Olympos
bei der nachmittäglichen Märchenstunde vor der Aufführung.
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Sieben Jahre un d fünf Monate nach Iliums Fall:
Am Tag der Aufführung hatte Harman im Trockental zu tun. Nach dem Essen schlüpfte er in seinen Kampfanzug und die Thermohaut, borgte sich eine Energiewaffe aus dem Waffe n schrank von A r dis House und freifaxte dorthin.
Die Ausgrabung der nachmenschlichen Stasis-Kuppel machte gute Fortschritte. Harman lief zwischen den riesigen Ausgr a bungsmaschinen herum und wich dem nach unten gerichteten Triebwerksstrahl einer Transporthornisse aus, die ihre Funde nach Norden brachte. Er konnte kaum glauben, dass er vor achteinhalb Jahren mit der jungen Ada, der unglaublich jungen Hannah und dem pummeligen Kindskopf Daeman auf der S u che nach Hinweisen auf die Ewige Jüdin – jene geheimnisvolle Frau, die Savi hieß, wie er herausgefunden hatte – in dieses Trockental gekommen war.
Tatsächlich war ein Teil der blauen Stasis-Kuppel direkt unter dem Felsbrocken begraben gewesen, in dem Savi die eingerit z ten Hinweise hinterlassen hatte, die sie in ihr Heim auf dem Mount Erebus führten. Schon damals hatte Savi gewusst, dass Harman der einzige Altmensch auf der Erde war, der diese Kritzeleien lesen konnte.
Die beiden Leiter der Stasis-Kuppel-Ausgrabung waren R a man und Alkinoos. Sie leisteten gute Arbeit. Harman ging die Checkliste mit ihnen durch, um sich zu vergewissern, dass sie wussten, welche Sachen für welche Gemeinschaft bestimmt w a ren – die Energiewaffen gingen in ihrer überwiegenden Meh r zahl nach Hughes Town und Chom; die Thermohäute nach Be l linbad; die Crawler waren Ulanbat und dem Loman-Anwesen versprochen; das Neue Ilium hatte ein starkes Gebot für die älteren Flechette-Gewehre abgegeben.
Harman musste darüber lächeln. Noch zehn Jahre, dann wü r den die Trojaner und die Griechen dieselbe Technologie benu t zen wie die Altmenschen, würden sogar mittels der Pavillon-Knoten überallhin faxen. Einige Mitglieder der Delphi-Gruppe hatten den Knoten in der Nähe von Olympia bereits entdeckt.
Tja, dachte er, die einzige Lösung war, ihnen immer einen Schritt voraus zu sein – technologisch und in jeder anderen Hinsicht.
Es war an der Zeit, sich auf den Heimweg zu machen. Aber vorher wollte Harman noch einen Zwischenstopp einlegen. Er schüttelte Alkinoos und Raman die Hand und freifaxte fort.
Harman kehrte zur Golden Gate bei Machu Picchu zurück, an jenen Ort, wo ihm vor siebeneinhalb Jahren das Leben wiede r geschenkt worden war. Er freifaxte nicht zur Brücke selbst, sondern auf einen Kamm – von der Brücke aus gesehen auf der anderen Seite des Tals, jenseits der hoch gelegenen Ruinen auf der Terrasse von Machu Picchu. Er konnte sich an dem uralten Bauwerk einfach nicht satt sehen; die grünen Wohnkuppeln waren aus dieser Entfernung kaum zu erkennen, aber er war nicht nur aus sentimentalen Gründen zurückgekommen.
Er wollte hier jemanden treffen.
Harman sah zu, wie die Frühnachmittagswolken aus Ric h tung des Wasserfalls über das Tal heraufzogen. Das Sonne n licht färbte den Nebel eine Zeit lang golden und verbarg die Ruinen von Machu Picchu ein Stück weit, sodass sie nur wie vage sichtbare Trittsteine jenseits des Bogens der alten Brücke wir k ten. Überall, wohin Harman schaute, gewann das Leben seinen anti-entropischen Kampf gegen das Chaos und den Energieve r lust – das Gras auf den Hängen, das Blätterdach in dem nebe l verhangenen Tal, die Kondore, die langsam in den thermischen Strömungen kreisten, die Fetzen von Flugmoos an den Häng e kabeln der Brücke, selbst die rostfarbenen Flechten an den Ste i nen in Harmans Nähe.
Wie um ihn von seinen Gedanken über das Leben und dessen vielfältige Formen abzulenken, schoss ein höchst künstliches Raumschiff von Süden nach Norden über den Himmel; sein langer Kondensstreifen löste sich im Jetstream hoch über den Anden langsam auf. Bevor Harman die Bauart und das Modell des Schiffes genau erkennen konnte, war der leuchtende Punkt über dem nördlichen Horizont hinter den Ruinen verschwu n den, gefolgt von einem dreifachen Überschallknall. Er war zu groß und zu schnell für eine der Hornissen gewesen, die Au s rüstung aus dem Trockental nach Norden brachte. Harman fragte sich, ob es vielleicht Daeman war, der von einer ihrer gemeinsamen Expeditionen mit den Moravecs zurückkam, bei denen sie die abnehmenden Quantenstörungen zwischen dem Erdsystem und dem Mars registrierten und aufzeichneten.
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