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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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über den Kreis der Voynixe hinaus und versuchte abzuschätzen, wie vi e le der kopflosen, gepanzerten Killer dort unten waren. Es war ein schöner Vormittag – keine einzige Wolke, ein blauer Hi m mel und wärmere Winde, die den Frühling verhießen –, und sie erkannte sofort, dass die Anzahl der Voynixe, die sich in ihrem Drei-Kilometer-Radius um die Grube drängten, zugenommen hatte.
    »Mir fallen solche Schätzungen immer schwer«, flüsterte Ada Daeman zu, obwohl sie gute dreihundert Meter über den U n geheuern waren. »Allein auf dieser Wiese sind es bestimmt drei- oder vierhundert. Wir mussten nie große und noch im Wachsen begriffene Massen zählen. Was meinst du? Wie viele sind da unten insgesamt? Fünfzehntausend? Oder mehr?«
    »Mehr, glaube ich«, sagte Daeman ruhig. »Ich schätze, dass wir momentan von dreißig- bis vierzigtausend Voynixen u m zingelt sind.«
    »Haben sie es denn nie satt, dort zu stehen?«, fragte Ada. »Müssen sie nicht mal was essen oder trinken?«
    »Offenbar nicht«, sagte Daeman. »Als wir sie noch für Dienstmaschinen hielten, habe ich nie gesehen, dass einer etwas gegessen oder getrunken hat oder müde geworden ist. Du?«
    Ada schwieg. Diese Zeiten schienen zu weit zurückzuliegen, um über so etwas nachzudenken, obwohl sie vor nicht einmal einem Jahr geendet hatten.
    »Fünfzigtausend«, sagte Daeman leise. »Vielleicht sind es jetzt fünfzigtausend, und jeden Tag faxen mehr herbei.«
    Hannah flog mit ihnen weiter nach Westen, auf der Suche nach Wild und frischem Fleisch.
     
    Am vierten Tag war das Setebos-Baby in der Grube zur Größe eines einjährigen Kalbes – eines ihrer einjährigen Kälber, die inzwischen natürlich alle von den Voynixen geschlachtet wo r den waren – herangewachsen, aber eines Kalbes, das nur ein pulsierendes graues Gehirn mit zahllosen rosafarbenen Händen am Bauch, gelben Augen, pulsierenden Fressöffnungen und weiteren dreifingrigen Händen war, die an grauen Stängeln hervorschossen.
    Mami, Mami, flüsterte das Wesen in Adas Geist, in ihrer aller Geist. Es wird Zeit, dass ich rauskomme. Diese Grube ist zu klein, und ich bin zu hungrig, um noch länger hier zu bleiben.
    Es war früher Abend. In spätestens einer Stunde würde die Dämmerung und mit ihr eine weitere lange, dunkle Winte r nacht hereinbrechen. Die Gruppe versammelte sich bei der Grube. Männer wie Frauen neigten noch immer dazu, sich i h rem Abstimmungsverhalten gemäß zusammenzuscharen. Jeder hatte nun eine Flechette-Waffe, obwohl Armbrüste als Reserve in Reichweite aufbewahrt wurden.
    Casman, Kaman, Greogi und Edide standen über der Grube und zielten mit ihren Gewehren auf das große Wesen in dem Loch. Andere versammelten sich um sie herum.
    »Hannah«, sagte Ada, »ist das Himmelsfloß ausreichend mit Proviant beladen?«
    »Ja«, sagte die jüngere Frau. »Alle Kisten für den ersten Flug sind an Bord, und es ist noch genug Platz für zehn Personen. Bei jedem weiteren Flug können wir dann vierzehn Personen mitnehmen.«
    »Und wie lange braucht ihr bei den Proben noch für den Flug zur Insel und das Entladen der Kisten?«, fragte Ada.
    »Zweiundvierzig Minuten«, sagte Laman, der sich die Stüm p fe der fehlenden Finger an seiner rechten Hand rieb. »Fünfun d dreißig Minuten, wenn es nur Menschen sind. Das Aufsteigen und Absteigen dauert ein paar Minuten.«
    »Das ist nicht gut genug«, sagte Ada.
    Hannah trat näher an das Feuer heran, das sie in der Nähe der Grube unterhielten. »Ada, der Flug zur Insel dauert fünfzehn Minuten pro Strecke. Die Maschine kann nicht schneller fli e gen.«
    »Das Sonie wäre in weniger als einer Minute dort gewesen«, sagte Loes, einer der Zornigsten unter den Überlebenden von Ardis. »Wir hätten alle in weniger als zehn Minuten dorthin gebracht werden können.«
    »Aber wir haben das Sonie jetzt nicht.« Ada hörte die Tei l nahmslosigkeit in ihrer Stimme. Sie schaute unwillkürlich nach Südwesten, zum Fluss und der Insel, aber auch zu den Wä l dern, in denen fünfzig- bis sechzigtausend Voynixe warteten.
    Noman hatte Recht gehabt. Selbst wenn die gesamte Kolonie zur Insel entkam, würden die Voynixe binnen Stunden über ihnen sein – vielleicht sogar binnen Minuten. Obwohl der A r dis-Faxknoten noch immer nicht funktionierte – zwei ihrer Le u te waren Tag und Nacht beim Pavillon, um es immer wieder auszuprobieren –, faxten die Voynixe. Irgendwie faxten sie. Es gab keinen Ort auf der Erde, erkannte Ada, wo sie vor den Ki l lern

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