten Flug dabei, und du weißt … du weißt … dass es keinen zweiten Flug geben wird. Nicht bei der Verfassung, in der sich das Himmelsfloß befindet. Nicht, wenn die Voynixe sich weiterhin dort draußen im Dunkeln versammeln. Nicht, wenn das Set e bos-Wesen mit jeder Stunde stärker wird. Wer diese vierzehn kurzen oder langen Strohhalme zieht, wird eine Chance haben, am Leben zu bleiben. Die anderen werden hier sterben.«
    »Dann werden wir die Entscheidung treffen, sobald es hell wird«, sagte Ada.
    »Es könnte Streit geben«, meinte Elian. »Die Leute sind zo r nig, hungrig und reizbar. Vielleicht wollen sie keine Strohhalme ziehen, um zu bestimmen, wer am Leben bleibt und wer stirbt. Vielleicht stürmen sie das Floß sofort, wenn sie

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