Olympos
fußschnellen Männertöter klingen sie wie eine Gänseschar.
»Siehst du unter den Frauen jemanden von hoher Geburt?«, fragt Achilles den scharfäugigen Odysseus, während sie darauf warten, dass die Rasselbande die letzten hundert Meter des von rotem Stechginster bedeckten Marsbodens überquert, die sie tre n nen. »Irgendwelche Frauen oder Töchter von Helden? Androm a che, Helena, Kassandra mit dem wilden Blick, Medesika s te oder die ehrwürdige Kastianeira?«
»Keine von ihnen«, antwortet Odysseus sofort. »Niemand von Rang, weder durch Geburt noch durch Eheschließung. Ich erke n ne nur Hippodameia – die große mit dem Speer und dem uralten Langschild ähnlich dem, den der große Ajax so gern trägt –, und sie auch nur, weil sie mich in Ithaka einmal mit i h rem Gemahl besucht hat, dem weit gereisten Trojaner Tisiph o nos. Penelope hat sie durch unseren Garten geführt, aber später meinte sie, die Frau sei so säuerlich wie ein unreifer Granatapfel und habe keine Fre u de an Schönheit.«
Achilles, der die Frauen jetzt deutlich genug sehen kann, sagt: »Nun, sie selbst ist jedenfalls keine Schönheit, an der man Freude haben könnte. Philoktetes, geh zu ihnen, halte sie auf und frage sie, was sie hier am Schauplatz unseres Kampfes mit den Göttern wollen.«
»Muss das sein, Peleussohn?«, jammert der ältere Boge n schütze. »Nach den Verleumdungen, die gestern bei Paris ’ B e stattung über mich verbreitet wurden, glaube ich kaum, dass ich derjenige sein sollte, der … «
Achilles dreht sich um und bringt den Mann mit einem ma h nenden Blick zum Schweigen.
»Ich komme mit und halte dir die Hand«, poltert der große Ajax. »Komm, Teukros. Zwei Bogenschützen und ein meisterhafter Lanzenkämpfer sollten für diesen schwanzlosen Haufen reichen, selbst wenn sie noch hässlicher werden, als sie ’ s schon sind.«
Die drei Männer lösen sich aus Achilles ’ Kontingent.
Dann geht alles sehr schnell.
Philoktetes, Teukros und der große Ajax bleiben rund zwa n zig Schritt vor der locker formierten Linie offensichtlich ateml o ser, keuchender, gepanzerter Frauen stehen, und der ehemalige Fü h rer der Thessalier und spätere Ausgesetzte tritt mit Herakles ’ b e rühmtem Bogen in der linken Hand vor und erhebt die rechte Hand zu einem friedlichen Gruß.
Eine der jüngeren Frauen rechts von Hippodameia wirft ihre Lanze. Unglaublicherweise, erstaunlicherweise, trifft sie Philokt e tes – der zehn Jahre lang den Zorn der Götter und einen gift i gen Schlangenbiss überlebt hat – direkt über seiner leichten Boge n schützenrüstung mitten in die Brust, durchbohrt ihn und durc h trennt ihm das Rückgrat, sodass er leblos auf die rote E r de stürzt.
»Tötet die Hündin!«, schreit Achilles empört, stürmt nach vorn und zieht sein Schwert aus der Scheide.
Teukros, der nun von einem Hagel wild geschleuderter La n zen und ungezielter Pfeile eingedeckt wird, braucht keine solche Au f forderung. Schneller, als die Augen der meisten Sterbl i chen ihm folgen können, legt er einen Pfeil ein, strafft die Sehne des Bogens und jagt der Frau, die Philoktetes niedergestreckt hat, einen m e terlangen Schaft durch den Hals.
Hippodameia und zwanzig oder dreißig Frauen gehen auf den großen Ajax los, stoßen versuchsweise mit Lanzen nach ihm und schwingen die schweren Schwerter ihrer Männer, Väter oder Sö h ne unbeholfen mit beiden Händen.
Ajax, Sohn des Telamon, schaut sich einen Moment lang nach Achilles um und wirft den anderen Männern einen beinahe belu s tigten Blick zu, dann zieht er sein langes Schwert, stößt Hipp o dameias Klinge und Schild mit einem lässigen Schulterz u cken beiseite und schlägt der Frau den Kopf ab, als würde er in seinem Garten Unkraut jäten. Die anderen Frauen, deren Wut nun die Oberhand über ihre Furcht gewonnen hat, stürzen sich auf die beiden stehenden Männer. Teukros jagt ihnen einen Pfeil nach dem anderen in Augen, Beine, wippende Brüste und – binnen weniger Sekunden – Rücken, als sie die Flucht ergreifen. Der gr o ße Ajax erledigt diejenigen, die so töricht sind, noch zu zögern; er watet durch sie hindurch wie ein hochgewachsener Mann inmi t ten von Kindern und lässt nichts als Leichen zurück.
Als Achilles, Odysseus, Diomedes, Nestor, Chromios, der kleine Ajax, Antilochos und die anderen eintreffen, liegen rund vierzig Frauen tot oder sterbend am Boden. Ein paar wälzen sich schre i end in Todesqualen auf der rot getränkten roten E r de, die
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