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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Ausschnitts ihrer ursprünglichen Aufnahme, sondern das Bild war auch g e schärft worden.
    »Da liegt so was wie ein Rucksack auf dem trockenen Boden des Bruchs«, sagte Mahnmut. »Und daneben … «
    »Eine Pistole«, ergänzte Zenturio Mep Ahoo. »Eine Schie ß pulver-Kugelschleuder, wenn meine Vermutung richtig ist.«
    »Und das da neben dem Rucksack sieht wie ein menschlicher Körper aus«, meinte einer der schwarz-chitinösen Soldaten. »Offenbar schon lange tot – völlig mumifiziert und platt.«
    »Nein«, sagte Orphu. »Ich habe die besten Radarbilder g e prüft. Das ist kein menschlicher Körper, sondern nur eine menschliche Thermohaut.«
    »Na und?«, sagte Suma IV. von seinem Pilotensitz. »Bei der Havarie des U-Boots ist eben etwas hinausgeschleudert worden – einer der Passagiere oder einige Habseligkeiten eines Me n schen. Sie gehören zum Trümmerfeld.«
    Orphu schnaubte laut. »Und das ist nach zweitausendfün f hundert Standardjahren noch alles da? Das bezweifle ich, S u ma. Schau dir die Pistole an. Kein Rost. Schau dir den Rucksack an. Keine Zersetzung. Dieser Teil des Bruchspalts ist den El e menten ausgesetzt – auch dem Sonnenlicht und dem Wind –, aber dieses Zeug ist nicht abgebaut worden.«
    »Das beweist gar nichts«, erwiderte Suma IV . während er die Rendezvous-Koordinaten für die Queen Mab eingab. M a növriertriebwerke brachten das Landeboot in die richtige Pos i tion für die Zündung der Haupttriebwerke und den Aufstieg. »I r gendwann in den letzten Jahren ist irgendein Altmensch in den Bruch hinausgewandert und dort gestorben. Wir haben im Moment andere Sorgen.«
    »Schaut in den Sand«, sagte Orphu.
    »Wie bitte?«
    »Schaut euch das fünfte Bild an, das ich aufgeblasen habe. Im Sand. Ich kann es nicht sehen, aber die Auflösung des Radarbi l des reicht bis zu drei Millimeter. Was seht ihr dort – mit euren Augen?«
    »Einen Fußabdruck«, sagte Mahnmut. »Den Abdruck eines nackten Menschenfußes. Mehrere Fußabdrücke. In der schlammigen Erde und dem weichen Sand klar zu erkennen. Sie führen alle nach Westen. Der Regen würde diese Abdrücke binnen einiger Tage auslöschen. Dort ist in den letzten achtundvierzig Stunden ein Mensch gewesen – vielleicht sogar, während wir an der Bergung der Sprengköpfe gearbeitet h a ben.«
    »Das spielt keine Rolle«, sagte Suma IV. »Unsere Befehle la u ten, dass wir zur Queen Mab zurückkehren sollen, und wir we r den … «
    »Geht mit dem Landeschiff wieder zum atlantischen Bruch hinunter«, befahl Hauptintegrator Asteague/Che dreißigta u send Kilometer höher auf der anderen Seite der Erde. »Wir h a ben noch einmal die Bilder überprüft, die wir bei der letzten Umrundung in aller Eile aufgenommen haben, und ungefähr dreiundzwanzig Kilometer westlich des U-Boot-Wracks im Bruch ist etwas zu erkennen, was der Körper eines Menschen sein könnte. Fliegt sofort dorthin und bergt ihn.«
     

85
    Als ich materialisiere, stelle ich fest, dass ich mich in Helena von Trojas privaten Baderaum tief im Innern des Palasts qtet habe, den sie früher mit ihrem toten Gemahl, Paris, bewohnt hat und nun mit ihrem ehemaligen Schwiegervater, König Pr i amos, teilt. Ich weiß, dass mir nur ein paar Minuten bleiben, um etwas zu unternehmen, aber ich weiß nicht, was ich tun soll.
    Sklavinnen und Mägde kreischen, als ich von einem Raum zum anderen marschiere und Helenas Namen rufe. Ich höre die Bediensteten nach den Wachen schreien, und mir wird klar, dass ich möglicherweise rasch fortqten muss, wenn ich nicht an der Spitze eines trojanischen Speers enden will. Im nächsten Raum sehe ich schließlich ein bekanntes Gesicht. Es ist Hypsipyle, die Sklavin von Lesbos, die Andromache der ve r rückten Kassandra als private Aufpasserin zugeteilt hatte. Diese Hypsipyle weiß vielleicht, wo Helena ist, denn als ich Andr o mache und Helena das letzte Mal gesehen habe, waren sie sehr gute Freundinnen. Und diese Sklavin läuft zumindest nicht weg und ruft auch nicht nach den Wachen.
    »Weißt du, wo Helena ist?«, frage ich, während ich mich der kräftig gebauten Frau nähere. Ihr plumpes Gesicht ist so au s druckslos wie ein Kürbis.
    Wie zur Antwort lehnt Hypsipyle sich zurück und tritt mir in die Eier. Ich steige in die Luft, kralle die Hände in meinen U n terleib, falle auf den gefliesten Boden, rolle schmerzgepeinigt herum und quieke.
    Sie setzt zu einem weiteren Tritt an, der mir den Kopf abre i ßen würde, wenn er mich voll trifft, deshalb

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