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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Olymps, mit dreißig Transporthornissen durchdringen, den Gipfel stü r men und die Fackel zu den Göttern in ihren Häusern tragen. Jene Achäer, die beim Kampf in der Zitadelle des Zeus und der Gö t ter verwundet werden oder den Mut verlieren, werden von den Hornissen for t gebracht, nachdem das Überraschungsm o ment vorbei ist. Achilles will bleiben, bis der Gipfel des Berges O lympos in ein Beinhaus verwandelt worden ist und all seine weißen Tempel und Götte r behausungen geschwärzte Ruinen sind. Schließlich, denkt er, hat Herakles einmal eigenhändig die Mauern Iliums niedergerissen, als er zornig war, und die Stadt im Alleingang eingenommen – weshalb sollten die Hallen des Olymps da sakrosankt sein?
    Den ganzen Vormittag über hat Achilles damit gerechnet, dass Agamemnon und sein schlichterer Bruder, Menelaos, an der Spi t ze einer Horde loyaler Männer auftauchen und versuchen wü r den, die Macht über die achäischen Truppen zurüc k zuerobern, die Uhren des Krieges zurückzudrehen, sodass wi e der Sterbliche gegen Sterbliche kämpfen, und von neuem Freundschaft mit den mordgierigen, heimtückischen Göttern zu schließen, aber bisher hat sich dieser hundsäugige, hirschherzige ehemalige Oberb e fehlshaber nicht blicken lassen. Achilles hat beschlossen, ihn zu töten, wenn er tatsächlich eine Revolte inszeniert. Ihn, dieses ro t bärtige Jüngelchen Menelaos und j e den, der den beiden Atriden folgt. Die Nachricht, dass es in den Heimatstädten kein Leben mehr gibt, ist Achilles ’ felsenfester Überzeugung nach nur eine List Agamemnons, um die unruhigen und feigen Achäer zur R e volte aufzustacheln.
    Darum ist Achilles nicht überrascht, als Zenturio Mep Ahoo, der für das Artillerie- und Energiebombardement zuständige stach e lige Steinvec, von der Karte aufblickt, die sie unter dem Seide n tuch eines provisorischen Unterstands studieren, und verkündet, seine Binokularsicht habe eine seltsam aussehende Armee ausg e macht, die aus Iliums Richtung durchs Loch komme.
    Ein paar Minuten später ist er dann doch überrascht, als Ody s seus – der Scharfsichtigste in ihrer Führungsgruppe, die sich unter dem flatternden Zeltdach zusammendrängt – sagt: »Das sind Frauen. Trojanerinnen.«
    »Amazonen, meinst du?« Achilles tritt in den olympischen So n nenschein hinaus. Antilochos, der Sohn des Nestor, Achi l les ’ alter Freund von zahllosen Feldzügen, ist mit seinem Streitwagen vor etwa einer Stunde ins hiesige Lager gekommen und hat jedem von der Ankunft der dreizehn Amazonen und von Penthesileas Schwur erzählt, Achilles im Zweikampf zu töten. Der fußschnelle Männertöter hat unbekümmert gelacht und dabei seine makell o sen Zähne gezeigt. Er hat nicht gegen zehntausend Trojaner und zahllose Götter gekämpft und gesiegt, um sich von den Prahlere i en einer Frau ins Bockshorn jagen zu lassen.
    Odysseus schüttelt den Kopf. »Es müssen an die zweihundert Weiber sein, alle mit schlecht sitzenden Rüstungen, Pelide. Ke i ne Amazonen. Sie sind zu dick, zu klein und zu alt, einige hi n ken sogar.«
    »Tag für Tag«, brummt der mürrische Diomedes, Sohn des T y deus, Herrscher von Argos, »scheinen wir auf eine noch ti e fere Stufe des Wahnsinns hinabzusteigen.«
    Der meisterhafte Bogenschütze Teukros, Nebensohn des Tel a mon und Halbbruder des großen Ajax, fragt: »Soll ich die Lage r wachen vorrücken lassen, edler Achilles? Damit sie diese Frauen abfangen, welche Narretei sie auch hierher geführt h a ben mag, und sie zu ihren Webstühlen zurückschaffen?«
    »Nein«, sagt Achilles. »Gehen wir hinaus und empfangen wir sie – mal sehen, was die ersten Frauen, die sich durch das Loch zum Olymp wagen, in ein achäisches Lager führt.«
    »Vielleicht sind sie auf der Suche nach Äneas und ihren trojan i schen Männern, ein paar Meilen zu unserer Linken«, sagt der gr o ße Ajax, Sohn des Telamon, Führer des Heers aus Salamis, das an diesem Marsmorgen die linke Flanke der Myrmidonen deckt.
    »Vielleicht.« Achilles klingt belustigt und ein wenig irritiert, aber nicht überzeugt. An der Spitze der Gruppe achäischer Kön i ge, Truppenführer, Unterführer und ihrer loyalsten Kämpfer tritt er ins schwächere olympische Sonnenlicht hinaus.
    Es ist in der Tat ein Haufen trojanischer Frauen. Als sie keine hundert Meter mehr entfernt sind, macht Achilles mit seinem Kontingent von rund fünfzig Helden Halt und wartet auf die scheppernde, schreiende Truppe, die da auf sie zukommt. Für den

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