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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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saubere Bomben«, erwiderte Orphu. »Jede n falls für Kernspaltungsbomben.«
    »Wie groß sind sie?« Hockenberry merkte, dass es im Masch i nenraum wärmer sein musste als im Rest des Schiffes. Auf se i nem Kinn, seiner Oberlippe und seiner Stirn standen Schwei ß perlen.
    »Komm mit auf die nächsthöhere Ebene«, sagte Mahnmut und ging zu einer Wendeltreppe voran, die so breit war, dass Orphu zusammen mit ihnen die breiten Stufen hinaufschweben konnte. »Wir zeigen sie dir.«
    Hockenberry schätzte, dass der Raum einen Durchmesser von ungefähr fünfzig Metern hatte und halb so hoch war. Er war fast vollständig mit Gestellen, Förderbändern, Zwischenebenen aus Metall, ratschenden Ketten und Rutschen gefüllt. Mahnmut drückte auf einen übergroßen roten Knopf, und die Förderbä n der, Ketten und Sortiervorrichtungen setzten sich surrend in Bew e gung. Sie transportierten Hunderte oder Tausende kleiner, silbe r ner Behältnisse, die für Hockenberry allergrößte Äh n lichkeit mit Coca-Cola-Dosen ohne Etikett hatten.
    »Hier sieht ’ s aus wie im Inneren eines Coca-Cola-Automaten«, sagte Hockenberry im Versuch, sein Gefühl dr o henden Unheils mit einem schlechten Scherz zu lindern.
    »Es ist ja auch von der Coca-Cola-Company, so ungefähr aus dem Jahr 1959«, rumpelte Orphu von Io. »Die Entwürfe und Pläne stammen aus einer ihrer Abfüllanlagen in Atlanta, Geo r gia.«
    »Man steckt einen Vierteldollar rein und kriegt eine Cola raus«, brachte Hockenberry hervor. »Nur dass es statt einer C o la eine Fünfundvierzig-Kilotonnen-Bombe ist, die unmittelbar hinter dem Heck des Schiffes explodiert. Und nicht nur eine, sondern Ta u sende.«
    »Richtig«, sagte Mahnmut.
    »Nicht ganz«, sagte Orphu von Io. »Denk daran, das ist eine Konstruktion von 1959. Da steckt man nur ein Zehncentstück rein.«
    Der Ionier rumpelte, bis die Silberdosen auf dem fahrenden Fö r derband in ihren Metallringen klapperten.
     
    Als Hockenberry wieder allein mit Mahnmut in der Hornisse saß und sie zu der größer werdenden Scheibe des Mars hinau f stiegen, sagte er: »Was ich noch fragen wollte … hat es einen Namen? Das Schiff?«
    »Ja«, sagte Mahnmut. »Einige von uns fanden, dass es einen Namen brauchte. Zuerst haben wir an Orion gedacht … «
    »Weshalb Orion?« Hockenberrys Blick war auf das Heckfen s ter gerichtet, wo Phobos, der Stickney-Krater und das riesige Schiff schnell verschwanden.
    »Das war der Name, den eure Wissenschaftler Mitte des zwa n zigsten Jahrhunderts dem Schiff und dem Bombena n triebsprojekt gaben«, sagte der kleine Moravec. »Aber letzten d lich haben die für die Reise zur Erde verantwortlichen Haupti n tegratoren den Namen akzeptiert, den Orphu und ich schlie ß lich vorgeschlagen haben.«
    »Nämlich?« Hockenberry drückte sich tiefer in seinen Kraftfel d sessel, als sie brausend und zischend in die Marsatmosphäre ei n traten.
    »Queen Mab«, sagte Mahnmut.
    »Aus Romeo und Julia«, sagte Hockenberry. »Das muss dein Vo r schlag gewesen sein. Du bist der Shakespeare-Fan.«
    »Seltsamerweise war es Orphus Vorschlag«, sagte Mahnmut. Sie befanden sich jetzt in der Atmosphäre und flogen über die Tha r sis-Vulkane in Richtung Olympus Mons und des Bran-Lochs nach Ilium.
    »Inwiefern passt er zu eurem Schiff?«
    Mahnmut schüttelte den Kopf. »Orphu hat diese Frage nie b e antwortet, aber er hat Asteague/Che und den anderen einen A b schnitt aus dem Stück zitiert.«
    »Welchen Abschnitt?«
     
    »MERCUTIO: Königin Mab war bei euch, das ist klar.
    Sie ist der Elfen Kindbettfrau und kommt,
    Nicht größer von Gestalt als der Achat am
    Ringfinger eines Ratsherrn, und kutschiert
    Mit ‘ nem Gespann von kleinen Sonnenstäubchen
    Den Schläfern quer über die N a sen hin.
    Aus Spinnenbein sind ihrer Räder Speichen
    Ihr Wagenplan besteht aus Heuschreckflügeln
    Ihr Zaumzeug ist aus feinstem Spinnenweb
    Und ihr Geschirr aus wasserhellem Mondstrahl.
    Aus Grillenknochen ist ihr Peitschengriff,
    Die Peitschenschnur Altweibersommerfaden,
    Ihr Kutscher eine grauberockte Mücke,
    Nicht halb so groß wie jene runden Würmchen,
    Die man aus fauler Dirnen Fingern sticht.
    Ihr Wagen ist ‘ ne leere Haselnuss
    Vom Tischler Eichhorn oder von der Raupe,
    Die stets der Elfen Kutschenmacher sind.
    So flitzt sie Nacht für Nacht nun durch die Hirne
    Der Liebenden, die dann von Liebe träumen,
    Über die Knie der Höflinge, die knicksen
    Im Traum gleich; über Advokatenfinger,
    Die träumen dann von Honoraren;

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